Die Behörden im Kreis Böblingen ziehen eine vorsichtig positive Bilanz des bundesweiten Warntags, bei unseren Lesern sind die Gefühle allerdings recht gemischt.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Um elf Uhr war der Bundesweite Warntag anberaumt, um 10.59 Uhr ging es am Donnerstag los: „Bei uns ist es kurz mal laut geworden im Büro“, sagt eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Ludwigsburg. In ganz Deutschland wurden die Handybesitzer per Push-Nachricht und einem gut hörbaren Klingelton alarmiert. Das millionenfache Versenden einer Nachricht mit dem Text: „Probewarnung für Deutschland – es besteht keine Gefahr“ durch das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, habe im Kreis gut geklappt, berichtet der Pressesprecher des Landratsamtes Benjamin Lutsch.

 

Bis Freitag wird ausgewertet

Auch die Leitstelle der Polizei berichtete von keinen besonderen Vorkommnissen rund um den Warntag, bei dem zusätzlich zum Handyalarm auch mobile Sirenen der Feuerwehr im Einsatz waren, die durch Böblingen und den Ortsteil Dagersheim gefahren sind.

Bereits am Donnerstag begann die Auswertung des Warntages, die am Freitag abgeschlossen sein wird. Die Feuerwehr hat dazu acht Teams mit jeweils einem Auswertebogen im Einsatz, die im Anschluss gesichtet und mit den Eindrücken der ausführenden Mannschaft zusammengetragen werden.

Veränderte Sicherheitslage

Der Warntag ist auch eine Reaktion auf die veränderte Sicherheitslage in Europa. Während zu Zeiten des Kalten Krieges und auch später bis zum Ende der 1980er Jahre in jeder Kommune einmal pro Woche die Sirenen von den Dächern heulten, waren ab den Neunzigern die Sirenen stumm geblieben.

Als die Bundesregierung im Jahr 2020 zum bundesweiten Alarm erneut aufrief, blieben die Sirenen weiterhin stumm, die meisten von ihnen waren abgebaut, unbrauchbar geworden, oder man hatte vergessen, wie sie funktionierten. Die in jenem Jahr erstmals in der Geschichte Deutschlands ausgesandte Warnung auf die deutschen Handys versagte teilweise, oder kam zu spät. Im Jahr 2021 fiel der Warntag aus, da kämpften die Behörden mit der Corona-Pandemie. Im darauffolgenden Jahr 2022 klappte es dann endlich mit dem Verschicken von Push-Nachrichten und dem Aktivieren des Warntons.

Jetzt, da in der Ukraine ein erbitterter Krieg geführt wird, hat der bundesweite Probealarm natürlich einen ganz anderen Stellenwert bekommen. Daran muss wohl auch einer unserer Follower gedacht haben, der die Ankündigung des bundesweiten Warntages auf unserer Facebook-Seite so kommentierte: „Jetzt kann Putin uns nix mehr.“

Sirenenkonzept in Arbeit

Mehr als 40 Follower waren es, die den Warntag kommentierten. Die Erfahrungen gingen von „hat alles super ausgelöst“, bis zu „bei mir hat das ganze Büro geklingelt aber auf meinem Smartphone nix“ und „pünktlich beim Einkauf kam der Alarm“.

Beeindruckend muss der Alarm gewesen sein, wenn viele Menschen auf dichtem Raum beisammen waren, etwa in Schulklassen: „In den Schulen war es wohl heute am schönsten, laut meiner Großen“, schrieb ein Follower. Man konnte auch etwas über die Handygewohnheiten erfahren: „Was bringt es, einen nur auf dem Handy zu informieren. Also ich schalte meins über Nacht aus. Vielleicht sollte Böblingen sich mal wieder Sirenen anschaffen.“ Ein prophetisches Wort, denn schließlich arbeitet der Kreis Böblingen wieder an einem Sirenenkonzept.