Das Wissenschaftsminsterium muss schauen, dass die Bewerbungsläufe für das immaterielle Unesco-Siegel nicht zur Komödie werden, findet dagegen Rüdiger Bäßler. -

Nicht mehr lange, dann wird das Streben nach dem Unesco-Siegel noch zum Volksssport. In diesem südwestdeutschen Kulturland schlummert Potenzial für Anträge, die noch Jahrzehnte Vereinsvorsitzende, Stadtarchivare, Ministeriale und wissenschaftliches Schiedsrichterpersonal zu beschäftigen in der Lage sind. Warum nur die Herstellung der Wurst auf den Schild heben, wenn es auch Hopfen-, Brot, Wein- und Käsereimuseen gibt? Weshalb das Narrengericht zu Grosselfingen mit seinem Unesco-Ruhm allein lassen, wo doch das Stockacher Narrengericht ebenfalls den Saal zum Bersten bringt? Und spätestens, wenn das Ravensburger Rutenfest dereinst dem Brettener Peter-und-Paul-Fest in die deutsche Unesco-Liste folgt, müssen sich weitere Festausschüsse an der Ehre gepackt fühlen.

Es bleibt die Frage nach dem Uensco-Gedanken

Fragt sich allerdings, was dieses vom Wissenschaftsministerium in Stuttgart angeheizte Rennen noch mit dem Unesco-Gedanken, wie man ihn kannte, zu tun hat. Bei Klöstern, Pfahlbauten oder, wie zuletzt, den Höhlen der ältesten Eiszeitkunst auf der Schwäbischen Alb ging es immer auch um die Sensibilisierung von Politik und Öffentlichkeit für einen drohenden Zerfall. Der Achtlosigkeit, Kulturbarbarei und Beseitigungswut der Moderne entgegenzuwirken ist der tiefere Sinn der Auszeichnungen.

Die Narren aber sind, soweit sich das absehen lässt, bisher nicht in ihrer Existenz bedroht. Und die meisten großen Volksfeste im Südwesten erweisen sich als verlässliche Gelddruckmaschinen für Wirte und Schausteller. Das Ministerium sollte sich lieber fragen, ob es nicht einen neuen Jahrmarkt der Eitelkeiten eröffnet hat, der die Unesco-Welterbeidee in Rekordzeit entwertet. Knitze Antragsteller, die vom Welterbe sprechen und nur die Selbstvermarktung im Kopf haben, braucht kein Mensch. Wie schön, dass beispielsweise die Veranstalter des Biberacher Schützenfestes erst die Hälse zur Jury reckten und dann doch zurückgezogen haben. Ausgezeichnet!

Ein Jahrmarkt der Eitelkeiten?

Das Wissenschaftsminsterium muss schauen, dass die Bewerbungsläufe für das immaterielle Unesco-Siegel nicht zur Komödie werden, findet dagegen Rüdiger Bäßler. -

Nicht mehr lange, dann wird das Streben nach dem Unesco-Siegel noch zum Volksssport. In diesem südwestdeutschen Kulturland schlummert Potenzial für Anträge, die noch Jahrzehnte Vereinsvorsitzende, Stadtarchivare, Ministeriale und wissenschaftliches Schiedsrichterpersonal zu beschäftigen in der Lage sind. Warum nur die Herstellung der Wurst auf den Schild heben, wenn es auch Hopfen-, Brot, Wein- und Käsereimuseen gibt? Weshalb das Narrengericht zu Grosselfingen mit seinem Unesco-Ruhm allein lassen, wo doch das Stockacher Narrengericht ebenfalls den Saal zum Bersten bringt? Und spätestens, wenn das Ravensburger Rutenfest dereinst dem Brettener Peter-und-Paul-Fest in die deutsche Unesco-Liste folgt, müssen sich weitere Festausschüsse an der Ehre gepackt fühlen.

Es bleibt die Frage nach dem Uensco-Gedanken

Fragt sich allerdings, was dieses vom Wissenschaftsministerium in Stuttgart angeheizte Rennen noch mit dem Unesco-Gedanken, wie man ihn kannte, zu tun hat. Bei Klöstern, Pfahlbauten oder, wie zuletzt, den Höhlen der ältesten Eiszeitkunst auf der Schwäbischen Alb ging es immer auch um die Sensibilisierung von Politik und Öffentlichkeit für einen drohenden Zerfall. Der Achtlosigkeit, Kulturbarbarei und Beseitigungswut der Moderne entgegenzuwirken ist der tiefere Sinn der Auszeichnungen.

Die Narren aber sind, soweit sich das absehen lässt, bisher nicht in ihrer Existenz bedroht. Und die meisten großen Volksfeste im Südwesten erweisen sich als verlässliche Gelddruckmaschinen für Wirte und Schausteller. Das Ministerium sollte sich lieber fragen, ob es nicht einen neuen Jahrmarkt der Eitelkeiten eröffnet hat, der die Unesco-Welterbeidee in Rekordzeit entwertet. Knitze Antragsteller, die vom Welterbe sprechen und nur die Selbstvermarktung im Kopf haben, braucht kein Mensch. Wie schön, dass beispielsweise die Veranstalter des Biberacher Schützenfestes erst die Hälse zur Jury reckten und dann doch zurückgezogen haben. Ausgezeichnet!