25 Jahre lang prägte der 63-Jährige das Blühende Barock. Am 23. Dezember ist sein letzter Arbeitstag. Im Rückblick spricht Kugel über Tops und Flops und erzählt, was er im Ruhestand vorhat.

Eigentlich will er kein großes Tamtam um seinen Abschied. Doch so ganz kommt Volker Kugel nicht drumherum. Am Dienstagabend stößt der 63-Jährige mit geladenen Gästen auf seine 25 Jahre im Blühenden Barock an – und auf den bevorstehenden Ruhestand. Auch wenn der letzte reguläre Arbeitstag dann erst am 23. Dezember sein wird.

 

Das Blühende Barock gibt es seit 66 Jahren. 25 Jahre, mehr als ein Drittel also, sind von Volker Kugel geprägt worden. Glück, das ist der Begriff, der dem 63-Jährigen gebürtigen Calwer in den Sinn kommt, wenn er zurückschaut. „Ich war öfter zur richtigen Zeit am richtigen Ort“, sagt Kugel. „Und ich hatte immer Menschen, die an mich geglaubt haben. Das macht demütig.“

Ganz klassisch Gärtner gelernt

Geglaubt haben sie an sein fachliches Talent. Nach der Lehre als Gärtner studierte Kugel an der Fachhochschule in Freising Gartenbau, arbeitete dann in einem Gartencenter und wechselte danach als Geschäftsführer zur Landesgartenschau gGmbH. Diese acht Jahre waren die Königsvoraussetzung gewesen für den Job in Ludwigsburg, ist Kugel überzeugt. Denn das Blüba sei eine Dauergartenschau.

Geglaubt haben andere aber auch an sein Unterhaltungstalent. Längst ist Kugel als Gartenexperte aus dem SWR-Fernsehen nicht mehr wegzudenken. 350 Gartensendungen sind mit ihm aus dem Blühenden Barock ausgestrahlt worden. Ein unbezahlbarer Imagegewinn für das Landesmonument und die Stadt. Der 63-Jährige hat eine riesige Fangemeinde. Die Menschen lieben ihn – auch weil es ihm gelingt, ihnen auf Augenhöhe zu begegnen. Er sagt, was er denkt – mit Witz und Charme, aber ohne verkünstelte Sprache und Schauspielerei. „Ich kann nur mich“, sagt Kugel und lacht.

Angst vor der Kamera

Hätte er vor 35 Jahren vor zehn Leuten etwas sagen müssen, wäre ihm das Herz in die Hose gerutscht, erinnert er sich. „Ich hatte auch Schiss vor einer Kamera und einem Mikrofon.“ Davon ist längst nichts mehr zu spüren. Kugel ist im Lauf der Zeit zu einem veritablen Medienprofi geworden.

Stolz ist Kugel darauf, im Jahr 2000 die erste Kürbisausstellung gemacht zu haben. „Die Leute wollten mich damals schon in die Psychiatrie einweisen“, erinnert er sich. Längst ist die Veranstaltung zum Publikumsmagneten in einem Blüba-Jahr geworden. Hundertprozentig sicher, sei er sich darüber am Anfang aber auch nicht gewesen, räumt er ein.

Dass inzwischen auch Influencer die Kürbisschau für sich entdeckt haben und Fotos mit den riesigen Gewächsen in die Welt hinausschicken irritiert und freut Kugel gleichermaßen. „Das ist nicht meine Welt, aber es ist eine Besucherschicht, an die wir nicht gedacht haben.“

Die Kürbisschau ist nicht die einzige Veranstaltung, bei der Kugel am Ende Recht behalten sollte. 2016, 2018 und heuer gastierte der Zirkus Roncalli vor dem Schloss. Für den 63-Jährigen waren das Glücksmomente – die ihn jedoch beinahe den Job gekostet hätten. Einen Zirkus im Blüba? Das Land, das zusammen mit der Stadt Ludwigsburg Gesellschafter ist, wollte ihn seine Idee nicht umsetzen lassen. Im damaligen OB Werner Spec fand er einen Mitstreiter, und die beiden Männer überzeugten am Ende die behördlichen Bedenkenträger.

Gefloppt ist hingegen der Versuch, die Retro Classics zu etablieren. 2004 war Premiere, es folgten weitere Versuche zwischen 2006 und 2014. „Das waren tolle Veranstaltungen, aber sie haben uns keine zusätzlichen Besucher gebracht“, bilanziert Kugel und hat auch eine Erklärung parat. „Oldtimer passen nicht zu uns. Die sind vor allem ein Männerthema, und wir brauchen emotionale Frauenthemen wie etwa die Gartentage.“ Auch die Leuchtenden Traumpfade, die aktuell laufen, seien ein solches Frauen- und Familienthema.

Kugel ist ein Morgenmuffel

Für 2023 ist der Kalender des Bald-Ruheständlers übrigens schon gut gefüllt. Langweilig wird es ihm nicht werden, davon ist Kugel überzeugt. Zwei Mal pro Monat wird er in den Livesendungen von Kaffee oder Tee auftreten, ein Mal im Monat gibt es die Sendung „Kugel kommt“ und seine Gartentipps auf SWR 4. Dazu kommen Vorträge und Auftritte. Trotz der immer noch vielen Termine freut sich der Morgenmuffel aber erst einmal aufs Ausschlafen und darauf, nicht rund um die Uhr erreichbar sein zu müssen. „Es ist ein Traum“, sagt der künftige Pensionär, „nicht aufstehen zu müssen, wenn es noch dunkel ist, oder sich Gedanken zu machen, wenn es regnet an einem Wochenende, weil man an ausbleibende Besucher denkt.“

Volker Kugels Lieblingsplatz und mehr

Autogramm
Wer sich noch ein Autogramm von Volker Kugel sichern möchte, kann am 3. Dezember, um 14 Uhr zur Gartensprechstunde ins Blüba kommen.

Lieblingsplatz
Es gibt viele Plätze, an denen sich der Chef wohlfühlt. Kugels Lieblingsplatz ist jedoch im Weinberg neben dem Zitronenbaum. „Ich nehm mir einen Stuhl vom Parkcafé und setz mich mit einem Glas Riesling hin und schaue auf den Schüsselessee.“

Ruhestand Eigentlich hätte Volker Kugel noch weitere zweieinhalb Jahre im Blüba das Sagen haben können. Der Weissacher geht vorzeitig in den Ruhestand. Er wolle dann gehen, wenn die Menschen es noch bedauern, sagt er.

Nachfolger Auf Volker Kugel folgt Petra Herrling. Seit 1. November arbeiten die beiden in einer Übergangsphase als Doppelspitze.