In Stuttgart wurden am Wochenende gleich zwei Hitzerekorde gebrochen, am Montag lässt die Hitzewelle nur vorübergehend etwas nach. Tage mit mehr als 30 Grad kommen mittlerweile wesentlich häufiger vor als noch vor dreißig Jahren.

Digital Desk: Simon Koenigsdorff (sko)

So heiß war es früher nicht – dieser Satz hat sich in Stuttgart in diesen Tagen nicht nur gefühlt, sondern auch statistisch bestätigt. Am Samstag und am Sonntag brachten Temperaturen von weit über 30 Grad neue Hitzerekorde in die Landeshauptstadt. Das zeigen die Daten des Projekts Klimazentrale unserer Redaktion.

 

Am stärksten dürfte die aktuelle Hitze die Menschen im dicht bebauten Kessel belasten – mit 37,2 Grad in der Innenstadt an der städtischen Messstation auf dem Schwabenzentrum übertraf die Temperatur am Sonntag den bisherigen Rekord für einen 9. Juli um fast zwei Grad. Der neue Wert lag weit über den 35,3 Grad aus dem Jahr 2010.

Der Trend zu mehr heißen Tagen ist deutlich messbar

Nur unwesentlich kühler war der Sonntagnachmittag in Bad Cannstatt mit 36,8 Grad an der Gnesener Straße und auf dem etwas höher gelegenen Schnarrenberg. Dort zeigte das Thermometer des Deutschen Wetterdienstes (DWD) mit 35,3 Grad ebenfalls einen neuen Rekord für den 9. Juli an. Bereits am Samstag waren die 33,6 Grad in der Innenstadt Rekord gewesen – etwa ein Grad über dem bisher heißesten 8. Juli im Jahr 2002 mit 32,6 Grad.

Die Kombination aus großer Hitze und viel Beton sorgte dafür, dass die Innenstadt in den Nächten von Samstag auf Sonntag und von Sonntag auf Montag nicht unter 20 Grad abkühlte – im Meteorologen-Jargon nennt man das „tropische Nächte“. Unter diesen leiden die Menschen besonders stark, weil sie in ihren Wohnungen kaum noch die nötige Kühle für erholsamen Schlaf finden.

Dass extreme Hitze im Zuge des Klimawandels immer häufiger auftritt, zeigt sich nicht nur daran, dass die drei höchsten Temperaturen am 8. und 9. Juli in der Stuttgarter Innenstadt fast alle seit 2002 gemessen wurden. Der Trend zu mehr heißen Tagen mit 30 Grad und mehr ist an allen Stuttgarter Wetterstationen messbar.

Die bisher neun Hitzetage im laufenden Jahr sind in der Stuttgarter Innenstadt zwar noch nicht auffällig – aber nur, wenn man sie mit den vergangenen 30 Jahren vergleicht. In den früheren Jahren von 1961 bis 1984, in denen der DWD an der Alexanderstraße eine Wetterstation betrieb, waren Hitzetage dagegen viel seltener. In der Zeit, die die heutige Eltern- und Großelterngeneration in ihrer Jugend erlebt hat, kamen sie bis zum 10. Juli im Schnitt nur etwa zwei Mal vor.

Mit rund 30 Grad am Montag fallen die Temperaturen nun vorübergehend knapp in den Bereich des Normalen – also in den Bereich dessen, was in den vergangenen Jahren meistens in diesem Zeitraum im Juli gemessen wurde. Am Dienstag kommt laut Deutschem Wetterdienst in Stuttgart die Hitze mit um die 36 Grad noch einmal mit Wucht zurück. Dann jedoch folgt eine kurze Abkühlung zur Wochenmitte. „Zum Abend hin ziehen verbreitet schwere Gewitter mit Starkregen, Hagel und schweren Sturmböen in der Region auf, die bis in die Nacht anhalten können“, sagt ein Sprecher des Wetterdienstes voraus. Zum Wochenende sind dann wieder 30 Grad möglich.

Klimazentrale Stuttgart

Dieser Artikel ist Teil des Wetter- und Klimamonitors von Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten. Wir stellen für alle Orte in der Metropolregion Stuttgart Daten von amtlichen Wetterstationen zur Verfügung und vergleichen sie automatisiert mit Langzeitmessreihen: Ist das Wetter heute ungewöhnlich oder nicht?

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