Georg Niedermeier, Abwehrspieler des VfB, spielt nach seiner Verletzung gegen Augsburg erstmals in der umgebauten Mercedes-Benz-Arena.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Den inoffiziellen Titel "torgefährlichster Abwehrspieler der Bundesligasaison 2010/11" hat er sich mit einem ehemaligen Teamkollegen vom FC Bayern München II teilen müssen. Denn wie Georg Niedermeier hat auch der Dortmunder Mats Hummels, an dessen Seite der VfB-Profi in der Saison 2006/07 in der Regionalliga-Süd verteidigte, in der vergangenen Erstligaspielzeit fünf Tore erzielt. Vier seiner Treffer gelangen Niedermeier dabei mit dem Kopf, was zeigt, dass der gebürtige Münchner auch vor dem gegnerischen Tor oft die Lufthoheit innehatte.

 

Jetzt meldet sich Georg Niedermeier nach einer langen Leidenszeit wieder in den Bundesligastrafräumen zurück. Wegen eines Ermüdungsbruchs im Oberschenkel, mit dem er aus dem VfB-Sommertrainingslager im Ötztal zurückgekehrt war, absolvierte der 25-Jährige in dieser Saison noch kein Spiel für die Stuttgarter. Weil aber der Kollege Maza in Mainz (1:3) vom überforderten Schiedsrichter Guido Winkmann noch nach dem Schlusspfiff die Gelb-Rote Karte sah und daher für das Heimspiel am Sonntag gegen den FC Augsburg gesperrt ist, rückt Niedermeier wieder neben Serdar Tasci in die Innenverteidigung.

Niedermeier muss weiter auf seine Chance warten

"Endlich darf ich in unserem neuen Stadion ran", sagt der Rückkehrer Niedermeier, der gegen den Tabellenletzten aus dem bayerischen Schwaben zunächst einmal eine gute Partie abliefern möchte. "Ich weiß, dass ich nach diesem Spiel, egal wie es läuft, wieder in die Rolle des Herausforderers schlüpfe", sagt der 1,89 Meter große Abwehrmann zum vereinsinternen Duell der Innenverteidiger mit Serdar Tasci und Maza. In dieses wird spätestens in der Rückrunde auch der Kapitän Matthieu Delpierre wieder eingreifen. Der Franzose steigt gerade ins Mannschaftstraining ein. "Ich sehe mich mit den anderen vom Potenzial her auf Augenhöhe. Allerdings haben Serdar und Maza im Moment einen Vorteil, was die Chancen auf die Startelf betrifft. Den haben sie sich durch ihre guten Leistungen erkämpft, für die ich mich gefreut habe. Schließlich sind wir auch durch die guten Abwehrleistungen gut in die Saison gestartet", sagt Niedermeier, der 2010 für 3,5 Millionen Euro Ablöse bis 2014 verpflichtet wurde. Zunächst muss er aber weiter auf seine Chance warten. "Da ist viel Geduld gefragt", sagt er, "auch das gehört leider zum Profifußball."

Die härteste Phase seiner Verletzungszeit hat der Kassenwart der VfB-Profis, der im Kreise der Kollegen die Geldstrafen für kleinere und mittlere Vergehen eintreibt, bereits hinter sich: "Als mir unser Vereinsarzt nach dem Trainingslager im Juli mitgeteilt hat, dass ich durch die Verletzung mindestens sechs bis acht Wochen ausfalle, da habe ich mich erstmal enttäuscht in mein Auto gesetzt - und musste ganz tief durchschnaufen."

Für seine Zukunft beim VfB ist ihm nicht bange

Schließlich gehörte Niedermeier, der mit einer Pädagogik-Studentin für Mathematik und Sport liiert ist, in der Vorsaison beim Abstiegskandidaten VfB noch zu den wenigen Gewinnern im Kader. 29 seiner bis dato 46 Bundesligaspiele absolvierte er in der Krisensaison des VfB. Dabei profitierte Niedermeier auch davon, dass Serdar Tasci und vor allem Matthieu Delpierre, der obendrein zweimal die Rote Karte sah, mehrfach verletzt ausfielen.

Dennoch blickt der Mann mit der Rückennummer sechs, der einst im feinen Münchner Stadtteil Bogenhausen am Englischen Garten beim örtlichen FC mit dem Kicken begann, mit gemischten Gefühlen zurück. "Wer so eine Saison wie wir im Vorjahr durchgemacht hat", sagt Niedermeier, "der möchte das nicht noch einmal erleben. Das steckt einem noch länger in den Knochen."

Für seine Zukunft beim VfB ist ihm nicht bange. "Ich werde weitere Chancen bekommen. Das kann durch Verletzungen ganz schnell gehen", sagt Niedermeier, der sich auch wieder um seinen Nebenjob als Kassenwart kümmern wird. Als der 25-Jährige in der Reha war, haben es die Kollegen etwas großzügiger gehandhabt. "In dieser Zeit ist nicht allzu viel Geld rein gekommen", sagt Niedermeier, der aktuell einen Mitspieler besonders auf dem Kieker hat, weil der auf dem engen Parkplatz der VfB-Profis oft "Platz für fünf" benötige. "Da muss ich demnächst mal eine Strafe aussprechen", sagt der Defensivmann. Der Name bleibt aber geheim, das ist für Niedermeier Ehrensache.

Wechselspiele

Zum VfB: Seit Gründung der Bundesliga im Jahr 1963 bis heute wechselten 13 Spieler direkt vom FC Bayern zum VfB: Bertram Beierlorzer, Thomas Berthold, Dieter Brenninger, Marco Grimm, Erwin Hadewicz, Markus Husterer, Ludwig Kögl, Herward Koppenhöfer, Philipp Lahm, Reiner Maurer, Kurt Niedermayer, Asgeir Sigurvinsson, Thomas Strunz.

Zum FC Bayern: Aus Stuttgart nach München gingen in dieser Zeit acht Spieler: Giovane Elber, Manuel Fischer, Mario Gomez, Dieter Hoeneß, Philipp Lahm, Bernd Martin, Thomas Strunz, Pablo Thiam.