Der VfB-Aufsichtsratschef Joachim Schmidt will auf dem Präsidentenstuhl keine Übergangslösung – und hat zwei Kandidaten aus der Wirtschaft. Wer genau? Das bleibt bislang geheim.

Stuttgart - Joachim Schmidt (64) ist ein Mann, der seinen Job sehr ernst nimmt. Aber vielleicht muss der Daimler-Manager dann doch etwas schmunzeln, wenn er jetzt hört, wer in manchen VfB-Kreisen zurzeit als möglicher neuer Präsident gehandelt wird: Gerd Mäuser (55). Das ist natürlich nur ein kleiner Spaß von Insidern. Der alte Amtsinhaber hat im Club viel verbrannte Erde hinterlassen – was den Einstieg für seinen Nachfolger erschwert.

 

Den sucht Schmidt gerade. Die heiße Phase ist angelaufen, da der Kandidat am 22. Juli auf der Mitgliederversammlung zur Wahl vorgeschlagen werden muss. Als Chef des Stuttgarter Aufsichtsrats führte Schmidt am Mittwoch und Donnerstag Gespräche mit mehreren Kandidaten, die wie der Bietigheimer Oberbürgermeister Jürgen Kessing (56) von der Personalberatung Achim Donner gesichtet wurden.

Kandidaten werden bisher geheim gehalten

Die Donner-Liste ist ziemlich lang, aber offenbar befindet sich darauf keiner, der Schmidt und seine vier Kollegen im Aufsichtsrat restlos überzeugt hätte. Und Schmidt legt Wert darauf, dass die Entscheidung einstimmig getroffen wird, was er seinem Gremium auch mitgeteilt hat.

Deshalb zeichnet sich ab, dass einer der beiden aus Wirtschaftskreisen stammenden Kandidaten, die nicht über die Donner-Schiene kommen und bisher geheim gehalten werden konnten, den Zuschlag erhält – wenn die bei ihnen vorhandenen Hindernisse speziell formaler Art zu überwinden sind. Schmidt strebt mit Macht nach dem großen Wurf – mit einem hauptamtlichen Präsidenten, der sein Amt zumindest bis 2017 ausüben soll.

Zwei ominöse Wirtschaftsfachleute

Das ist das Ziel – wobei er intern um Diskretion gebeten hat. Deshalb weiß bisher auch nur ein vertrauter VfB-Kreis, wer diese beiden Wirtschaftsfachleute sind. Sie haben sich nicht beworben, vielmehr ist der Verein auf sie zugegangen. Das Problem ist dabei, dass sie beruflich noch anderweitig gebunden sind. Sollten ihre Ambitionen beim VfB jetzt schon öffentlich werden, hätte das vermutlich unangenehme Folgen für denjenigen, der in der Endauswahl auf der Strecke bleibt.

Ob jedoch überhaupt einer von beiden auf die Schnelle bis zum 22. Juli verfügbar ist, muss Schmidt abschließend klären. Auf jeden Fall wäre der Arbeitsvertrag beim einen wie beim anderen bis zum 30. Juni zu kündigen – was sich jedoch mit den Absichten von Schmidt deckt. Denn der Kandidat des Aufsichtsrats soll nächste Woche präsentiert werden.

Gerd Mäuser ist endgültig aus dem Rennen

Nur wenn die Bemühungen von Schmidt bei beiden Bewerbern scheitern, würde eine Übergangsvariante für ein Jahr zum Tragen kommen. Sie hätte zwar den Vorteil, dass in Ruhe schon die Weichen für die Zeit nach 2014 gestellt werden könnten – strukturell etwa mit der mittelfristig beim VfB geplanten Ausgliederung der Profiabteilung aus dem Gesamtverein. Diese Strategie verfolgt prinzipiell auch Schmidt, der auf dem Präsidentenstuhl jedoch keine Zwischenlösung will. Dennoch liegt ein solcher Notplan in seiner Schublade.

Viele Verantwortliche beim VfB könnten sich dann mit Erwin Staudt (65) anfreunden. Aber der alte Präsident strebt von 2014 an eher einen Sitz im dann neu zu wählenden Aufsichtsrat an und kann einem Comeback im operativen Geschäft nur wenig abgewinnen. Dafür galt eine andere Option bis vor Kurzem als aussichtsreich – die mit Fritz Oesterle (61). Der Rechtsanwalt leitete von 1999 bis 2011 den Pharmagroßhändler Celesio in Stuttgart und hat eine Nähe zum VfB. In den VIP-Kreisen ist er bestens vernetzt. Am Ende fand Oesterle jedoch nicht den Beifall von Schmidt, um den herum sich gerade diverse Fraktionen bilden, die das Geschehen genau beobachten.

Zu einer dieser Gruppen gehört Matthias Kleinert (75). Der frühere VfB-Aufsichtsrat hat noch Verbindungen in das aktuelle Kontrollorgan hinein. Als ehemaliger Daimler-Generalbevollmächtigter kennt er zudem Joachim Schmidt. Zu Kleinerts Team zählen einige dem VfB nahestehende Leute wie Bernd Störzinger, der schon lange in der Traditionsmannschaft des Clubs spielt. Grundsätzlich könnten sie sich vorstellen, Verantwortung zu übernehmen. Aber vorläufig warten sie ab. Kleinert sagt: „Wir vertrauen darauf, dass Schmidt jetzt einen akzeptablen Präsidentschaftskandidaten findet.“ Womit Gerd Mäuser dann endgültig aus dem Rennen wäre.