Wie sah das Rathaus früher aus? Wielange gibt es die Wilhelma schon? Und was hat es mit der schwäbischen Kehrwoche auf sich? Das Interesse an Stuttgarts Geschichte ist groß. Die StZ will deshalb das Portal „Von Zeit zu Zeit“ wiederbeleben und mit Ihnen gemeinsam Geschichte schreiben. Machen Sie mit!

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Stuttgart - Selten hat sich das Stadtbild von Stuttgart in so kurzer Zeit so stark verändert wie zuletzt: Im Gerberviertel ist ein ganzes Quartier verschwunden, hinter dem Breuninger-Haus wird bald ein neues Ensemble entstehen, und vom Areal rund um den Hauptbahnhof brauchen wir gar nicht zu reden. Vielleicht liegt es daran, dass viele Menschen ein starkes Interesse an der Geschichte ihrer Stadt entwickeln: Wenn alles so rasant und radikal anders wird, wächst die Sehnsucht zu wissen, wie es früher einmal war. Geschichte kann ein Anker sein.

 

Foto: StZ

Die Stuttgarter Zeitung hat in den zurückliegenden Monaten gespürt, wie gerne die Leser und Online-User historische Themen angenommen haben, ja, wie sie sie geradezu verschlungen haben: Die Zahl der Rückmeldungen und die „Einschaltquote“ auf der Website waren hoch. Darauf reagiert nun das Online-Ressort und bietet wieder das Geschichtsportal „Von Zeit zu Zeit“ an, das die StZ und das Stadtarchiv Stuttgart vor fünf Jahren ins Leben gerufen haben. Unter www.von-zeit-zu-zeit.de kann jeder Fotos und Zeitzeugenberichte aus Stuttgart einstellen, egal, ob diese aus dem Jahr 1898 oder von 2012 stammen.

Damals waren StZ und Stadtarchiv ihrer Zeit voraus – es gab nur ganz wenige vergleichbare Portale, in denen es die Bürger waren, die Geschichte schrieben, und zwar ihre Geschichte: sicherlich subjektiv, aber ungefiltert und authentisch. In einem knappen Jahr haben damals 900 Zeitzeugen aus Stuttgart und Umgebung mehr als 7000 historische Fotos eingestellt und beschrieben. Diese sind im Portal weiter zu sehen; hochauflösende Kopien wurden aber längst an das Stadtarchiv übergeben und werden dort für künftige Generationen aufbewahrt.

Aus Mosaiksteinen soll ein historisches Bild der Stadt entstehen

Das Portal selbst war nie abgeschaltet, und täglich haben sich dort noch viele Besucher getummelt. Nun will das Online-Ressort der StZ es wieder stärker ins Bewusstsein rücken und damit dem Wunsch vieler nachkommen, in historischen Fotoalben zu blättern. Zugleich ruft es die Stuttgarter auf, wieder Fotos hochzuladen, und diese Bitte geht nicht nur, aber vor allem an die jüngeren Leser und User. Wir wünschen uns auch Bilder aus der Zeit von 1970 bis heute; diese Zeitspanne ist bei den 7000 Fotos im Portal bisher unterrepräsentiert.

Um jüngere Menschen zu erreichen, werden einzelne Bilder und Texte nicht nur auf dem Portal selbst zu sehen sein, sondern von der Redaktion auch auf die StZ-Website und auf die Facebook-Seiten der Stuttgarter Zeitung übernommen.

Klar ist jedenfalls: Geschichte hört nicht irgendwann in den 1970er Jahren auf. Auch die Erinnerungen an den hässlichen Kleinen Schlossplatz vor dem Umbau, an längst nicht mehr existierende Clubs oder an den leer stehenden Eiermann-Campus in Vaihingen (frühere IBM-Mitarbeiter vor!) sind ebenfalls Teil des Stadtgedächtnisses. Und genau das ist das Ziel der Geschichtswerkstatt: Aus vielen kleinen Mosaiksteinchen soll ein buntes historisches Bild der Stadt entstehen. Roland Müller, der Leiter des Stadtarchivs, wird auch die neuen Bilder in seine Obhut nehmen. In 50 Jahren werden Historiker froh darum sein.

Auf www.von-zeit-zu-zeit.de kann jeder Besucher alle Bilder und Texte anschauen und durchblättern; die StZ-Redaktion stellt selbst immer wieder eigene Texte mit Bildergalerien ein. Fahndet man nach etwas Bestimmtem, zum Beispiel nach Bildern aus der eigenen Straße, kann man auch nach Stichworten, Jahreszahlen oder Orten suchen. Wer selber Bilder hochladen will, muss sich registrieren; das geht schnell, und alle Bilder sind nach dem „Upload“ direkt sichtbar. Die StZ wünscht sich bei den Benutzern Klarnamen, denn die Stuttgart-Community auf dem Portal war bisher und soll auch weiter keine anonyme Gruppe sein. Wie alles genau funktioniert, kann man auch im Hilfe-Kapitel (in „Mein Bereich“) nachlesen; dafür muss man angemeldet sein.