Der VfB hat nach einem Nachfolger für den Trainer Thomas Schneider gesucht, aber keinen gefunden. Krassimir Balakov war nicht erreichbar – aber auch nicht gut genug. Wir haben eine Chronologie der turbulenten Stunden zusammengestellt.

Stuttgart - Hinter dem VfB Stuttgart liegt ein Dienstag mit vielen turbulenten Stunden und einem Verwirrspiel mit verschiedenen Akteuren, die in der Trainerfrage eine Rolle gespielt haben – oder auch nicht. Die Chronologie:

 

9 Uhr In Zagreb beginnt ein neuer Tag. Dort lebt Zvonimir Soldo (46), der sich als Spieler zwischen 1996 und 2006 große Verdienste um den VfB erworben hat. In den vergangenen Tagen war er als Nachfolger von Thomas Schneider auf der Trainerposition favorisiert worden – in einer Doppelspitze mit Krassimir Balakov. „Es stimmt, dass ich einen Anruf vom VfB bekommen habe “, sagt Soldo. Er hatte nach StZ-Informationen jedoch nur das Angebot, der Assistent von Balakov zu werden, aber das lehnte Soldo ab. Krassimir Balakov geht nicht ans Telefon.

10 Uhr Die „Bild“-Zeitung bringt einen neuen Kandidaten ins Gespräch: Thorsten Fink (47), der beim HSV im September entlassen worden war. Das Blatt berichtet auf seiner Homepage sogar, dass die Unterschrift von Fink unmittelbar bevorstehen würde. Eine Quelle wird nicht genannt – so wenig wie am Tag zuvor, als „Bild“ behauptet hatte, dass Schneider am Samstag gegen Braunschweig definitiv noch auf der Bank sitzen werde. Das war zu diesem Zeitpunkt nicht klar. Der VfB-Präsident Bernd Wahler und der VfB-Manager Fredi Bobic bezeichnen die Meldung mit Fink kurz danach als „Ente“. Der Aufsichtsrat schließt sich an. Über Fink sei nie gesprochen worden, heißt es. Dafür recherchiert die StZ, dass nach der Soldo-Absage ein anderer Name als Balakov-Assistent eine Rolle in den Überlegungen spielt: Frank Verlaat. Krassimir Balakov geht nicht ans Telefon.

11 Uhr Thomas Schneider beendet die Trainingseinheit, die er wie am Montag noch geleitet hatte. Spontan hat er das Programm auf einen Nebenplatz beim Clubgelände verlegt, um ungestört und unbeobachtet arbeiten zu können. So können die 60 erschienen Fans nicht sehen, wie die sieben Spieler ihre Übungen absolvieren. Die Profis, die bei der 1:2-Niederlage am Sonntag in der Startelf standen, haben frei. Zudem fehlen einige, die mit ihren Nationalmannschaften unterwegs sind. Schneider macht es kurz. Das Training hat nicht mal eine Stunde gedauert. Wie es mit ihm selbst weitergeht, weiß er da noch nicht. Deshalb will er sich auch nicht äußern. So lautet einer seiner letzten öffentlichen Sätze weiter: „Ich bin natürlich wahnsinnig enttäuscht.“ Gesagt am Sonntag in Frankfurt. Krassimir Balakov geht nicht ans Telefon.

12 Uhr Neben Balakov, Verlaat und Soldo wird in den Gremien auch über andere Kandidaten diskutiert. Einige beim VfB hätten am liebsten Ralf Rangnick, der aber nicht verfügbar ist – zumindest auf die Schnelle nicht. „Mein Vertrag bei Red Bull in Salzburg und Leipzig läuft bis mindestens 2015 – und mein derzeitiger Job macht mir sehr viel Spaß“, sagt Rangnick gegenüber der StZ. Nach der Saison wäre ein Vorstoß vielleicht trotzdem nicht aussichtslos, aber für den Augenblick muss der VfB diese Idee verwerfen – wie Planspiele mit Thomas Tuchel, der in Mainz gebunden ist, oder Christoph Daum, der aus seinem Vertrag bei Bursaspor herausgeholt werden müsste. Aber so viel Zeit hat der VfB nicht. Krassimir Balakov geht nicht ans Telefon. 13 Uhr Im Gegensatz zu Rangnick und Co. wäre die Verpflichtung von Huub Stevens (60) als Sofortmaßnahme prinzipiell darstellbar. Über diesen Trainer macht sich die Vereinsführung vor der Sitzung auch noch Gedanken – wie über Hans Meyer (71), der sich als Feuerwehrmann schon bewährt hat. Beide wären kurzfristig verfügbar, da Stevens am Sonntag bei Paok Saloniki entlassen worden ist, obwohl die Mannschaft Tabellenzweiter ist. Das hat der VfB registriert – und nicht gleich wieder verworfen. Krassimir Balakov geht nicht ans Telefon.

14 Uhr Die Sitzung beginnt. Für den Aufsichtsrat sind Joachim Schmidt, Eduardo Garcia, Hansi Müller, Rudolf Zipf und Ralf Klöpfer dabei; für den Vorstand der Präsident Bernd Wahler, der Finanzchef Ulrich Ruf und der Sportchef Fredi Bobic. Getagt wird im ersten Stock des Clubhauses, im Kaminzimmer, in dem seit jeher wichtige Entscheidungen getroffen werden. Krassimir Balakov geht nicht ans Telefon.

15 bis 17 Uhr Vor dem Clubhaus warten 40 Fans auf neue Nachrichten – vergeblich. Krassimir Balakov geht nicht ans Telefon.

17.24 Uhr Der VfB verschickt eine Pressemitteilung. Thomas Schneider bleibt Trainer. „Der Vorstand hat entschieden, mit ihm weiterzuarbeiten. Der Aufsichtsrat steht zu hundert Prozent hinter dieser Entscheidung“, sagt Bernd Wahler. Krassimir Balakov geht nicht ans Telefon.