Cristian Molinaro will den VfB verlassen. Zum einen wegen der vergangenen Frust-Jahre zwischen Tribüne, Ersatzbank und Spielfeld, zum anderen wegen des fehlenden Vertrauens seitens des Trainers. Aber es könnte auch noch einen weiteren Grund geben.

Stuttgart - Der neue Kollege ist mit offenen Armen empfangen worden, auch Cristian Molinaro hat ihm zur Begrüßung freundschaftlich die Hand geschüttelt. Sehr gut sei das Verhältnis nach einer gemeinsamen Trainingswoche, berichtet Konstantin Rausch (23), er hole sich sogar hin und wieder ein paar Tipps von dem Mitspieler aus Süditalien: „Schließlich ist der Moli schon viel länger im Verein als ich, und das respektiere ich auch.“ Das wird den Neuzugang von Hannover 96 aber nicht davon abhalten, Cristian Molinaro den Platz wegzunehmen.

 

Konstantin, genannt: „Kocka“ Rausch, im russischen Koschewnikowo geboren und in Niedersachsen aufgewachsen, ist beim VfB Stuttgart als neuer Stammverteidiger auf der linken Abwehrseite vorgesehen. Jahrelang haben sich dort Molinaro und Arthur Boka duelliert. Während der Ivorer Boka im Laufe der vergangenen Saison zum zentralen Mittelfeldspieler befördert wurde, hat Molinaro mit sehr durchwachsenen Leistungen seinen Kredit verspielt – und weiß selbst, dass es für alle Beteiligten das Beste wäre, wenn sich die Wege noch vor Beginn der neuen Saison trennen würden.

Molinaro wartet auf ein Angebot

Er fühle sich sehr wohl in Stuttgart, auch seiner Familie gefalle es prächtig, sagt Molinaro: „Aber wenn das Sportliche nicht stimmt, dann wird es schwierig.“ Frustrierend seien die vergangenen beiden Jahre gewesen, in denen er regelmäßig zwischen der Tribüne, der Ersatzbank und dem Spielfeld hin- und hergependelt ist und das Vertrauen des Trainers vermisst hat. Ein Gespräch mit Bruno Labbadia hat es schon seit längerer Zeit nicht mehr gegeben – und wird auch nicht mehr nötig sein. Wenn ein konkretes Angebot kommt, wird Molinaro den Verein ein Jahr vor Ablauf seines Vertrages verlassen – und niemand beim VfB wird versuchen, ihn davon abzuhalten.

Bisher jedoch gab es nur lose Anfragen aus der Türkei und England, die sich schnell wieder zerschlagen haben. Nun hofft Molinaro auf neue Interessenten. Für Linksverteidiger mit internationaler Erfahrung gibt es eigentlich immer einen Markt. „Ich kann nur warten“, sagt der Mann, der Ende des Monats 30 wird: „Und wenn ein Angebot kommt, dann will ich einen Neuanfang machen.“

Beim VfB haben die Intensivwochen begonnen

Dem Frust Molinaros steht die Vorfreude Rauschs gegenüber. Dem Neuzugang fällt es viel leichter, sich in der Vorbereitung zu quälen – am Montag hat in Bad Cannstatt die so genannte Intensivwoche begonnen, mit drei Einheiten täglich. Das Training sei härter und intensiver, als er es aus Hannover kennt, aber das sei auch gut so: „Ich habe das Gefühl, dass wir richtig fit sein werden, wenn die neue Saison beginnt.“

Mit 18 hat Rausch einst bei Hannover 96 debütiert (gegen den VfB), als jüngster Spieler der Vereinsgeschichte. 150 Bundesligapartien hat er seither bestritten – eine stolze Zahl für einen 23-Jährigen. Nach insgesamt achteinhalb Jahren in Hannover wollte er trotzdem „eine neue Herausforderung“ – und hatte, nicht zuletzt dank des auslaufenden Vertrages, reihenweise Bewerber. Wolfsburg meldete Interesse an, Mönchengladbach, Bremen, der HSV . Das Rennen machte der VfB, weil ihm die Gespräche mit Labbadia und dem Manager Fredi Bobic „das Gefühl gegeben haben, dass man mich unbedingt haben will“.

Wunschspieler Konstantin Rausch

Konstantin Rausch ist ein Wunschspieler von Labbadia, seit Jahren verfolgt der VfB-Trainer dessen Werdegang. „Er bringt viel Dynamik mit, hat eine super linke Klebe und für sein Alter viel Erfahrung“, sagt Labbadia: „Jetzt hoffen wir, dass er die Position als linker Verteidiger annimmt.“ In Hannover hat Rausch überwiegend im linken Mittelfeld gespielt, beim VfB ist er in der Viererkette vorgesehen – auch das haben ihm Bobic und Labbadia gleich mitgeteilt. Kein Problem für Rausch: „Ich mag es, wenn ich von hinten nach vorne marschieren kann, wenn ich meinen Mitspieler hinterlaufe und vors Tor flanke“, sagt Rausch.

Genau dies hat auch Cristian Molinaro immer gern getan. Beim VfB, so scheint es, wird er aber nicht mehr dazu kommen. will