An der Stichwahl für die SPD-Doppelspitze scheiden sich die Geister.

Politik - Und da waren es nur noch zwei, dafür aber Duos. Bis Freitag um Mitternacht hatten die SPD-Mitglieder Zeit, die neue Parteispitze zu wählen. Sechs Doppelspitzen waren angetreten. Am Samstagabend wurde das Ergebnis verkündet. Die beiden Paare Olaf Scholz/ Klara Geywitz und Norbert Walter-Borjans/Saskia Esken gehen in eine Stichwahl. Wie sieht das die Basis im Altkreis?

 

Auf der einen Seite ist Elviera Schueller-Tietze, die Vorsitzende der SPD Leonberg, sehr zufrieden mit dem Ergebnis einer Stichwahl. Auf der anderen Seite ist sie auch skeptisch. „Es sind zwei Extreme. Die einen wollen in der Groko bleiben, die anderen raus. Es sind genau diese zwei Lager in der SPD“, sagt sie. Wer auch immer das Rennen macht, so hofft sie, schafft es auch, die Einigkeit innerhalb der Partei wieder herzustellen. „Wir müssen es schaffen, aus der Personaldiskussion herauszukommen und wieder in die Sachthemen einzusteigen,“ sagt die Leonberger Stadträtin. In Sachen Wahlbeteiligung hatte sie sich mehr als die 53,6 Prozent erhofft. „Wer nicht abstimmt, der ist mit dem einverstanden, wofür die anderen stimmen“, sagt Schueller-Tietze.

„Schwer als Aufbruch zu verkaufen“

„Das ist schwer als Aufbruch zu verkaufen“, sagt Tommy Scheeff, der Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Rutesheim. „Beide Paare, sowohl Olaf Scholz und Klara Geywitz als auch Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans, stehen nicht für den Aufbruch in der Partei, wo soll der Schwung herkommen?“, fragt sich der Rutesheimer Sozialdemokrat. Olaf Scholz sei sehr kompetent, aber ein Gesicht der „Agenda 2010“, bemängelt Scheeff. „Das ist schwer als Aufbruch zu verkaufen“, sagt er. Klara Geywitz sei völlig unbekannt und das gehe wohl vielen so. „Das wird eine Wahl für oder gegen Scholz und den Verbleib in der großen Koalition“, meint Scheeff. Das Gute an der Stichwahl, gewählt vom 19. bis 29. November, sei, dass es eine Alternative gebe. „Doch ich sehe nicht, wo da eine Aufbruchstimmung hervorgehen soll“, ist der Rutesheimer Stadtrat enttäuscht. Wie geht es weiter? Tommy Scheeff scherzt, doch ein ernster Ton ist herauszuhören: „Vielleicht sollte man würfeln!“

Jan Hambach, stellvertretender Vorsitzender der Kreis-SPD Böblingen, warnt allerdings davor, die Wahl alleine von der Frage „Groko: Ja oder Nein?“ abhängig zu machen. Stattdessen müsse sich jeder fragen, „wer die nötige Erfahrung mitbringt und wer die SPD langfristig wieder nach vorne bringen kann“. Er hat für das Team Scholz-Geywitz gestimmt, „aber es gibt gute Argumente für beide Teams“. Er appelliert daher erneut an seine eigene Partei, dass, auf wen immer die Wahl am Ende fällt, das Ergebnis von allen respektiert und das neue Spitzenteam von allen unterstützt werden müsse. Die Stichwahl sieht er positiv. „Wenn man erwartet, dass die Leute hinter den beiden stehen, brauchen wir ein klares Mandat.“