Mehrere Hundert Beschäftigte der Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS) haben an einem ganztägigen Warnstreik teilgenommen. Nach Ostern könnte es im Öffentlichen Dienst querbeet so weitergehen.

Stuttgart - Die Mülllader der Landeshauptstadt haben am Mittwoch mit Nachdruck ihre Forderungen nach höheren Löhnen angemeldet. Mehrere Hundert Beschäftigte der Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS) nahmen an dem ganztägigen Warnstreik teil, zu dem die Gewerkschaft Verdi aufgerufen hatte. „Nur etwa ein halbes Dutzend Müllautos waren draußen und nur ein paar Touren wurden gefahren“, sagte Jakob Becker, zuständiger Gewerkschaftssekretär des Verdi-Bezirks Stuttgart. Die Kollegen hätten vom „besten Warnstreiktag seit Jahren“ geredet. Maximal 150 AWS-Beschäftigte hätten gearbeitet, viele in der Verwaltung.

 

Widersprüchliche Angaben

AWS-Geschäftsführer Thomas Heß widersprach: 280 der insgesamt 791 AWS-Beschäftigten hätten gestreikt, sagte er unserer Zeitung. 30 bis 40 Prozent vom üblichen Pensum habe man erledigen können und damit den am Mittwoch abzuholenden Restmüll „weitgehend erwischt“. Vor allem in Bad Cannstatt und im Filderbereich habe man die Tonnen leeren können. Schwieriger sei die Situation in der Stuttgarter Innenstadt gewesen, wo am Mittwoch hauptsächlich Biotonnen geleert werden sollten. Bei der Straßenreinigung, zu der auch die Leerung der Mülleimer am Schlossplatz und in der Umgebung zählt, sei ebenfalls nur ungefähr ein Drittel geschafft worden. Das Nachholen der ausgefallenen Abfuhrtouren könnte wegen der Osterfeiertage bis Samstag kommender Woche in Anspruch nehmen, räumte Heß ein.

Verdi will sechs Prozent mehr

Die Gewerkschaft Verdi fordert im Tarifkonflikt im öffentlichen Dienst sechs Prozent höhere Vergütungen, mindestens aber 200 Euro mehr pro Monat. Dass die öffentlichen Arbeitgeber gerade diesen Mindestbetrag bisher ablehnten, ist von Verdi-Bezirksgeschäftsführer Cuno Brune-Hägele als Provokation bezeichnet worden. Gehaltserhöhungen müssten bei allen Beschäftigten ankommen. Eine starke soziale Komponente sei „unverzichtbar“.

Kommende Woche noch ein Streiktag?

AWS-Chef Heß bestreitet nicht, dass die Mülllader „einen Knochenjob machen“. Er wisse auch, dass ein lediger, in die höchste Steuergruppe eingestufter Mülllader von 19 Jahren im Monat etwa 1100 Euro netto verdiene, davon außer der Wohnung und den Lebensunterhalt im Zweifel noch ein Auto bezahle. Dennoch hat Heß Zweifel, ob weitere Streikaktionen bei der Bevölkerung noch Sympathie auslösen würden. Gerüchteweise höre man, dass für kommende Woche ein weiterer Streiktag im AWS-Bereich geplant sei.

Verdi-Sekretär Becker sagte zu dem Thema nur, zwischen Ostern und der dritten Verhandlungsrunde am 15. April könne es „querbeet im öffentlichen Dienst“ weitere Aktivitäten geben. Am 19. März waren schon das Garten-, Friedhofs- und Forstamt sowie Kitas bestreikt worden.