Beim Weindorf-Treff von SWR 4, Stuttgarter Nachrichten und Stuttgarter Zeitung bekommen die Zuhörer von einem Ingenieur von Weltrang olympische Rück- und Ausblicke. Und sie erfahren auch, warum nicht alle Politiker Bürgermeister werden können oder wollen.

Dass das Stuttgarter Weindorf in internationalen Rankings locker an die Spitze kommen kann, gilt als ausgemacht. Jetzt weiß man auch, dass der Weindorf-Treff eine Nachrichtenbörse mit internationalen Knüllern sein kann. Da erfährt man nebenbei in Schmücker’s Ox, dass Saudi-Arabien die Kandidatur für die Olympischen Winterspiele erwägt. Von Uwe Deyle.

 

Der Ingenieur ist weltweit gefragt: als Weltmarktführer für die besten Eisstadien und Eiskanäle. Für die Winterspiele 2022 in Peking hatte er den Eiskanal gebaut, wo Francesco Friedrich am 15. Februar Gold für Deutschland im Zweierbob holte. Nein, er sei nicht dabei gewesen, erzählt Deyle, aber er habe am Fernseher geklebt und sich „unglaublich gefreut“. Den „verrücktesten Eiskanal der Welt, eine Achterbahn“ nennt er sein Werk, das auf 135 km/h ausgelegt ist, aber als Berg-und-Tal-Bahn mit drei Bergauf-Strecken äußerst herausfordernd ist.

Eiskanalbauer freut sich übers Überleben

Schon mal selbst in einer Eisbahn mitgefahren? „Ja, am Ende war ich froh, dass mein Kopf noch auf dem Körper saß.“ Wie teuer die Anlage war, weiß auch Deyle nicht, das bleibe in China geheim. Auf jeden Fall könne sie auch im Sommer betrieben werden: durch ein perfekt gegen Sonnenstrahlen isoliertes Dach. Und dafür interessiert man sich in Saudi-Arabien. Aber jetzt widmet er sich erst einmal der Wiederherstellung der Bobbahn am Königsee, die im Sommer 2021 bei einem Unwetter zerstört wurde und die sein Vater gebaut hatte. 2023 soll sie fertig sein.

Wie man Bobbahnen baut, kann man in der Volkshochschule Stuttgart nicht lernen. „Aber sonst fast alles“, versichert Dagmar Mikasch-Köthner, seit mehr als 14 Jahren Direktorin der größten VHS im Lande. Die Pandemie habe man mit Online-Angeboten ganz gut überstanden, „aber Töpfern geht digital natürlich nicht, und jetzt freuen sich unsere Kursteilnehmer, dass sie wieder zusammenkommen können“. Auch zum Themenkreis Wein: „Das gehört zur Ernährung.“ Sie selbst habe nach dem Studium in Freiburg beschlossen, nur noch in Gegenden zu leben, wo Wein wächst. Wie in Stuttgart.

Marian Schreier kandidiert nicht mehr in Tengen

Auch eine Sommerrodelbahn würde bei passender Topografie die Attraktivität der Stadt noch steigern. Hätte Marian Schreier, wäre er denn OB von Stuttgart geworden, so etwas angestrebt? Das SPD-Mitglied, Bürgermeister der 5000-Seelen-Gemeinde Tengen, war beim Kampf um den OB-Sessel im Jahr 2020 der Kandidat vieler Herzen, auch wenn es dann nur zum zweiten Sieger reichte. „Meine Jungs fanden Sie gut“, bescheinigt ihm Deyle. Er werde, betont Schreier, in Tengen für keine zweite Amtszeit zur Verfügung stehen. Weil er ein neues Rathaus im Visier hat? „Nein, aber ich will weiter im politisch-gesellschaftlichen Bereich bleiben.“ Ob sie nicht Oberbürgermeisterin von Beilstein werden wolle, sei sie tatsächlich schon gefragt worden, sagt Franziska Pfizenmayer. Sie ist nicht nur Württembergische Weinprinzessin und Bänkerin, sondern kennt sich als Gemeinderätin (FDP) mit dem Kommunalen sehr gut aus. Trotzdem: „Nein, lieber nicht, dieses Amt kostet doch sehr viel Zeit.“

Steile Karriere entgegen mancher Ratschläge

Eine steile Karriere im öffentlichen Dienst legte Simone Fischer hin. Erst im Rathaus, jetzt im Sozialministerium, wo sie seit Oktober 2021 das Amt der Landesbehindertenbeauftragten inne hat. Diese Karriere ist der kleinwüchsigen Frau aus dem Odenwald nicht in den Schoß gefallen. „Ich sollte in die Sonderschule gehen“, erzählt sie, „von Inklusion war damals noch nicht die Rede.“ Sie wurde dennoch Diplom-Verwaltungswirtin. „Ich habe viele offene Türen gefunden und die Gesellschaft hat sich weiterentwickelt.“ Trotzdem gebe es noch viel zu tun. Sie gehe viel zu Menschen, helfe bei Fragen, Eingaben und Beschwerden, etwa über Diskriminierungen, und zeige, wo es noch fehlt. Wie man sie begrüßen darf? „Ganz natürlich und normal“, sagt sie. Nicht zu ihr heruntergebückt oder in die Knie gehend: „Da komme ich mir vor wie ein Kind.“ Und das geht gar nicht.