Die Kandidatin Brigitte Häfele wird verdächtigt, anonyme Briefe an den Gemeinderat zu schreiben.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Esslingen - Die Schlammschlacht um die Wahl des Esslinger Sozial-, Kultur- und Ordnungsbürgermeisters geht weiter. Vorige Woche hatte die SPD bekannt gemacht, dass anonyme Briefe an die Gemeinderatsfraktionen verschickt worden seien, in denen der von den Grünen vorgeschlagene Kandidat Yalcin Bayraktar diskreditiert worden sei. Stattdessen wurde die Wahl seiner Gegenkandidatin Brigitte Häfele vorgeschlagen.

 

Diese Briefe waren an die Gemeinderäte einzeln gerichtet und jeweils leicht verändert. Mal wurde so getan, als kämen sie aus SPD-Kreisen, mal wurde so getan, als seien besorgte Bürger der Stadtteile die Absender. Diese Briefe scheinen aus der rechten Ecke zu kommen, vor allem weil sie den türkischstämmigen Yalcin Bayraktar mit Vorwürfen unter der Gürtellinie attackierten.

Attacke von einem Grünen

Nun berichtet Brigitte Häfele, sie werde wiederum von den Grünen angegriffen. Es werde behauptet, sie selbst habe diese Briefe geschrieben. Dagegen wehrt sich die Gemeinderätin in aller Entschiedenheit. Sie sagt: „Die Berichte über die anonymen Briefe, die die Fraktionen erhalten haben, haben mich sehr betroffen gemacht. Zwei Briefempfänger hatten mich vor einigen Wochen informiert, diese hielt ich jedoch für unabhängige Einzelfälle. Besonders betroffen hat mich aber gemacht, dass mir ein ehemaliges Fraktionsmitglied der Grünen unterstellt, diese Kampagne selbst initiiert zu haben beziehungsweise, dass ich diese dulde. Dies weise ich entschieden zurück. Die im gleichen Kontext enthaltene Aufforderung zu einem Verzicht auf meine Kandidatur werde ich selbstverständlich nicht nachkommen.“ Diese Kandidatur ist es auch, die einen starken Keil zwischen Brigitte Häfele und den Grünen getrieben hat.

Als mittlerweile stärkste Fraktion im Gemeinderat haben die Grünen das Vorschlagsrecht für den Kultur-, Sozial- und Ordnungsbürgermeister in Esslingen. Nach altem Brauch und abgesichert durch die Gemeindeordnung haben es die Esslinger bislang so gehalten, dass der von der jeweiligen Fraktion vorgeschlagene Bürgermeister im Rat gewählt wird, wenn die Qualifikationen stimmen.

Integrationsbeauftragter in Friedrichshafen

Bei Yalcin Bayraktar steht das wohl außer Zweifel. Er war in Friedrichshafen Integrationsbeauftragter und hat seit 2016 als Amtsleiter für Migration und Integration im Bodensee-Landratsamt gearbeitet. Seit mehr als 13 Monaten ist er in Friedrichshafen Amtsleiter für Soziales, Familie und Jugend. Alles das prädestiniert ihn in den Augen der Grünen zum Nachfolger von Markus Raab, der im August in den Ruhestand gegangen ist. Brigitte Häfele fand jedoch, dass es eine Gegenkandidatin geben müsse und hat ohne den Rückhalt ihrer Fraktion den Hut in den Ring geworfen. Das ist bei den Grünen ziemlich schlecht angekommen. Wie die Fraktionsvorsitzende Carmen Tittel schreibt, sei Brigitte Häfele nicht mehr stellvertretende Fraktionsvorsitzende und könne auch nicht mehr für die Grünen sprechen, außerdem könne Brigitte Häfele die Grünen nicht mehr in den Ausschüssen vertreten. Carmen Tittel berichtet weiter, dass der Vorschlag der Findungskommission zugunsten von Yalcin Bayraktar einstimmig gewesen sei.

Glaubhaften Gerüchten zufolge planen die Grünen, Brigitte Häfele aus der Fraktion auszuschließen. Offiziell hat sich die Fraktion aber noch nicht festgelegt. „Wir wollen erst die Wahl des Kulturbürgermeisters am 11. November abwarten und dann zügig eine Entscheidung treffen“, sagt der neue stellvertretende Fraktionsvorsitzende Andreas Fritz.

Als neuer Partner für Brigitte Häfele hat sich indirekt die FDP-Fraktion angeboten. „Wir haben sie als kompetente Kollegin kennengelernt. Sollte sie wegen ihrer Kandidatur tatsächlich Schwierigkeiten bei den Grünen bekommen, werden wir eine Zusammenarbeit mit ihr gerne prüfen“, sagt die FDP-Fraktionssprecherin Rena Farquhar.