Es ist paradox: einerseits bieten exklusive Kindergärten heute Englisch für Dreijährige an, andererseits warnen Experten, dass mehrsprachig aufwachsende Kinder keine Sprache mehr richtig beherrschen.
Scharff Rethfeldt: Die Ansprüche in unserer Gesellschaft sind sehr hoch. Und mit Blick auf mehrsprachige Kinder sind sie häufig zu hoch. Vergleichen Sie das mal mit einem Hürdensprinter: von dem würde niemand erwarten, dass er so schnell sprintet wie der 100-Meter-Läufer Usain Bolt und gleichzeitig den Weltrekord im Hochsprung einstellt. Mehrsprachigkeit ist eine eigene Disziplin.
Inwiefern können Kinder von Mehrsprachigkeit profitieren?
Scharff Rethfeldt: Mehrsprachigkeit ist ein Geschenk. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass mehrsprachige Menschen geistig flexibler sind. Neurologen haben außerdem festgestellt, dass diese Fähigkeit vor dem Beginn von Demenzerkrankungen schützt. Wenn man mehrere Sprachen spricht, hat das außerdem eine gesellschaftspolitische Dimension: Wir leben in einer Welt, in der die Bereitschaft, sich zu verständigen, immer wichtiger wird.