Zu Weihnachten darf es ruhig etwas Gehaltvolles sein? Unser Weinkolumnist Holger Gayer öffnet zum Fest einen exzellenten Tropfen mit einem klangvollen Namen: Héritage von Stéphanie de Longueville, die auch Drautz heißt.

Chefredaktion : Holger Gayer (hog)

Es sind nicht nur Kleider, die Leute machen. Namen können genauso die Fantasie anregen. Wie wäre es mit Stéphanie de Longueville? Wer nun eine Comtesse vor Augen hat, in deren Schloss edelste Weine lagern, der liegt gar nicht schlecht und doch ziemlich daneben. Tatsächlich zählt das Château Pichon Longueville zu den großen Gütern im Bordeaux, weswegen der Name de Longueville nach wie vor wie eine Einladung zum Hochamt des guten Weins klingt.

 

Im Fall von Stéphanie de Longueville hat die Liebe indes dazu geführt, dass sie, inzwischen mit Bindestrich verbunden, einen Drautz hinter ihrem Geburtsnamen trägt. Ihren Lebensmittelpunkt hat Stéphanie de Longueville-Drautz längst nach Heilbronn verlegt, wo sie mit ihrem Gatten Markus eine Familie mit angeschlossenem Weingut managt. Im Keller gibt meist der Mann den Ton an. 2014 hat Markus Drautz den elterlichen VDP-Betrieb übernommen und ihm weitere Facetten und Weine hinzugefügt, einen sehr guten Sauvignon blanc zum Beispiel oder, ganz neu, verschiedene Naturweine.

Beide Eheleute haben Önologie studiert

Doch auch Stéphanie de Longueville-Drautz hinterlässt ihre Spuren im Weingut. Wie ihr Mann hat auch sie Önologie studiert. Ausweis ihres Könnens ist eine Cuvée namens Héritage Stephanie de Longueville, die perfekt zu Weihnachten passt und einmal mehr aufzeigt, wie gut Württemberger Weine inzwischen reifen. Denn die Assemblage aus 90 Prozent Lemberger und zehn Prozent Merlot stammt aus dem Jahrgang 2015. Dank einer langen Maischegärung im Holzfass, dem anschließenden Ausbau im Barrique und einer drei Jahre währenden Reifung in der Flasche ist der Wein frisch und transparent, hat eine tolle Frucht von Brombeere und dunkler Kirsche, die gepaart mit ledrigen Noten, Schokolade und Kaffee eine unglaubliche Harmonie entfaltet, ohne dabei zur Wuchtbrumme zu werden. Das Ganze hat seinen Preis: Stolze 69 Euro kostet die Flasche. Aber es ist ja Weihnachten.

Das Urteil der Weinrunde: 

Michael Weier Nein, ich mag nicht über den Preis reden. Aber mir ist der Wein für ein großes Kaliber einfach eine Nummer zu klein, zu freundlich-fruchtig.

Kathrin Haasis Der Wein ist tatsächlich so edel wie der Name! Er hat eine schöne Frucht, kräftige Aromen und einen langen Abgang – aber für einen hohen Preis.

Harald Beck Eine mächtig fruchtige Cuvée, die sich zum Weihnachtsmahl mit Sicherheit hervorragend macht – schon der Preis verlangt nach besonderem Anlass.

2015er Heritage Stéphanie de Longueville, 69 Euro, Weingut Drautz-Able, Heilbronn, Telefon 0 71 31 / 17 79 08, www.drautz-able.de