Die App Virtual Q verspricht Clubgängern, dass sie nie mehr anstehen müssen – zumindest nicht physisch. Erfunden hat’s ein Stuttgarter, und noch bis Donnerstagabend kann man beim „Global Startup Battle“ für die App abstimmen.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Am schlimmsten sei es donnerstags in der Boa, sagt Ulf Kühnapfel. Thema Warteschlange. Vor dem Club. Jeder, der sich wenigstens ab und an in den einschlägigen Lokalitäten herumtreibt, kennt es. Viele, deren Name nicht regelmäßig auf Gästelisten auftaucht, nervt es. Für diese Menschen könnte jetzt Ulf Kühnapfel die Welt ein bisschen besser machen: Mit seiner App Virtual Q. Q wie Queue, englisch für Warteschlange.

 

Die Idee: Eine App, die eine virtuelle Warteschlange erzeugt statt einer realen. Virtuell anzustehen ist angenehmer als richtig anzustehen, so die Idee: „Statt in der Warteschlange zu frieren, könnte man noch arbeiten oder mit den Freunden was trinken gehen“, sagt Ulf Kühnapfel. Ein Clubbesuch wie ein Fahrkartenkauf im Reisecenter am Hauptbahnhof. Ulf Kühnapfel hat schon Ideen im Kopf, wie sich mit der virtuellen Warteschlange Geld verdienen lässt: Vielleicht wollen manche ja mehr zahlen, um vorgelassen zu werden. Vielleicht interessiert die Clubbetreiber ja, wer bei ihnen im Laden ist. Wenn die Gäste sich per Facebook-Login anmelden, wüsste ein Clubbetreiber schon ziemlich viel.

Mit seiner Idee überzeugte Ulf Kühnapfel, der hauptberuflich Interface-Designer für Mercedes ist, beim Start-Up-Weekend in Stuttgart. Um den 29-Jährigen herum bildete sich ein Team von fünf weiteren Marketing-, IT- und BWL-Spezialisten. Das Start-Up-Weekend, das am 22. November an der Hochschule der Medien in Stuttgart-Vaihingen stattfand, ist sozusagen der Vorentscheid für einen weltweiten Wettstreit der (Start-Up-)Ideen. Gleich zwei Preise verlieh die Jury der die Idee zur „Virtual Q“-App: einen für die Business-Idee und einen fürs Design. Damit ist Virtual Q in der Endrunde bei dem Wettbewerb Global Startup Battle, an dem Teilnehmer aus 200 Städten weltweit teilnehmen; noch bis Donnerstagabend kann man für die Stuttgarter App-Idee digital abstimmen. Als Preis winkt den Entwicklern eine Reise nach Kalifornien, Geld und Kontakte – und die Aussicht darauf, dass die Idee dann tatsächlich realisiert wird.

Was, wenn das wirklich kommt?

Angenommen, „Virtual Q“ kommt tatsächlich – dann würde das einen Teil der Ausgehkultur ziemlich verändern. Wer in der virtuellen Warteschlange tatsächlich dran ist, bekommt die Nachricht direkt auf sein Smartphone – und würde dann, so stellt es sich Ulf Kühnapfel vor, „mit blinkendem Smartphone an der Warteschlange vorbeispazieren“. Denn, so der Erfinder, zumindest am Anfang würde es die physische Warteschlange weiterhin geben. Die Türsteher würden halt abwechselnd mal die Gäste aus der physischen, mal jene aus der virtuellen Warteschlange hereinlassen. Bis sich, so Kühnapfels „Steve-Jobs-Szenario“, die virtuelle Warterei durchgesetzt hat. Nur dass all jene, die sich virtuell anstellen, ihre Wartezeit ein Stückchen angenehmer gestalten könnten.

Das klingt smart – aber würde man sich unter denen, an denen vorbei man direkt in den Club spaziert, nicht ziemlich unbeliebt machen? „Natürlich würden die, die ganz normal anstehen, erstmal gucken“, sagt Ulf Kühnapfel, „aber es gibt ja auch jetzt schon Gästelisten“. Durch Virtual Q könnte man auch auf anderem Wege die Privilegien der Weggeh-Elite genießen – wenn die Clubbetreiber mitspielen und, mutmaßlich, man dafür zu zahlen bereit ist.

Für Ulf Kühnapfel würde das bedeuten, dass er donnerstagabends nicht mehr vor der Boa warten müsste. Für andere würde vielleicht die Wartezeit vor dem Rocker 33 oder der Schräglage verkürzt – wenn, ja wenn die Clubs auf die Idee einsteigen. Ein erstes Feedback von zwei Stuttgarter Clubbetreibern fällt aber nicht wirklich positiv aus ...