Die Stuttgarter Polizei sieht sich massiver Kritik ausgesetzt, nachdem fünf Kölner Fanbusse vor Anpfiff wieder umdrehen mussten. Die Beamten sprechen von „Gefahrenvorsorge“.

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Der Stuttgarter Polizeivizepräsident Carsten Höfler hat den Polizeieinsatz rund um das Hochrisiko-Spiel des VfB Stuttgart gegen den 1. FC Köln geleitet – und sieht sich nun heftiger Kritik ausgesetzt. Nicht etwa, weil sich die Zahl der Zwischenfälle am Samstag mit sieben Vorgängen in engen Grenzen hielt. Sondern weil 500 Kölner Fans das Stadion nicht erreichten. Ihre Busse waren fernab in Waiblingen an einer Kontrolle hängen geblieben.

 

Gefahrenvorsorge oder Schikane?

Selbst der Kölner FC-Trainer Steffen Baumgart übte Kritik: „Das war eine bewusste Aktion, und das ist aus meiner Sicht auch nicht in Ordnung“, sagte er. „Wenn man nichts zu verbergen hat, wäre das zügig vonstatten gegangen“, sagt dagegen Polizeisprecher Thomas Ulmer über die Kontrollaktion, die am Samstag gegen 14 Uhr, anderthalb Stunden vor dem Anpfiff, in Waiblingen an der Rundsporthalle nahe der B 14 stattfinden sollte.

Sechs Busse mit Kölner Fans, unter denen auch gewaltbereite Anhänger vermutet wurden, sollten „zur Gefahrenvorsorge“ überprüft werden. Dazu seien aber nur die Insassen eines einzigen Busses bereit gewesen – der sei dann auch zum Stadion gefahren. Die fünf anderen Gruppen weigerten sich und kehrten gegen 14.50 Uhr um. Eine rechtzeitige Ankunft zum Anpfiff sei unmöglich geworden, so die Begründung. „Unverhältnismäßig“, „Schikane“, so das Urteil von Fans von Stuttgart bis Leverkusen. Die Polizei eskortierte die Busse bis nach Hessen – mit Übergabe an die hessische Polizei gegen 17 Uhr.

Rund ums Stadion alles „unproblematisch“

Am Ende stand ein „unproblematisches Fußballspiel“, so die Bilanz der Polizei. Zwei versuchte Körperverletzungen durch Becherwürfe, zwei Beleidigungen gegen Polizisten, ein Widerstand bei einer Kontrolle, ein beleidigender Aufkleber auf einem Polizeiauto, ein 22-jähriger Köln-Fan, dem in der Benzstraße der Schal geraubt wurde.

Im Vorjahr hatte das noch anders ausgesehen. Am 14. Mai 2022, als der VfB mit einem 2:1 den Klassenverbleib rettete, war es vor und nach dem Spiel zu zahlreichen Auseinandersetzungen mit Flaschen und Pyrotechnik gekommen, es gab Verletzte, die Polizei hatte Mühe, die Fanlager zu trennen.