Nebel gehört zu den beeindruckendsten Naturschauspielen und ist weit mehr als eine Wolke in Bodennähe. Wie er entsteht, ist so faszinierend wie seine Formenvielfalt.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Nebelmeere hüllen Gebirgsketten wie in Zuckerwatte ein. Oft dringt kein Sonnenlicht durch den Dunst, der Autofahrten zum gefährlichen Risiko werden lassen kann.

 

Nebel bildet sich, wenn die Luft mit der maximalen Wasserdampfmenge gesättigt ist und dadurch die Temperatur sinkt, wenn warme und kalte Luft sich mischen oder wenn Wassermengen in Gewässernähe verdunsten und als Verdunstungsnebel niedergehen.

Neben Boden-, Hoch- und Seenebel gibt es Strahlungs-, Berührungs- und Bergnebel, Eis- sowie Turbulenz- und Frühnebel.

Nebel – Symbol der Unsicherheit und des Zweifels

Caspar David Friedrich (1774-1840): Sein berühmtestes Kunstwerk ist bis heute „Der Wanderer über dem Nebelmeer“, entstanden im Jahr 18187. Foto: Imago/Heritage Images

Seit jeher beflügelt Nebel die Fantasie der Menschen. Im Volksglauben und in Mythen wurden die Nebelwände, die sich auf Dörfer und Städte zubewegen, als Einwirken oder Erscheinung höherer Mächte gedeutet.

In der tiefenpsychologischen Traumdeutung ist Nebel ein Symbol für Unsicherheit und Ungewissheit, Zweifel und Verwirrung. Der Mensch kann sich im Traum ebenso wenig wie in der realen Welt orientieren und sucht nach Halt. Zugleich können die Nebelschleier auch ein Übergangsstadium symbolisieren, einen Wechsel von einem Bewusstseinszustand in einen anderen.

Dicke Suppe: Wie Nebel sich bildet

Die Burgruine Falkenstein in Hessen ragt am Morgen bei Sonnenaufgang aus einer Nebeldecke. Foto: Imago/Jan Eifert

Nebel bildet sich häufig am Abend oder in der Nacht, wenn sich warme, feuchte Luft in Bodennähe abkühlt. Nebel tritt vor allem im Herbst auf, weil die Luft immer kühler wird und die aufsteigende Feuchtigkeit aus dem Erdboden Nebel bildet.

Je nach Entfernung spricht man von leichtem (500 bis 1000 Meter), mäßigem oder starkem Nebel (unter 200 Meter). Die Schwaden können mitunter so dicht sein, dass man die Hand vor Augen nicht mehr sieht. Da kondensiertes Wasser Feuchtigkeit, Schad- und Nährstoffe bindet, kann es zu Smog und zur sprichwörtlichen dicken Suppe kommen.

Nebelwasser ist weit höher mit Ammonium, Nitrat oder Sulfat gesättigt als normales Regenwasser. Als Teil der Ökologie und Ökosystemforschung untersucht die Nebelforschung den Dunst auf schädliche Inhaltsstoffe, die für das Waldsterben mitverantwortlich sein sollen.

Welche Arten von Nebel es gibt, zeigen wir hier:

Strahlungsnebel

Sonnenaufgang über den Wolken auf dem Großen Feldberg im hessischen Taunus. Foto: Imago/Jan Eifert

Strahlungsnebel bildet sich in Herbst- und Winternächten bei wolkenarmen und windschwachen Wetterlagen. Während einer mehrere Tage andauernden Hochdrucklage können bodennahe Luftschichten stark auskühlen. Der Grund: In der kalten Jahreszeit geht in nicht bewölkten Nächten mehr im Boden gespeicherte Wärmeenergie durch Abstrahlung verloren als tagsüber durch die Sonne am Erdboden ankommt. Diese Abkühlung begünstigt die Nebelbildung.

Der Wasserdampf in der Luft kondensiert – geht als vom gasförmigen in einen flüssigen Aggregatzustand über. Es bildet sich ein schwacher, selten über eine Höhe von 100 Meter reichender Nebel, der sich in den Morgenstunden rasch wieder auflöst.

Advektionsnebel

Advektionsnebel tritt besonders im Winter auf. Foto: Imago/SuperStock

Bei der Advektion werden kalte Luftmassen großflächig in horizontaler Richtung (im Unterschied zur vertikalen Konvektion) herangeführt. Man spricht in der Meteorologie von Berührungsnebel. Diese Form des Nebels tritt in Mitteleuropa vor allem im Winter auf.

Advektionsnebel kommen dadurch zustande, dass feuchte Warmluft vom Süden in kältere, nördlich gelegene Regionen strömt und dabei bodennahe Kaltluftschichten aufwirbelt. Die Warmluft wird dabei so abgekühlt, dass das Wasser in der Luft kondensiert – sich also Tröpfchen bilden.

Bei stabilen Hochdrucklagen ohne Niederschlag können sich die oft mehrere hundert Meter mächtigen Nebelschichten Tage bis Wochen halten, ohne von der Sonne aufgelöst zu werden.

