Beim VfB Stuttgart krankt es am Toreschießen – aber trotz der vielen Ausfälle hat der Fußball-Bundesligist an diesem Dienstag (18.30 Uhr) beim DFB-Pokalspiel in Mainz viel vor.

Sport: Carlos Ubina (cu)

Stuttgart - Marcin Kaminski hat das gut gemacht. Per Kopf und mit dem Fuß. Der Ball ist dann beim Torschusstraining nach Flanken immer wieder da gelandet, wo er hin soll – im Netz. Als weitere Bewerbung lassen sich diese Aktionen interpretieren, da der Pole in Diensten des VfB Stuttgart nun ständig mit einer Versetzung rechnen muss – vom Innenverteidiger zum Mittelstürmer.

 

Auch an diesem Dienstag (18.30 Uhr) beim Pokalspiel in Mainz. Denn zum einen fällt Benjamin Pavard nach seinem operierten Nasenbeinbruch aus, was für einen artgerechten Einsatz Kaminskis in der Abwehr spricht. Zum anderen ist aber noch nicht klar, ob Simon Terodde wegen seiner Rippenprellung auflaufen kann, weshalb Kaminski wieder zum Stoßstürmer mutieren könnte. „Ich kann in dieser Phase mit unseren vielen Verletzten nichts ausschließen“, sagt der Trainer Hannes Wolf.

Es mutete ja schon seltsam an, was Wolf sich da überlegt hatte, als Terodde gegen den FC Bayern (0:1) kurz nach der Halbzeit vom Rasen musste. Der Angreifer ging, und der Abwehrspieler kam – dennoch war es ein positionstreuer Wechsel, da Kaminski die Aufgabe erhielt, sich der Wucht der weltmeisterlichen Innenverteidiger Jerome Boateng und Mats Hummels entgegenzustemmen und sie beim Spielaufbau zu stören beziehungsweise anzulaufen, wie es im Fußballjargon heißt.

Außer Zieler hat nur Pavard 17 Liga-Einsätze

Wolf wusste ja nur zu gut, dass es den Stuttgartern kaum gelingen würde, spielerisch hinter die Münchner Reihen zu kommen. Und beim Blick auf die Bank sah er nur die flinken Takuma Asano, Josip Brekalo und Nicolas Sessa – 1,73, 1,75 und 1,70 Meter groß. Da musste eben eine andere Lösung her, und Kaminski bot sich mit seinen 1,92 Meter an, da ohne Daniel Ginczek kein anderer verfügbarer Mann Rammbock-Qualitäten mitbrachte.

Es ist auch ein Kreuz mit den Verletzten beim VfB seit Saisonbeginn. 24 Spieler weist der Kader aus, mit Ausnahme von Carlos Mané (Reha nach Knorpelschaden im Knie) wurden alle anderen eingesetzt. Was auch daran liegt, dass die Ausfallliste beeindruckend lang ist. 18 Namen stehen darauf. Neuerdings sogar Pavard, der zuvor neben Torhüter Ron-Robert Zieler der einzige VfB-Profi war, der die kompletten 1530 Ligaminuten absolviert hat.

In Christian Gentner und Holger Badstuber fehlten länger auch Mitglieder der Mittelachse, um dem Team Stabilität zu verleihen. Fast vergessen ist das, da die Fehlzeiten in der Offensivabteilung am auffälligsten sind. Neben Ginczek erwischte es zum Beispiel Anastasios Donis. Beide in einer Phase, als sie gerade dabei waren, ihre Topform zu erlangen. „Wir wussten, dass Daniel Ginczek Zeit und Einsätze braucht. Gegen Dortmund hat er sich dann sehr gut präsentiert“, sagt Wolf. Doch schon riss eine Muskelfaser und der Trainer war wieder zu Veränderungen gezwungen.

Auch Akolo ist nie richtig fit

Nur diese Wechsel hatten Bestand, und offensive Abläufe ließen sich deshalb nur schwer erarbeiten. Zumal auch Chadrac Akolo ein Spieler ist, dessen körperlicher Zustand selten bei hundert Prozent lag. Ständig ging es darum, den besten Torschützen wieder einzugliedern. „Uns hat es schon hart erwischt“, sagt Wolf, will das Verletztenthema jedoch nicht zu groß machen. Nach Ausreden klingt das für ihn.

Doch es bleibt eben festzuhalten, dass es beim VfB am Toreschießen krankt und diese Mangelerscheinung in eine Ergebniskrise geführt hat. Seit vier Spielen warten die Stuttgarter auf einen Treffer und einen Erfolg. Asano war der Letzte, der traf. Vor einem Monat beim 1:1 in Hannover. Jetzt geht es für den Bundesliga-14. aber außer um den Viertelfinaleinzug im DFB-Pokal auch darum, 2017 einen letzten, guten Eindruck zu hinterlassen. „Wir haben noch mal die Chance, das in die richtige Richtung zu drücken“, sagt Wolf und liebäugelt mit einer Systemumstellung, um die Ausfälle zu kompensieren. Von Dreier- auf Viererabwehrkette. Für Kaminski, den Pendler zwischen Abwehr und Angriff, könnte sich somit eine dritte Rolle ergeben – als Joker.

VfB Stuttgart - 1. Bundesliga

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