Weltwirtschaftsforum in Davos Bei Trump spielt das Klima keine Rolle

Aktivistin Greta Thunberg forderte in Davos von Unternehmen, ihren CO2-Ausstoß auf null zu senken. Foto: AP/Michael Probst (2)/Evan Vucci

Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg und US-Präsident Donald Trump sind die Hauptdarsteller beim diesjährigen Weltwirtschaftsforum in Davos. Es treffen zwei Antipoden aufeinander – doch offiziell ignorieren die beiden einander.

Davos - Dienstagmorgen, 8.30 Uhr: Das diesjährige Weltwirtschaftsforum in Davos hat gerade begonnen, da ist Greta Thunberg schon auf der Bühne. Der Chefredakteur des US-Magazins „Time“ spricht die Klimaaktivistin und Erfinderin der Fridays-for-Future-Bewegung als Erste an. Ja, sagt Thunberg, vergangenes Jahr hätte sie viel Aufmerksamkeit bekommen. Doch die Kohlendioxid-Emissionen stiegen weiter.

 

Thunberg verliert nicht viele Worte, sie spricht leise und zurückhaltend. Dann lässt sie den anderen jungen Umweltaktivisten auf dem Podium den Vortritt. Am Vortag hatte Thunberg eine Pressekonferenz in Davos wegen Fiebers absagen müssen. Sie sieht ein bisschen blass und erschöpft aus in ihrer grauen Jogginghose und dem rosa Pullover.

Trump und Thunberg sind Antipoden

In diesem fensterlosen Saal des Kongresszentrums findet am ersten Tag traditionell diejenige Veranstaltung statt, die den Ton des gesamten Forums setzt. Diesmal treten keine Konzernvorstände hier auf, sondern die 17-jährige Schülerin aus Schweden. Klaus Schwab, Chef des Weltwirtschaftsforums (WEF), scheint zu wissen, was die Stunde geschlagen hat. Kameras schwenken an Kränen über die Köpfe des Auditoriums. Alle gut 300 Plätze sind besetzt.

Einige Stunden nach Thunberg soll US-Präsident Donald Trump in Davos auftreten. Als Regierungschef der USA wird er den größten Saal bekommen, der etwa 1500 Leute fasst. Die beiden Auftritte bilden den Kern des diesjährigen WEF. Trump und Thunberg sind Antipoden, sie stehen für die großen Entwicklungsrichtungen, die die Politik in den kommenden Jahren nehmen kann.

Bei der Podiumsdiskussion will der „Time“-Journalist von Thunberg wissen, wie sie mit Beschimpfungen im Internet umgehe. Sie schaut irritiert, holt einen Zettel aus der Hosentasche, sagt, sie möchte endlich zum Punkt kommen, und liest vor: „Im Bericht des Panels der Vereinten Nationen zum Klimawandel von 2018, Kapitel zwei, Seite 108, steht, wenn man eine 67-prozentige Chance haben will, den Temperaturanstieg unter 1,5 Prozent zu halten, dürfen weltweit nur noch 420 Gigatonnen Kohlendioxid ausgestoßen werden.“

Trump spricht nur von Kohle und Öl

Dieses Budget sei 2026 aufgebraucht. Thunberg hat keine Zeit zu verlieren. „Wir verlangen“, schrieb sie kürzlich, dass alle Teilnehmer des WEF „unverzüglich und vollständig“ ihre Investitionen in fossile Brennstoffe beenden. Sie meint vor allem die Unternehmen.

11.50 Uhr. In blauem Anzug und mit rotem Schlips betritt Donald Trump die Bühne. Nach kurzer Einleitung durch Schwab beginnt er, seine halbstündige Rede von den beiden Telepromptern rechts und links des Redepults abzulesen. Es ist eine Lobeshymne auf die eigene Politik, den guten Zustand der US-Ökonomie und eine glorreiche Zukunft. Seine Regierung habe die Arbeitslosigkeit auf 3,5 Prozent gesenkt, sie sei so niedrig wie in keiner anderen Präsidentschaft. „Wir haben zehn Millionen Leute aus der Sozialhilfe herausgeholt.“ 12 000 neue Fabriken seien während seiner Amtszeit entstanden.

Die Worte Erderwärmung, Kohlendioxid und Klima kommen in Trumps Rede nicht vor. Stattdessen erklärt er, dank des Frackings seien die USA nun der größte Produzent von Erdöl und Erdgas weltweit. Darin liege die Zukunft, wie auch in „sauberer Kohle“. Die Angst der 1990er Jahre, das Öl könne zu Ende gehen, habe sich zum Glück als falsch erwiesen.

Klimawandel ist Schlüsselthema in Davos

Trump und Thunberg – das sind zwei Planeten. Der US-Präsident erwähnt die Aktivistin nicht, sie ihn ebenso wenig. Ein Gespräch zwischen ihnen kommt nicht zustande. Dieses Aneinandervorbeireden der zwei Schlüsselfiguren sagt einiges über das Davoser Weltwirtschaftsforum aus: Mitunter wollen die Veranstalter etwas anderes als ihre Gäste. Diese wiederum haben oft kein Interesse an den Zielen, die das WEF formuliert.

Beim Klima jedenfalls ist das Forum näher bei Thunberg. In einem Brief forderte Schwab alle teilnehmenden Firmenchefs auf, die Kohlendioxid-Emissionen bis spätestens 2050 auf null zu bringen. Der Klimawandel sei ein Schlüsselthema des diesjährigen WEF, so Schwab. In einer Studie bemängelte das Forum, dass nur ein paar Hundert Unternehmen weltweit bisher ihren Klimagas-Ausstoß planmäßig reduzierten.

13 Uhr. Thunberg hält eine Rede auf dem Panel mit dem Titel „Die Klima-Apokalypse vermeiden“. Einer der Gäste auf dem Podium ist Allianz-Chef Oliver Bäte. Thunberg wiederholt ihre Forderung an die WEF-Unternehmen, sofort alle Investitionen in fossile Energien zu stoppen. Sind wir naiv?, fragt sie dann. „Nein“, antwortet sie selbst, „es ist einfach nötig.“

Bündnis gegen CO2-Ausstoß

Bäte hat gerade zusammen mit den Vereinten Nationen und einigen Großinvestoren die „Netto-Null-Allianz“ gegründet. Bis 2050 wollen die Unternehmen ihre Kapitalanlagen in Höhe von rund vier Billionen Euro so umstrukturieren, dass sie keinen CO2-Ausstoß mehr verursachen. Damit ist Bäte ganz weit vorne. Doch bis 2050 dauert es lange. Warum es nicht schneller geht, fragt die Moderatorin. Er müsse auch die Interessen seines Unternehmens berücksichtigen, sagt Bäte.

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