Frank Bsirske bleibt unangefochtener Verdi-Vorsitzender. Das gute Wahlergebnis von 88,5 Prozent hat er auch einem Kurswechsel im Kita-Konflikt zu verdanken. Dabei sollte sich Bsirske aber nicht überschätzen, meint Matthias Schiermeyer.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Leipzig - Frank Bsirske wurde auch deswegen mit einem ordentlichen, aber keineswegs überragenden Votum vom Gewerkschaftstag wiedergewählt, weil er im Kita-Tarifkonflikt umgeschwenkt ist. Angetrieben von streikwilligen betrieblichen Funktionären redet er nun wieder einer Eskalation das Wort. Hätte er zum Schlichtungsergebnis mit den kommunalen Arbeitgebern gestanden, wäre wohl schlechte Stimmung in Leipzig aufgekommen. Bsirske hat dies verhindert. Dennoch geht er einen riskanten Weg. Von der Gegenseite ist allenfalls eine kosmetische Nachbesserung zu erwarten. Auch wegen der Herausforderungen durch die Flüchtlinge könnten die Kommunen plötzliche Zugeständnisse kaum vermitteln. Realistisches Ziel des Verdi-Chefs kann daher nur eine gesichtswahrende Lösung sein.

 

Gegenwind von den Eltern möglich

Dass die Erzieherinnen oder gar die von neuen Streiks bedrohten Eltern dieses Hin und Her noch nachvollziehen können, ist zweifelhaft. Da ist scharfer Gegenwind möglich. Bsirske ist ein gewiefter Stratege und hat für die Arbeitnehmer schon viel herausgeholt, auch in schier aussichtslosen Lagen. Selbst Amazon könnte irgendwann einen Tarifvertrag zugestehen, wenn Verdi so beharrlich dranbleibt. Im Kita-Konflikt sollte sich ihr Dauervorsitzender jedoch nicht überschätzen, sondern seinen schon oft gezeigten Pragmatismus walten lassen.