Trollinger und Riesling werden teurer. Die Winzer rechnen mit Ernteausfällen von bis zu 20 Prozent. Das hat der Präsident des Württembergischen Weinbauverbands Hermann Hohl auf der Herbstpressekonferenz in Löwenstein (Kreis Heilbronn) bekannt gegeben.

Löwenstein - Ein kühles Frühjahr, Trockenheit, dann wieder viel Regen während einer überlangen Blütezeit – aufgrund der Witterungsverhältnisse rechnet der Württembergische Weinbauverband mit Ernteausfällen beim diesjährigen Jahrgang von fünfzehn bis 20 Prozent. Die Verbraucher müssen deshalb wohl für Trollinger und Riesling tiefer in die Tasche greifen. Er gehe von Preissteigerungen zwischen drei und fünf Prozent aus, sagte der Verbandspräsident Hermann Hohl bei der Herbstkonferenz mit Agrarminister Alexander Bonde (Grüne) am Breitenauer See bei Löwenstein (Kreis Heilbronn).

 

Hohl schätzt, dass diesen Herbst rund 100 Millionen Liter Weinmost eingefahren werden, im vergangenen Jahr waren es 114 Millionen Liter. Allerdings könnte sich die Qualität noch steigern. „Wir lassen uns dieses Jahr Zeit mit der Lese“, sagte Hohl. Er hoffe auf einen goldenen Oktober. Mit den Frühsorten Acolon, Regent und Dornfelder solle die Weinlese voraussichtlich am 28. September beginnen.

Defizite beim Vermarktung von Wein und Tourismus

„Deutliche Defizite“ sieht der württembergische Verbandspräsident bei der Vermarktung von Wein und Tourismus. „Wir haben genug Studien zu diesem Thema“, sagte er, an Minister Bonde gewandt. Bonde ist zugleich Präsident des Landestourismusverbands. „Jetzt müssten die Ideen in die Praxis umgesetzt werden“, betonte Hohl. Land, Kommunen und der Tourismusverband sollten sich gemeinsam engagieren und „die Weinlandschaften im Südwesten neben dem Schwarzwald und dem Bodensee als weiteres touristisches Standbein verstehen“. Er habe einen Runden Tisch auf Landesebene angeregt, um die Angebote zu bündeln und weitere weintouristische Aktivitäten zu entwickeln.

Weinverbandspräsident Hohl will „Seebühne“

Konkrete Ideen hat Hohl bereits für die Region. Zumal der Breitenauer See, zu Füßen der Weinberger gelegen, ein touristischer Anziehungspunkt für Tagesausflügler ist. Zudem bringt der dort gelegene renommierte Fünf-Sterne-Campingplatz immerhin 80 000 Übernachtungen. Der See habe noch mehr Potenzial, meint Hohl und könnte sich dort eine „Seebühne“ für kulturelle Veranstaltungen und Konzerte vorstellen. Eine Idee, die bei Verantwortlichen in der Region auf Bedenken und Diskussionsbedarf stößt. Der See diene schließlich der „Naherholung“, insbesondere für Familien mit Kindern, erinnerte der Vizelandrat des Kreises Heilbronn, Lutz Mai.

Der Weintourismus habe eine große strategische Bedeutung, verdeutlichte Minister Bonde. Dieser Trend biete den Weinbauern weitere Chancen für ein wirtschaftliches Standbein – durch regionale Vermarktung oder Ferienwohnungen. Die Weinbauern wiederum tragen durch den Erhalt der landschaftsprägenden Steillagen zu einem touristischem Anziehungspunkt, aber auch zum Erhalt der Artenvielfalt bei. Neben der Tourismus Marketing Gesellschaft TMBW engagiere sich auch das Land. So sei die Weintourismusstelle an der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau in Weinsberg wieder besetzt worden, eine zweite Stelle gebe es in Freiburg.

EU: Zuwachs bei Rebflächen bleibt begrenzt

Als Erfolg auf EU-Ebene wertete Bonde, dass die geplante Liberalisierung des Rebenanbaus so nicht kommt. Dies sei dem Schulterschluss der Winzer, Weinbauverbände und der Politik zu verdanken, die in Brüssel interveniert hatten. Von 2016 an gibt es zwar ein neues System, das aber nur eine geringe Ausweitung der Rebflächen erlaubt. In Deutschland wird laut Bonde ein Zuwachs von 0,5 Prozent angestrebt.