Männerbeine in weißen Socken und Sandalen: Mit einem solchen Foto auf ihrem Kursheft will die Volkshochschule Buxtehude um männliche Besucher werben. Die VHS zeigt sich überrascht von der Resonanz. 

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Das Titelfoto des Kursprogramms der Volkshochschule (VHS) Buxtehude hat gewisse Aufregung in dem nahe Hamburg gelegenen Städtchen ausgelöst.

 

Zu sehen sind zwei Männerbeine in weißen Socken und Sandalen, mit denen der Veranstalter auf ein spezielles Angebot besonders im Gesundheitsbereich aufmerksam machen will. Dazu der Titel: „Männer in die VHS“.

Das Titelfoto des Kursprogramms der Volkshochschule Buxtehude sorgt für Aufregung. Foto: Hansestadt Buxtehude/dpa

Sandalismus: Männer fühlen sich diskriminiert

„Die Idee war, mehr Männer in die Volkshochschule zu bekommen“, sagt Tobias Rothenberg, stellvertretender VHS-Leiter. „Unsere Aufgabe ist es auch, die Männer zu schubsen, sonst bewegen sie sich nicht.“ Umso mehr überraschte ihn, dass das Foto auf vielen Kanälen für Kommentare sorgte – nicht nur positiv.

Scherzhaft ist von „Sandalismus“ die Rede, manch ein Mann fühlt sich diskriminiert. „Das verwässert den Begriff der Diskriminierung, andere Menschen werden richtig diskriminiert. Ich bin der festen Überzeugung, keine Gruppe ist so privilegiert wie wir alten weißen Männer“, findet Rothenberg. Um die Kritik zu verstehen, lud die VHS zu Bratwurst und alkoholfreiem Bier ein. Es kamen aber nur Männer, die die Initiative gut oder lustig fanden.

Sind Frauen schlauer als Männer?

Die Aktion sollte nicht provozieren, sondern neue Kunden ansprechen. Weil deutschlandweit der männliche Anteil an Gesundheitsangeboten der Volkshochschulen bei nur etwa 18 Prozent liege, habe man auf die teilweise innovativen Angebote aufmerksam machen wollen.

„Frauen sind schlauer, sie kümmern sich um sich und gehen zum Sport“, erklärt Rothenberg. Männer gingen erst zu einem Kurs, wenn der Rücken richtig zwicke, oder zur Vorsorge zum Arzt, wenn der beste Freund an Krebs erkrankt sei.

Socken und Sandalen: Geht’s noch?

Woran erkennt man viele deutschen Männer im Urlaub? Na klar, an den käsigen Beinen in Tennissocken und Sandalen. Mehr als nur ein Klischee, galt diese Kombination lange als absolute Modesünde Nummer eins. Doch die Zeiten ändern sich. Designer holen Sandalen mit Socken auf die internationalen Laufstege – und das schon seit geraumer Zeit.

Aber urteilen Sie selbst!

Historische Tradition: „Sandálion“ (griechisch für Sandale) ist die älteste bekannte Schuhform. Die Form hat sich seit der Steinzeit wenig verändert. Sohle, Riemen – fertig sind die Freilufttreter. Die alten Ägypter trugen sie als Zehenstegsandale (ähnlich wie Flip-Flops), Afrikaner als Schrägriemensandale, Indios als Kreuzriemensandale, Japaner als Geta – eine Holzsandale mit Plateausohle. Foto: Imago/Design Pics
Zeitloser Chic: Auf der Benimm-Website www.knigge.de heißt es: „Nackte Männerfüße in Sandaletten oder Badelatschen will niemand sehen. Nicht zuletzt auch deswegen, weil das starke Geschlecht kaum bei der Pediküre anzutreffen ist. Städter sollten sich unbedingt die Kombination Shorts + Sandale + Herrensocke verkneifen.“ Foto: Imago/Loop Images
Globaler Dresscode: Stil ist das, was man daraus macht. Was früher als undenkbar galt, ziert heute die Füße von Bettelarmen wie Superreichen: Die in den 1960er Jahren als Billigschuhe entworfenen Flip-Flops – Badesandalen und Zehentreter aus Kunststoff mit Zehensteg und Schrägriemenbefestigung – sind zum Symbol des globalisierten Dresscodes geworden. Foto: dpa
Geniale Zweckmäßigkeit: Trekking-Sandalen sind zwar alles andere als stylish, dafür aber unschlagbar praktisch. Die in den 1980er Jahren entwickelten Funktionssandalen mit dem Klettverschluss-Riemensystem eignen sich für die Ferien am Meer genauso gut wie fürs Wandern. Längst aber sieht man Leute damit auch im Alltag, im Theater oder im Supermarkt. Foto: dpa
Ungezähmte Urwüchsigkeit: An attraktiven Männerfüßen sieht selbst grober naturfarbener Strick in Sandale kultig aus. Aber ein Normalo-Adam mit Bauch und kalkweißen Beinen, in Shorts, Socken und Sandalen geht genauso wenig wie die Öko-Variante mit selbst gestrickten bunten Wollsocken. Dann lieber sockenlos. Foto: dpa
Unschlagbarer Komfort: Neben Flip-Flops und Trekking-Sandalen hat kein anderer Treter den Sandalen-Markt so revolutioniert wie Adiletten – die Badelatschen mit den drei weißen Streifen. Gedacht als Komfortschuhe für die von Stollenschuhen malträtierten Fußballerfüße sind die anatomisch geformten und medizinisch vorbildlichen Gummilatschen zum Inbegriff des Spießertums geworden. Foto: dpa
Erotische Ausstrahlung: Glaubt man angelsächsischen Stilberatern, sind auch „Mandals“ (englischer Name für Männersandalen) mit Socken kein Tabubruch. Die Kombination ist zwar unfassbar abturnend und doch auf internationalen Laufstegen längst gesellschaftsfähig. Vielleicht kommt es darauf an, wer und wie Man(n) sie trägt – und mit welchem Selbstbewusstsein. Foto: dpa/Matthias Balz
Optischer Hingucker: Angesichts der optischen Kollateralschäden, die Unten-ohne-Träger anrichten können, sind mit Socken verhüllte Füße oft die weniger peinliche Alternative. Nichts ist so unappetitlich wie ungeniert zur Schau getragene Hühneraugen, eingewachsene Zehennägel, Nagelpilz, Schrunden oder Warzen. Foto: dpa
Heiße Waden: Im Sommerurlaub trägt der deutsche Mann am liebsten Sandalen, die Füße dabei in Tennissocken oder karierte Muster gehüllt. Warum sie bis zur Wadenmitte hochgezogen sein müssen, wird eines der großen Rätsel der Menschheitsgeschichte bleiben. Foto: dpa
Freier Mief: Wer allerdings glaubt, Sandalen wären bei Schweißfüßen die olfaktorisch humanere Variante als Turnschuhe, der irrt. Eine Überaktivität der Schweißdrüsen kann mit Salbei-Fußbädern, Antitranspirant oder spezieller Creme behandelt werden. Wenn schon unten ohne, dann bitte gepflegt und sauber. Foto: Imago/Westend61

Pragmatisch betrachtet, machen Sandalen mit Socken durchaus Sinn. Denkt man nur einmal an launische Sommer, dann kommt der Socke zur Sandale nicht nur modisch, sondern auch funktional eine wichtige Aufgabe zu. Es gibt schließlich nur wenige Dinge, die unangenehmer sind als kalte Füße.