Porsche-Mitarbeiter können bei Feinstaubalarm in Stuttgart mit ihrem Werksausweis kostenlos Bus und Bahn benutzen. Horst Stammler, Geschäftsführer des VVS, erklärt, wie das finanziert wird und ob auch andere Kunden mit dem Boni rechnen können.

Stuttgart - Mit Porsche zahlt erstmals ein namhaftes Stuttgarter Unternehmen aus der Automobilbranche seinen 8500 Beschäftigten in Stuttgart an Tagen mit Feinstaubalarm den Umstieg auf Bus und Bahn. Bei dicker Luft gilt der Werksausweis des Sportwagenbauers als VVS-Ticket. Wir haben bei Horst Stammler, dem Geschäftsführer beim Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS), nachgefragt, wie die Vereinbarung finanziert wird und ob auch andere VVS-Kunden mit Boni rechnen können.

 
Herr Stammler, was ist neu an dem Vertrag mit Porsche?
Mit diesem Pilotprojekt übernimmt ein Autohersteller erfreulicherweise an Tagen mit zu hohen Feinstaubwerten in Stuttgart die Nahverkehrskosten für seine Mitarbeiter. Diese kommen kostenlos zum Arbeitsplatz und wieder nach Hause. Um die Regelung unbürokratisch und einfach umsetzen zu können, genügt der Werksausweis als VVS-Ticket. Wir hoffen, dass das Pilotprojekt mit Porsche Schule macht und weitere Stuttgarter Unternehmen diesem guten Beispiel folgen.
Was zahlt Porsche denn dafür?
Wir arbeiten zunächst mit einer Pauschale, die auf Annahmen beruht. Es wird beispielsweise angenommen, dass weiter von Stuttgart entfernt wohnende Spätdienstler eher mit dem Auto zur Arbeit kommen. Das Porsche-Ticket wird aber nicht auf Kosten der VVS-Stammkunden subventioniert. Die Vereinbarung ist mit der Kombikartenreglung bei Großveranstaltungen vergleichbar. So ist etwa in jeder VfB-Karte ein VVS-Anteil von gut einem Euro enthalten.
Was erhalten denn Porsche-Mitarbeiter, die schon ein Firmenticket haben?
Für die aktuell 640 Beschäftigten, die bereits seit Anfang September ein vom Unternehmen mit jeweils zehn Euro im Monat bezuschusstes Firmenticket für Bus und Bahn nutzen, soll es im nächsten Jahr von Porsche einen zusätzlichen finanziellen Bonus geben. Dessen Höhe hängt von der Zahl der Feinstaub-Alarmtage ab.
Wer subventioniert alle anderen Umsteigertickets beim Feinstaubalarm?
Als Anreiz zum Umstieg vom Auto auf Bus und Bahn gibt es vom 15. Oktober an im Alarmfall Feinstaub-Tickets zum halben Preis. Umsteiger können ein Kinderticket lösen, das etwa für zwei Zonen 1,40 Euro kostet. Die Differenz zum Einzelticket für 2,80 Euro decken das Land sowie die SSB, die Bahn und die regionalen Verkehrsunternehmen. Wir hoffen, dass ein Teil der Umsteiger den Nahverkehr schätzen lernt und VVS-Stammkunde wird.
Erhalten treue VVS-Stammkunden auch einen Feinstaubbonus?

Wir müssen jetzt einen Anreiz bieten für Autofahrer, dass sie an Tagen mit Feinstaubalarm umsteigen. Dabei vergessen wir unsere Stammkunden nicht. Denn sie sorgen täglich dafür, dass die Luft im Kessel nicht noch schlechter ist. Mit einem Abonnement oder Jahresticket sind sie deutlich günstiger pro Fahrt unterwegs als die Gelegenheitskunden mit einem Einzelticket. Mit einem Firmenticket, für das der VVS einen Rabatt und der Betrieb einen Zuschuss gibt, fährt man noch günstiger. Darüber hinaus denken wir aber darüber nach, wie wir unsere Stammkunden in der Feinstaubsaison belohnen können.

Wie hoch ist denn inzwischen Anteil der Firmentickets beim VVS?

Wir haben bis jetzt im Verbund 70 000 Firmentickets abgesetzt. In den vergangenen zwei Jahren hatten wir einen Zuwachs von 37 Prozent. Mit diesen Tickets fährt bereits ein Viertel aller Zeitkarteninhaber, Schüler und Studenten ausgenommen. Wenn ein Unternehmen einen Zuschuss von zehn Euro oder mehr bezahlt, gewährt der VVS zehn Prozent Rabatt auf den normalen Abopreis. Größter Partner ist das Land mit mehr als 13 000 Firmentickets, zweitgrößter die Landeshauptstadt mit 11 000 Jobtickets.