Der Autozulieferer Bosch will vom wachsenden Nutzfahrzeuggeschäft einen deutlichen Anteil abhaben. Bis 2025 will der Konzern den Umsatz in diesem Bereich auf elf Milliarden Euro verdoppeln.

Stuttgart - Der Autozulieferer Bosch setzt große Hoffnungen auf das Nutzfahrzeuggeschäft. Der Gütertransport auf der Straße werde in den kommenden Jahren deutlich zunehmen, prognostizierte Bosch-Geschäftsführer Markus Heyn, in Stuttgart im Vorfeld der Nutzfahrzeug-IAA. Nicht zuletzt wachsende Online-Geschäfte werden dazu beitragen. Noch höhere Zuwächse seien sogar im Bereich Landmaschinen zu erwarten. Um die wachsende Weltbevölkerung zu ernähren, müsste mehr Technik in der Landwirtschaft eingesetzt werden, sagte Heyn. Derzeit setzen die Zulieferer weltweit im Nutzfahrzeugbereich – die eigentlichen Fahrzeuge sind also nicht berücksichtigt – 30 Milliarden Euro um, so Heyn , der unter anderem für das Nutzfahrzeuggeschäft zuständig ist und sich zum aktuellen Abgasskandal nicht äußern wollte. Bis 2025 soll das Marktvolumen auf 50 Milliarden Euro in die Höhe schnellen.

 

Bosch will überproportional an dem Wachstum teilhaben. Deswegen hat sich der Zulieferer zu Beginn des Jahres neu aufgestellt und das Nutzfahrzeuggeschäft in einen eigenständigen Bereich ausgegliedert. 5,5 Milliarden Euro setzt Bosch derzeit in dem Bereich um, zu dem mittelschwere und schwere Nutzfahrzeuge gehören, bis 2025 sollen sich die Erlöse verdoppelt haben. In dem Zeitraum bis 2025 soll denn auch die Zahl der Kunden, die derzeit bei 270 liegt, deutlich gesteigert werden.

Spediteure rechnen genau

Vor allem neue Technologien – die Vernetzung, Automatisierung und Elektrifizierung – dürfte einen „sehr großen Anteil“ am erwarteten Wachstum haben. Dabei setze das Unternehmen auf eine breite Palette von Technologien, die im Konzern bereits vorhaben seien, derzeit aber vor allem im Zusammenhang mit Personenwagen eine Rolle spielten. „Die verfügbaren Technologien wollen wir auch für Nutzfahrzuge nutzbar machen“, so Heyn . Der Geschäftsführer sieht dabei eine große Bereitschaft bei Speditionen in entsprechende Lösungen zu investieren, „wenn sie sich für sie rechnen“, sagte Heyn . Als Faustformel für Spediteure gelte, dass sich neue Systeme innerhalb von zwei Jahren amortisieren müssten. Das bedeutet, das die Einsparungen aufgrund der neuen Technologien nach zwei Jahren die Anschaffungskosten übersteigen müssen.

Als Beispiel nannte Johannes-Jörg Rüger, der Chef des neuen Nutzfahrzeugbereichs, das Platooning. Darunter verstehen die Experten ein automatisiertes „Windschattenfahren“ mehrerer Lastwagen auf der Autobahn. Auch Daimler etwa hat bereits eine solche Anwendung vorgeführt. Dabei fahren mehrere Lastwagen in Kolonne, wobei der Abstand zum Vordermann zwischen zehn und 15 Metern liegt. Die Fahrzeuge sind dabei elektronisch miteinander vernetzt; Gas-, Lenk- und Bremsbewegungen werden aufeinander abgestimmt. Dieses Kolonnenfahren reduziert den Spritverbrauch für die hinteren Fahrzeuge bis zu zehn Prozent – und erhöhe gleichzeitig die Sicherheit auf den Autobahnen, heißt es bei Bosch. Die Senkung der Kraftstoffkosten sei für Spediteure besonders wichtig, da sie fast auf ein Viertel der Gesamtkosten ausmachen. „Die derzeit niedrigen Spritpreise helfen allerdings nicht unbedingt weiter“, räumt Heyn gleichzeitig ein. Allerdings werde es noch fünf bis zehn Jahre dauern bis Windschattenfahren serienreif ist, so Rüger.

Die Wolke hilft bei der Parkplatzsuche

Sparen können Spediteure auch, wenn ihre Fahrer technische Unterstützung bei der Parkplatzsuche in Anspruch nehmen. Allein in Deutschland fehlen entlang der Fernstraßen rund 21 000 Parkplätze für Lastwagen. Von Herbst an will Bosch einen Service verfügbar haben, bei dem Lastwagenfahrer sich über eine Daten-Cloud informieren können, wo freie Plätze sind. Dank Schranke, Kameraüberwachung und Einfahrkontrolle seien diese Standorte auch nachts sicher etwa vor Diebstahl. Der Anreiz für den Spediteur dabei: Er könne seine Versicherungsprämien deutlich reduzieren, fügte Heyn hinzu.