Orografischer Nebel

Nebelwand an einem Berghang in den Alpen. Foto: Imago/Westend61

Orografie ist ein Fachgebiet innerhalb der Geowissenschaft, das sich mit den Höhenprofilen von Landschaft beschäftigt. Orografische Nebel werden dementsprechend auch Bergnebel genannt. Sie entstehen, wenn feuchte Luft an Berghängen aufsteigt und sich mit zunehmender Höhe und aufgrund des niedriger werdenden Luftdrucks abkühlt.

Orografische Nebel existieren überall dort, wo eine Windströmung beständig Luftmassen an Berge heranführt. Je stabiler diese Strömung ist, desto mehr können sich tief liegende Wolken am Hang abkühlen und regelrechte Nebelmeere bilden. In den Alpen und in deutschen Mittelgebirgen treten Bergnebel meistens nur bei einzelnen Wetterlagen über kurze Zeiträume auf.

Verdunstungsnebel

Der röhrende Hirsch im morgendlichen bodennahen Verdunstungsnebel – ein klassisches Motiv der Naturmalerei. Foto: Imago/Blickwinkel

Dieser Nebel bildet sich häufig bei Evaporation, wenn Wasser auf einem warmen und feuchten Untergrund verdunstet. Bodennahe Luftschichten müssen dabei mit Wasserdampf kräftig angereichert sein. Die Übersättigung führt dann zur Kondensation.

Im Gegensatz zum Abkühlungsnebel handelt es sich beim Verdunstungsnebel um eine Nebelart, die durch verstärkte Wasserverdunstung entsteht, während die Temperatur relativ konstant bleibt. Dieser Dampfnebel tritt vor allem im Herbst an Seen und am Meer auf.

Meteorologen sprechen deshalb auch von Fluss-, Meer- oder Seenebel. Auch wenn sich die Luft über einer geschlossenen Schneedecke oder über gefrorenem Boden erwärmt, kann ein solcher Nebel entstehen.

Mischungsnebel

Eine einsame Mini-Insel im Nebelmeer. Foto: Imago/SuperStock

Diese Nebelart wird auch Niederschlags- und Frontnebel genannt. Der Nebel entsteht bei gleichzeitiger Abkühlung der Luft und Erhöhung des Wasserdampfgehalts vorwiegend im Bereich von Kalt- und Warmfronten. Dies ist immer dann der Fall, wenn feuchtwarme und kältere, nebelfreie Luftmassen aufeinandertreffen und in einem turbulenten Prozess durchmischt werden.

Dabei gleicht sich das unterschiedliche Temperaturniveau langsam auf eine mittlere Temperatur an. Mischungsnebel bilden sich über warmen Gewässern und Flüssen, die eine höhere Temperatur als die Luft haben. Aber auch auf aufgeheizten Straßen nach einem kräftigen Regenschauer ist dieses Wetterphänomen zu beobachten.

Eisnebel

Sonnenaufgang über den Wolken im Taunus. Foto: Imago/Jan Eifert

Anders als beim normalen Nebel schweben beim Eisnebel statt Wassertropfen Mini-Eiskristalle in der Luft. Eisnebel entsteht nur dann, wenn die Temperatur minus 20 Grad Celsius beträgt. Der Wasserdampf wird resublimiert. Das heißt: H2O geht vom festen direkt in einen gasförmigen Aggregatzustand über, ohne in flüssiges wasser zu kondensieren.

Je kälter es ist, desto wahrscheinlich ist das Entstehen von Eisnebel auf. Eisnebelfelder treten überall dort auf, wo extrem niedrige Temperaturen und große Wassermengen gleichzeitig vorhanden sind. andererseits. Vor allem über dem Polarmeer, in Sibirien und Alaska sowie in den norwegischen Fjorden ist Eisnebel ein sehr häufig auftretendes meteorologisches Phänomen.

Planetarische Nebel

Nebelwolken im interstellaren Raum. Foto: Imago/Panthermedia

Der dritte Planet im Sonnensystem – die Erde- reicht bei weitem nicht aus, um das Phänomen hinreichend zu erklären. Nebel ist ein kosmisches Phänomen, das die Grenzen des Planeten Erde überschreitet.

Ursprünglich bezeichnete die Astronomie mit Nebel alle leuchtenden, flächenhaften Objekte im Universum. Heute werden darunter vor allem interstellare Wolken aus Staub und Gas verstanden – wie planetarische Nebel.

Diese astronomischen Objekte bestehen aus einer Hülle aus Gas und Plasma und existieren oft nur einige zehntausend Jahre.

Orionnebel

Orionnebel. Foto: Imago/StockTrek Images

Das Sternbild Orion ist eines der bekanntesten Sternbilder. In ihm befindet sich der berühmte Orionnebel, ein großes Sternentstehungsgebiet, das zu den am besten erforschten Gasnebeln der Milchstraße gehört und gerade mal 1500 Lichtjahre von der Erde entfernt ist. Angesichts des Durchmessers der Milchstraße von 100 000 Lichtjahren ein kosmischer Klacks.

Dank seiner Helligkeit ist der Orionnebel mit bloßem Auge zu erkennen. Das Sternbild Orion mit den charakteristischen drei Gürtelsternen geht im Winter am späten Abend auf und steht dann bis zur Morgendämmerung am Himmel. Der Nebel befindet sich unterhalb der Gürtelsterne. Ein Blick zum Firmament lohnt sich.