Ministerpräsidentin Malu Dreyer und CDU-Kandidatin Julia Klöckner schenken sich im Wahlkampf nichts. Klöckner muss sich einen harten Vorwurf anhören.

Mainz - Spricht man Malu Dreyer oder Julia Klöckner auf das erste reine Frauenduell um das Amt eines Ministerpräsidenten in Deutschland an, winken beide Kandidatinnen ab. „Das spielt für die Öffentlichkeit eine größere Rolle als für mich“, sagt die Amtsinhaberin Dreyer (SPD). Sie wolle die Menschen im Wahlkampf von ihrer Person und ihrem Programm überzeugen.

 

CDU-Herausforderin Klöckner antwortet: „Bürger stellen diese Frage nicht, weil sie auch sehen, dass es am Ende nicht auf das Geschlecht ankommt, sondern auf die  richtigen Entscheidungen.“ Im wahlkampfbedingten Angriffsmodus fügt sie hinzu, die Entscheidungen seien durch das weiblich dominierte Kabinett der rot-grünen Landesregierung in Mainz auch nicht besser geworden. Bei der Landtagswahl am 13. März haben auch die seit 2011 mit der SPD regierenden Grünen eine Frau als     Spitzenkandidatin aufgestellt: Wirtschaftsministerin Eveline Lemke.

Sie schenken sich nichts, doch Polemik bleibt aus

Beim ersten TV-Duell des Südwestrundfunks blieben die 54-jährige Dreyer und die 43 Jahre alte Klöckner unter sich. Sie lieferten sich eine muntere Debatte auf Augenhöhe und schenkten sich nichts. Allzu scharfe Polemik blieb aus. Der ehemalige Ministerpräsident Rudolf Scharping (SPD) urteilte im Anschluss, in Stil und Atmosphäre gebe es einen Unterschied zwischen dem Frauenduell und solchen mit männlicher Beteiligung: „Macho-Gehabe fehlt – beide gehen respektvoll miteinander um.“ Was die Sympathiewerte angeht, liegt Dreyer in den Umfragen klar vor Klöckner. Bei den Parteipräferenzen liegt die CDU weiter vor der SPD, auch wenn der Vorsprung zuletzt geschmolzen ist.

Bei dem TV-Duell spielte noch eine andere Frau eine wesentliche Rolle: Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Ausgerechnet die Sozialdemokratin Dreyer konnte mit Blick auf die Flüchtlingspläne ihrer Rivalin sagen: „Ich stehe deutlicher hinter der Strategie der Kanzlerin als Sie, liebe Frau Klöckner.“ Der warf sie vor, Merkel in den Rücken zu fallen. Klöckner selbst verteidigte ihren Plan, Flüchtlinge von Wartezonen an der deutschen Grenze aus in Tageskontingenten ins Landesinnere reisen zu lassen. Ihr A2 genannter Plan ergänze den Kurs der Kanzlerin aus Sicht der Kommunen. In Klöckners Wahlkampfteam ist die 1978 in Hannover als Kind kurdischer Jesiden geborene Düzen Tekkal für Frauen und Integration zuständig. Die ehemalige RTL-Kriegsberichterstatterin schlägt in der Auseinandersetzung mit Islamverbänden härtere Töne an als die eher moderat auftretende CDU-Spitzenkandidatin. Klöckner wirkt bei dem Thema manchmal ein wenig feministisch. Immer wieder nennt sie die Vollverschleierung frauenfeindlich und prangert an, dass muslimische Männer Frauen den Handschlag verweigerten.

Weder für Rot-Grün noch Schwarz-Gelb dürfte es reichen

Dreyer versucht, Frauen und insbesondere Mütter mit einem anderen Thema zu gewinnen. Die von der CDU in Frage gestellte Gebührenfreiheit der Kindertagesstätten gelte es zu verteidigen. Und auch der vorangetriebene Ausbau der Pflegestützpunkte nimmt in ihren Wahlkampfreden einen hohen Stellenwert ein. Vor allem aber versucht Dreyer, mit ihrem Amtsbonus und dem Argument zu punkten: Es gehe darum, ob sie in Rheinland-Pfalz weiter Regierungschefin bleibe, betont sie.

Zu möglichen Koalitionen nehmen beide Spitzenfrauen keine Stellung. Klar: Dreyer will Rot-Grün fortsetzen. Klöckner setzt auf Schwarz-Gelb. Den Umfragen zufolge wird es weder für das eine noch das andere reichen. Selbst für Schwarz-Grün wie im Nachbarland dürfte es zu eng werden. Denn die AfD kommt in den Umfragen auf mindestens acht Prozent. Blieben nur eine große Koalition wie im Bund oder Dreier-Koalitionen unter Einschluss der FDP, die man sich in einer Landesregierung mit den Grünen erst recht kaum vorstellen kann. Gut möglich, dass die Parteien beider Spitzenfrauen doch noch zusammenkommen. Dreyer hat schon klargestellt, dass sie auch für eine neue Regierung nur als Ministerpräsidentin zur Verfügung stünde.