In den vergangenen Jahren hat die Stadt Kornwestheim viel investiert – eine Zeit lang lag sie damit regionsweit an der Spitze. Nun folgen die „Substanzpflege“ und Herausforderungen bei Schul- und Verkehrspolitik.

Kornwestheim - Kommunalpolitik gilt als ein sehr zeitaufwendiges und anstrengendes Ehrenamt. In Kornwestheim scheint es aber auch mit einer gewissen Befriedigung verbunden zu sein. 24 der 26 Stadträte hat die Arbeit in den vergangenen Jahren offensichtlich gefallen. Sie kandidieren bei der Kommunalwahl am 25. Mai wieder. Ein großes Stühlerücken im Gemeinderat ist nicht zu erwarten.

 

Dass sich so viele Stadträte wieder um ein Mandat bewerben, liegt sicherlich nicht daran, dass es in den vergangenen Jahren nur wenig zu tun gab. Kornwestheim war mehr als zwei Jahre lang die Stadt in der Region Stuttgart, die – pro Kopf gerechnet – die höchsten Investitionsausgaben zu verzeichnen hatte.

Die Stadt sanierte für mehr als 20 Millionen Euro das marode Kulturzentrum und ergänzte es um eine Stadtbücherei, sie gestaltete die Innenstadt neu und richtete in einem leer stehenden Einkaufszentrum zusammen mit der Firma Ravensburger eine Spielewelt für Kinder ein. Um die Weststadt, ein in der Vergangenheit eher vernachlässigtes Wohnquartier, zu beleben, baut die Stadt derzeit ein Freizeitgelände, das noch in diesem Jahr offiziell in Betrieb genommen werden soll. In einem Atemzug wird die dortige Sporthalle saniert und um ein Bistro erweitert.

Die Stadt muss weiterhin keine Kredite aufnehmen

Und wie alle andere Kommunen landauf, landab stampft Kornwestheim einen Kindergarten nach dem anderen aus dem Boden – auch auf die Gefahr hin, dass die Einrichtungen gar nicht in Betrieb gehen können, weil das notwendige Personal fehlt. Im Osten der Stadt wächst Pattonville – der Ort gehört sowohl zu Remseck als auch zu Kornwestheim. Eher schon als kleine Maßnahme ist da der Neubau einer Sporthalle für das Ernst-Sigle-Gymnasium zu bezeichnen. Bemerkenswert bei all dem: Weiterhin muss Kornwestheim keine Kredite aufnehmen. Das Sparbuch war prall gefüllt, noch ist die Stadt schuldenfrei.

Angesichts solcher Investitionen in den vergangenen Jahren wird den neuen Gemeinderat eher die „Substanzpflege“ beschäftigen, wie es die Oberbürgermeisterin Ursula Keck formuliert. Das städtische Eigentum soll gepflegt und gehegt werden.

Und das Wort Haushaltskonsolidierung wird in Kornwestheim wohl auch häufiger die Runde machen. Im vergangenen Jahr hat die Stadt ihren Etat von der Kameralistik auf die Doppik umgestellt. Unliebsame Folge: Weil nun auch die Abschreibungen erwirtschaftet werden müssen, tut sich im Haushalt bei den laufenden Ausgaben ein Loch von vier Millionen Euro auf. In ihren Haushaltsreden haben sich die Vertreter der einzelnen Fraktionen darauf eingeschworen, keine roten Zahlen schreiben zu wollen. Aber noch tun sie sich schwer mit Ideen, wo der Rotstift anzusetzen ist.

Viel zu tun bei Schul- und Verkehrspolitik

Werden die neuen Stadträte eine ruhige Kugel schieben können? Nicht ganz. Die Schullandschaft befindet sich in Bewegung. Aus der Uhlandschule, bislang Werkrealschule, wird die Philipp-Matthäus-Hahn-Gemeinschaftsschule. Sie wird in den kommenden Jahren mehr Platz beanspruchen. Und was gleichfalls teuer wird: Kornwestheim möchte in seinen vier Grundschulen Ganztageszüge anbieten. Weitere Investitionen sind auch im Sportbereich vorgesehen, etwa in eine neue Sporthalle. Den Grundsatzbeschluss hat der jetzige Gemeinderat bereits gefällt, der Name ist auch schon gefunden, der Standort ganz im Süden ebenfalls. Allerdings fehlt noch die Zusage für einen Zuschuss vom Land.

Zudem wird das Thema Verkehr den neuen Gemeinderat ausführlich beschäftigen. Ein Mobilitätskonzept soll in Kürze in Auftrag gegeben werden. Und einen neuen Flächennutzungsplan gilt es ebenfalls zu erarbeiten. Gleichwohl: Es ist eher die klassische, kommunalpolitische Kärrnerarbeit, die den neuen Gemeinderat erwartet. Zum Investitionsmeister wird’s wohl nicht mehr reichen.