Der Präsident, der Manager und der Trainer äußern sich im Fall Kevin Großkreutz – das Gesamtbild rund um den Weltmeister des VfB Stuttgart ist aber weiterhin diffus.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Es hat inzwischen Tradition, dass die Stuttgarter Leonhardskirche in der kalten Jahreszeit sieben Wochen lang für sieben Stunden am Tag zu einem besonders wärmenden Ort wird. Denn in der sogenannten Vesperkirche wird dann ein Mittagessen zum Preis von 1,20 Euro sowie ein Vesperbeutel für den Nachmittag samt heißer Getränke an Bedürftige ausgegeben.

 

Eigentlich wollte auch Kevin Großkreutz am Donnerstagvormittag die Leonhardskirche besuchen. Denn es ist ebenfalls längst gute Sitte, dass eine Delegation des VfB Stuttgart für ein paar Stunden die Essensausgabe übernimmt – und zur Abordnung der Fußballer sollte ursprünglich auch ihr Weltmeister zählen. Als der Präsident Wolfgang Dietrich, der Manager Jan Schindelmeiser, der Trainer Hannes Wolf sowie einige Spielern aber gleichermaßen pünktlich wie freundlich zur guten Tat schritten, da fehlte Kevin Großkreutz aus bekannten Gründen. Der 28-Jährige war ja nur rund 100 Meter Luftlinie von der Leonhardskirche entfernt, auf der anderen Seite des Stuttgarter Bohnenviertels, in der Nacht zum Faschingsdienstag um 2.12 Uhr am Wilhelmsplatz in eine Schlägerei verwickelt gewesen.

VfB gewinnt Testspiel gegen Wormatia Worms mit 3:0

Mehr als zwei Tage liegt dieser Vorfall nun schon zurück, bei dem Großkreutz offenbar in der Begleitung von drei Nachwuchsspielern des VfB mit einer Gruppe Teenager aus dem Raum Geislingen aneinandergeraten ist. Da war es also nicht verwunderlich, dass der Medienauflauf am Nachmittag am Wasen größer war als gewöhnlich, obwohl das Team von Hannes Wolf lediglich zu einer Testpartie gegen den Regionalligisten Wormatia Worms antrat (der VfB gewann mit 3:0 (1:0) dank der Tore von Josip Brekalo, Berkay Özcan und Tobias Werner ).

„Wir gehen verantwortungsbewusst und gewissenhaft mit dem Thema um, sind aber gerade in der Prüfungsphase und werden zeitnah zu einer Entscheidung kommen“, sagte der Manager Jan Schindelmeiser zum Fall Großkreutz. Schließlich wird besonders vonseiten der Fans die Frage nach den Konsequenzen für den Spieler heiß diskutiert. Immerhin ist Großkreutz seinem Ruf als ewiges Sorgenkind mal wieder gerecht geworden.

„Das ist natürlich keine schöne Geschichte. Kevin hat noch Glück gehabt, dass ihm körperlich nicht mehr passiert ist – so schlimm wie er aussah“, sagte der Chefcoach Hannes Wolf: „Alles Weitere ist kein Trainer-, sondern ein Vereinsthema.“ Dabei steht auch die Frage im Vordergrund, ob der Spieler Täter oder Opfer war. Also reicht die Spannweite der möglichen Folgen für Großkreutz von einer Ermahnung („Er ist ein Spieler von uns, also müssen wir ihn so weit wie möglich schützen“, so Schindelmeiser) über eine saftige Geldstrafe bis hin zu einer Verbannung ins Stuttgarter Regionalliga-Team. Letzteres käme quasi einem Rauswurf gleich, da Großkreutz mit Sicherheit nicht langfristig in der vierten Liga kicken würde.

Das Gesamtbild der Partynacht bleibt diffus

„Mein erster Gedanke war: Der lässt nichts aus. Der zweite Gedanke war: Was ist wirklich passiert?“, erklärte der Präsident Wolfgang Dietrich, der noch um Geduld bittet: „Wir haben mit Kevin geredet, aber auch mit anderen Beteiligten. Das ergibt ein diffuses Gesamtbild, das noch nicht abgeschlossen ist.“ Klar ist aber bereits jetzt, dass die Eskapaden des Rechtsverteidigers für die Mannschaft zur Unzeit kommen. Immerhin kann der VfB vor dem schweren Auswärtsspiel am Montag beim Tabellenvierten Eintracht Braunschweig (20.15 Uhr/Sport 1) auf eine Erfolgsserie von fünf Siegen hintereinander zurückblicken.

Durchgesickert ist daher bereits, wie wütend der Fall Großkreutz gerade den sonst als äußerst bedächtig geltenden Jan Schindelmeiser gemacht hat. Schließlich stören aus VfB-Sicht sämtliche negative Nebengeräusche mit Blick auf das alleinige Saisonziel, den direkten Wiederaufstieg. Also soll der Manager bei einem Team-Essen am Mittwochabend gegenüber den VfB-Spielern in Abwesenheit von Großkreutz deutlich seine Enttäuschung über das Verhalten des Ex-Dortmunders zum Ausdruck gebracht haben.

„Wir wissen auch, dass dies ein Vorfall ist, bei dem wir nicht so einfach zur Tagesordnung übergehen können“, so lautete tags darauf Schindelmeisers offizieller Stellungnahme in der Leonhardskirche. Doch das letzte Wort in der Causa Großkreutz ist ja längst nicht gesprochen.

VfB Stuttgart - 2. Bundesliga

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