Stephen Harper muss als Premier Kanadas abtreten. Der neue, Justin Trudeau, steht vor allem für einen anderen Politikstil. Er setzt nicht mehr auf die Spaltung des Landes, kommentiert Gerd Braune.

Ottawa - Normalerweise werden Regierungen abgewählt, wenn die Wirtschaft nicht läuft. Das ist in Kanada nicht der Fall. Das Wachstum ist zwar nicht überwältigend, aber insgesamt ist das Land gut durch die Turbulenzen der letzten Jahre gekommen. Das Ende der Regierung von Stephen Harper ist eine Entscheidung gegen einen Politikstil. Die Mehrheit der Kanadier hatte genug von dem Mann, der das Land polarisierte und spaltete, der den Streit mit den Provinzen suchte, der die oberste Richterin des Verfassungsgerichts öffentlich attackierte, der alle Macht in seinen Händen hielt und die Bundesregierung in fast autokratischem Stil zur „Harper-Regierung“ machte.

 

Nun folgt ihm ein Politiker, der nach dem Motto „Versöhnen statt spalten“ regieren will. In Kanada beginnt eine neue Ära. Die Wirtschafts- und Finanzpolitik wird sich nicht auf Steuersenkungen und Haushaltsausgleich zurückziehen. Trudeau ist bereit, für einige Jahre ein moderates Defizit in Kauf zu nehmen, um der Konjunktur durch Investitionen in die marode Infrastruktur zusätzliche Impulse zu geben. Die Sicherheitsgesetze, die Harper vor einem Jahr durchgesetzt hat, wird Trudeau überarbeiten. Im Klimaschutz will er sein Land auf die Weltbühne zurückführen. „Habt Vertrauen in euch und euer Land“, sagt Trudeau. Das klingt sehr nach Obama.