Zum Start der Tourismussaison 2018 präsentiert die Stadtarchivarin Petra Schad neue Schätze. Ein Kleinod ist auch das Museum Wimpelinhof selbst.

Ludwigsburg: Susanne Mathes (mat)

Markgröningen - Im Grunde genommen sei ja die ganze Markgröninger Innenstadt „ein einziges Museum“, findet der Bürgermeister Rudolf Kürner. 100 Baudenkmäler, allein 16 Häuser aus dem 15. Jahrhundert: Die Stadt kann durchaus nicht nur mit ihrem Schäferlauf punkten.

 

Eines ihrer Kleinode hat sie zum Beginn der Tourismussaison 2018 nun weiter aufgewertet. Der markante, direkt am Oberen Torturm gelegene Wimpelinhof aus dem Jahr 1599 mit seiner eindrucksvollen Renaissance-Fachwerkfassade birgt heute unter anderem Sitzungsräume für die Gemeinderatsfraktionen und ein barrierefreies Trauzimmer. Er ist aber auch stadtgeschichtliches Museum, das nach und nach seinen Bestand erweitert.

Mumien in Zwischenböden

Das ist kein Selbstläufer, denn der Eintritt ins Museum ist kostenfrei. Für Neuanschaffungen ist die Stadtarchivarin Petra Schad auf Spenden angewiesen. Spendengelder machten nun auch den Kauf einer prächtigen Eichentruhe aus der Übergangszeit von Renaissance zum Manierismus möglich. Weinreben und Putten zieren das Möbel aus dem Jahr 1680. „Die Truhe war damals sozusagen das Hauptmöbelstück. Alle wichtigen und wertvollen Dinge verstaute man darin“, sagt die Historikerin.

Das schmucke Exponat kommt zwar nicht aus Markgröningen, stammt aber aus dem süddeutschen Raum, erklärt Petra Schad. Auch mit einer Reproduktion der ältesten Markgröninger Stadtansicht wartet das Museum neuerdings auf – und mit einem Film, den ein Schweizer Fernsehsender über Schads Katzenmumien-Forschungen gedreht hat. Die Stadtarchivarin forscht über mumifizierte Katzen, die sich in Häusern in Markgröningen, aber auch in anderen Städten und Gemeinden, in Zwischenböden von alten Häusern fanden.

Die Tiere waren offensichtlich gewaltsam zu Tode gebracht und zur Hexenabwehr in Zwischenböden gelegt worden, wo sie wegen der Trockenheit und der Luftzirkulation mumifizierten und erhalten blieben. Anlass des Interesses aus der Schweiz war eine Mumienausstellung des Naturhistorischen Museums in Basel gewesen, für das die Kuratoren auch die Erkenntnisse der Markgröninger Stadtarchivarin interessierten. Eine der mumifizierten Katzen ist ebenfalls im Wimpelinhof zu sehen.

Als noch nicht mal Amerika entdeckt war

Dass das charakteristische Anwesen, zu dem auch eine große Scheune gehört – sie birgt heute das Stadtarchiv – überhaupt ein solches Vorzeigeensemble werden konnte, ist alles andere als selbstverständlich: Lange Zeit wurde es als Wohngebäude für 16 Familien genutzt und war so heruntergekommen, dass um seinen Bestand zu fürchten war. Die Stadt baute schließlich ein 22-Familien-Haus, in das die Bewohner umsiedeln konnten, erwarb den Wimpelinhof, sanierte ihn um die Jahrtausendwende für 3,5 Millionen Euro und legte unter anderem die wiederentdeckten Gefachmalereien frei. „80 Prozent der Handwerker waren aus Markgröningen, das war eine super Sache“, sagt der Bürgermeister. Dennoch sei es eine Herausforderung gewesen, auch finanziell. Denn zeitgleich habe die Stadt die historische Herrenküferei gekauft, „das erste Haus am Marktplatz, erbaut 1414. Das stand schon, als Amerika noch nicht einmal entdeckt war“. Rudolf Kürner ist sich sicher: „Hätten wir das damals nicht hinbekommen, wäre der Wimpelinhof in absehbarer Zeit zugrunde gegangen.“