Mehr als 250 Unfälle sind im Land am Montag geschehen, allein 50 auf Stuttgarts Straßen – das sind die Schattenseiten des Wintereinbruchs. Es gibt erste Erkenntnisse, ob auch an Weihnachten Schnee liegt.

Stuttgart - Für die einen ist es ein Albtraum, sie schlittern mit ihrem Auto über die Straßen. Für die anderen ist es ein Traum: Sie packen Skier und Schlitten aus. Beobachtungen aus der winterlichen Stadt.

 

Wetter Der Winter startete am Montag kurz nach 5 Uhr. Von Westen her setzte Schneefall ein, der rasch stärker wurde und bis zum Sonnenaufgang um kurz nach 8 Uhr die Stadt mit einem weißen Tuch bedeckte. Kurz darauf war der heftige Wintereinbruch auch wieder vorbei, der Schnee wird nun auch rasch wieder tauen. Es wird langsam wärmer, in der Nacht zum Mittwoch kann es laut Auskunft des Deutschen Wetterdienstes (DWD) noch einmal schneien, die Schneefallgrenze steigt aber rasch auf über 500 Meter Höhe. Und deutlich über 500 Meter liegt in Stuttgart nur die Aussichtsplattform des Fernsehturms. Zunehmende Milde ist auch die Tendenz für Heiligabend. Mit bis zu acht Grad am Tag zu warm für weiße Weihnacht und wohl auch zu trocken, wobei das typische Weihnachtstauwetter laut DWD noch nicht ganz in trockenen Tüchern ist.  

Unfälle In Stuttgart zählte die Polizei am Montagmorgen rund 50 Unfälle. Die meisten ereigneten sich im Berufsverkehr zwischen 7 und 9 Uhr. Dabei lagen die Schwerpunkte im Stuttgarter Westen mit Botnang sowie rund um Möhringen. Auf der Botnanger Hummelbergstraße schlitterte gegen 7.30 Uhr ein Müllfahrzeug gegen ein geparktes Auto. Der Schaden wird mit 700 Euro angegeben. Drei Unfälle hintereinander musste die Polizei auf der Vaihinger Landstraße aufnehmen. Insgesamt wurden dort sieben Autos beschädigt, es entstand ein Schaden in Höhe von rund 8000 Euro. Insgesamt waren vor allem die Steigungsstrecken betroffen. Das Polizeipräsidium Reutlingen meldete bis 10 Uhr 68 Unfälle in seinem Zuständigkeitsbereich, die durch Glätte bedingt waren. Auch hier blieb es bei Blechschäden. Im Landkreis Ludwigsburg ereigneten sich am Montagmorgen 53 Unfälle wegen Schnee und Glatteis, im Kreis Böblingen waren es ähnlich viele. Nur im Kreis Göppingen sollen keine wetterbedingten Unfälle geschehen sein, meldet die Polizei dort. Insgesamt wurden im Südwesten mehr als 250 Unfälle gemeldet.

Streugut 21 Lastwagen, fünf Unimogs und sieben Schmalspurfahrzeuge sowie aktuell etwa 4200 Tonnen Streusalz und 315 000 Liter Natriumchloridsole für Feuchtsalz stehen für den Winterdienst auf gut 1400 städtischen Straßenkilometern zur Verfügung. Für die Nachtschicht stehen elf bis 21 Fahrer parat, tagsüber 33. Hinzu kommen pro Schicht je eine Einsatzleitung. Für den 24-Stunden-Betrieb gibt es weitere personelle Reserven. In der Nacht zum Montag haben ab 20.50 Uhr elf Fahrzeuge die Haupt-, Durchgangs- und Verbindungsstraßen vorsorglich mit Sole gestreut, um 2.45 Uhr kamen zehn weitere Fahrzeuge hinzu. Am Montag waren alle 33 Fahrzeuge im Einsatz. Die Nachtschicht hat rund 25 Tonnen Salz und 46 Tonnen Sole verbraucht.

Versicherung Wer mit Sommerreifen bei Schnee und Eis durch die Stadt oder über Land rutscht, verstößt gegen die Straßenverkehrsordnung. Sie legt zwar keinen Zeitraum fest, wann die speziell auf die winterlichen Straßenverhältnisse abgestimmten Reifen aufzuziehen sind. Polizei und die Verkehrsclubs empfehlen die Faustregel O bis O: Oktober bis Ostern. Wer auf falschen Reifen unterwegs ist, riskiert dabei nicht nur seine Sicherheit: Es kann teuer werden. Das Fahren mit falschen Reifen wird mit einer Buße von 60 Euro und einem Punkt in Flensburg geahndet. Wer andere Verkehrsteilnehmer behindert, zahlt 80 Euro Bußgeld, bei einer Gefährdung werden 100 Euro fällig – plus Punkt. Teuer kann es im Falle eines Unfalls werden: „Wenn der Unfall aufgrund nicht angepasster Bereifung entstanden ist, kann der Voll- oder Teilkaskoschutz gekürzt werden“, sagt Pressesprecherin Kathrin Jarosch vom Gesamtverband der Deutschen Versicherer. Der Haftpflichtschutz bleibe bestehen. ADAC-Sprecher Julian Häußler warnt: „Der Unfallverursacher kann in Mithaftung genommen werden.“ Diese könne 20 Prozent des Schadens betragen.

Winterfreuden Schneeflöckchen, Weißröckchen, plötzlich kamst du geschneit. Allerdings nicht leise, sondern ziemlich laut. „Aufstehen, Weihnachten!“, hallt es durch die Wohnung. 18. Dezember? Weihnachten? Ohne Koffein braucht das Hirn eine Weile um zu begreifen, was das andauernde Singen von Weihnachtsliedern bei Kindern anrichten kann. Nach kurzer Diskussion, dass mit dem Schnee nicht gleich auch das Christkind kommt, lenkt der Bub ein, dass es heute keine Geschenke gibt. Aber Schlittenfahren müsse man unbedingt. Nun gut, wenn selbst in der Stuttgarter Innenstadt mal einige Zentimeter Schnee liegen bleiben, kann man sich nicht verweigern. Also den Bob aufgeladen, die Rutscher für Mama und Papa eingepackt und hoch geht’s zur Kombe, einem Park an der Zellerstraße. Quasi die Kitzbüheler Streif von Stuttgart-Süd. Dort trifft sich das Quartier zum Wintersport und Schneemänner-Bauen. Alle freuen sich wie die Schneekönige, denn sie wissen, bald ist die Pracht wieder der Schnee von gestern.