Nach knapp 28 Jahren moderiert Wieland Backes zum letzten Mal sein „Nachtcafé“. Winfried Kretschmann und Harald Schmidt sorgen dabei für gute Laune.

Ludwigsburg - Wie beendet man eine Sendung, die einem in mehr als 27 Jahren, nicht ans, sondern regelrecht ins Herz hineingewachsen ist? Wie immer mit einem Zitat eines berühmten Denkers? Wieland Backes, so viel darf man vorweg nehmen, beschließt seine 706. und letzte Ausgabe seines „Nachtcafés“ mit den Worten: „Es war einfach schön.“

 

Es ist eben alles ein bisschen anders gewesen an diesem Mittwochabend, als im Ludwigsburger Favorite-Schlösschen die Kameras zum letzten Mal auf Wieland Backes ruhten. Er gab kurz davor sogar ergriffen zu, aufgeregt zu sein, „heute ja“.

Den bezeichnenden Titel „Happy End“ hat er seinem Finale gegeben, weil es eben ein solches für ihn sein soll – nur was kommt eigentlich danach? Gut, dass er den Entertainer Harald Schmidt an seiner Seite hat. Der bekennende „Nachtcafé“-Fan – „Sie haben die Menschen mit leiser Art zum Sprechen gebracht“ – kann ihm diese Frage prompt und in bester Schmidt-Manier beantworten: „Es kommen neue Herausforderungen! Sie können was Neues machen! Zum Beispiel was mit Medien!“ Ministerpräsident Winfried Kretschmann erzählt, warum er unbedingt noch einmal kandidieren möchte und attestiert Harald Schmidt einige Pointen später „Witz und Schlagfertigkeit. Das was mir fehlt.“ Schmidt: „Deswegen sind Sie noch im Geschäft.“

Versöhnung mit Dieter Wedel

Wie lustig diese Schluss-Sendung geraten ist, wie ernst und nachdenklich stimmend – das kann an dieser Stelle natürlich nicht verraten werden. Auch nicht, wie Backes nun dank der Tipps der Musicalkünstlerin Ute Lemper noch zum Weltstar werden wird. Dass der Talk am Ende zum Happy-End wird, ganz das also was eine solche Abschiedssendung sein soll, dafür hat Backes wie immer unsichtbar mal hier gezupft und da geschwiegen. Und er hat dafür vor allen Dingen wieder das gemacht, wofür er als Talkmaster so berühmt ist: Er hat seinen Gästen Raum gegeben für ihre Geschichten und Pointen, für ihre Zwischenrufe und langen Antworten. Nur noch ruhiger und stiller als sonst wirkte der Mann, der Menschen mit leiser Art zum Sprechen bringt, dabei, ganz so, als käme er bei dem illustren Reigen rund ums glückliche Ende endgültig zur Ruhe und mit sich selbst und seinem Abschied ins Reine. Da passt es freilich auch, dass sich der Überraschungsgast am Ende als Dieter Wedel entpuppt, der 1999 das „Nachtcafé“ nach einem verbalen Angriff eines Gastes auf seine mutmaßliche Seitensprung-Mentalität wutschnaubend vorzeitig verlassen hatte. Ihm sei gar nicht klar gewesen, dass es damals um das Thema Treue ging“, sagt Wedel nun ganz zahm und entschuldigend, „ich muss damals wohl unendlich humorlos herausgestapft sein.“

Damit war der Schlusspunkt gesetzt. Und am Donnerstagabend, bei einer Abschiedsveranstaltung an der Hochschule für Druck und Medien in Stuttgart, erklärte der frisch scheidende Backes schon glücklich: „Nun, da die Ziellinie überschritten ist, weiß ich: Es ist noch weitaus schöner ausgefallen, als ich es mir je erträumt habe.“ Er erinnert sich an seine Anfänge beim Sender und erzählt: „Neue Festangestellte hieß der Intendant damals noch persönlich willkommen. Hans Bausch tat dies 1977 mit den Worten: ‚Guten Tag Herr Backes! Ich hoffe, Sie wollen nicht Ihr ganzes Berufsleben im SDR verbringen.’ Wie Sie inzwischen wissen, konnte ich der Empfehlung des Intendanten leider nicht Folge leisten.“ Zum Glück, würden seine Fans sagen.