Melsene vom Lehn und Lena Lindmeier haben die erste Runde des Vorlesewettbewerbs gewonnen. Am 7. Februar treten sie beim Stadtentscheid an. Ihr Ziel ist die Medaille beim Finale in Berlin.

Böblingen: Leonie Schüler (lem)

Vaihingen - Angespannte Stille herrscht im Raum, als die elf Teilnehmer des Vorlesewettbewerbs auf ihren Stühlen Platz nehmen und darauf warten, vor dem Publikum und der Jury vorzulesen. Sie alle haben ein Ziel: als Deutschlands bester Vorleser gekürt werden. Die erste Hürde haben die Sechstklässler bereits genommen: An ihren Schulen aus den südlichen Bezirken Stuttgarts sind die sechs Mädchen und fünf Jungs nominiert worden, um am Vorentscheid des Vorlesewettbewerbs des Deutschen Buchhandels teilzunehmen, der am Mittwoch in der Stadtbibliothek Vaihingen ausgetragen wurde. Bis zur Siegermedaille, die im Juni in Berlin überreicht wird, gilt es aber noch viel zu Lesen. Die beiden Gewinner aus Vaihingen lesen zusammen mit den Siegern aus Zuffenhausen und Untertürkheim am 7. Februar beim Stadtentscheid in der Bibliothek am Mailänder Platz, anschließend müssen sie sich auf Bezirks- und Landesebene qualifizieren. Erst dann gibt es das Ticket ins Finale.

 

Bereits zum 59. Mal richtet der Börsenverein des Deutschen Buchhandels den Vorlesewettbewerb aus. Der Bundespräsident ist Schirmherr. Der Wettbewerb soll Kinder ermutigen, sich mit Literatur zu beschäftigen, das Vorlesen soll ihre Lesekompetenz fördern. Die Mädchen und Buben, die am Mittwoch in Vaihingen vorgelesen haben, haben ganz offensichtlich alle Spaß am Lesen. Langweilig trägt keiner seine selbst ausgewählte Textstelle in drei Minuten vor. Die Stimmen der Protagonisten werden nachgeahmt, mal wird geflüstert, dann gebrüllt. Die Bücher, welche die Kandidaten ausgewählt haben, reichen vom Klassiker „Momo“ von Michael Ende über spannende Abenteuererlebnisse bis hin zu lustigen Pupsgeschichten. Später lesen alle Wettbewerbsteilnehmer zwei Minuten aus einem ihnen unbekannten Text vor: auf dem Tisch liegt „Keine Angst vor Stinktieren“ von Elana K. Arnold. Auch das meistern die Bücherfreunde meisterhaft und sehr empathisch.

Die Qual der Wahl

So hat es die sechsköpfige Jury anschließend schwer, sich für zwei Gewinner zu entscheiden. „In den Vorjahren war es leichter. Diesmal waren alle auf einem sehr ähnlichen, guten Niveau“, sagt Karin Bilsing aus dem Vaihinger Buchladen. Auch Ruth Noller, die sich als Vorlesepatin in der Bücherei engagiert, ist von den elf Kandidaten angetan. „Ich staune über ihr Selbstbewusstsein. Die sind in sich ruhend.“ Auch die beiden Vorjahresgewinnerinnen Sophia und Emma sind begeistert von ihren Nachfolgern und müssen mit sich ringen, die Besten zu benennen. „Ist das schwer! Lesen ist echt leichter“, sagt die zwölfjährige Sophia.

Am Ende machen zwei Mädchen das Rennen: Melsene vom Lehn, die das Friedrich-Eugen-Gymnasium in Stuttgart-West besucht, und Lena Lindmeier vom Paracelsus-Gymnasium in Hohenheim. „Melsene hat so toll gelesen, ich könnte mir vorstellen, dass sie ins Finale kommt“, lobte Emma ihre Nachfolgerin. „Lena hat den Fremdtext gut gelesen und konnte die ernste Stelle gut rüberbringen“, meinte Sophia.

Mit der kleinen Schwester wird geübt

Die beiden Gewinnerinnen freuen sich riesig über ihren Erfolg. Bücher sind ihre Welt. „Ich lese viel über Flüchtlinge. Ich finde es interessant, wie sie sich hier zurechtfinden“, sagt die zwölfjährige Lena. Geübt hat sie, indem sie ihrer kleinen Schwester vorgelesen hat. Melsene mag spannende und witzige Geschichten am liebsten. „Bei spannenden Sachen kann man nicht aufhören und will immer weiterlesen. Bei Witzigen muss man auch mal lachen“, sagt die Elfjährige.

Auch Ulrike Seiwald, die den Vorlesewettbewerb in der Vaihinger Stadtbibliothek organisiert, ist zufrieden. „Es ist schön zu sehen, dass so viele so toll vorlesen können“, sagte sie. „Der Spaß am Lesen und Vorlesen lässt nicht nach.“