Erwachsene können von Kindern noch viel lernen. Vergangene Woche haben wir Sie gefragt, was Sie von Ihren Kindern oder Enkeln gelernt haben. Eine Auswahl der Zuschriften veröffentlichen wir hier.

Psychologie und Partnerschaft: Eva-Maria Manz (ema)

Erwachsene wollen Kindern die Welt erklären, sie erziehen und fit machen fürs Leben. Dass das keine Einbahnstraße ist, sondern umgekehrt auch Eltern noch von ihren Kindern lernen können, davon haben unsere Autorinnen und Autoren bereits berichtet. Wir haben unsere Leser gefragt, was sie von ihren Kindern oder Enkeln gelernt haben. Ein Auswahl der Zuschriften:

 

Die Welt ist farbiger mit einer Enkelin wie Lotta

Bertram Engelhard berichtet: „Meine vierjährige Enkelin Lotta liebt Geschichten und Rollenspiele. Das ganze Leben könnte bei ihr ein Rollenspiel sein. Ihre Geschichten lässt sie sich immer wieder vorlesen, sie kann nicht genug davon bekommen. Wenn ich abkürze oder etwas falsch lese, werde ich sofort korrigiert, denn sie kennt ja schon alles. Und ob ich ein Baby bin oder eine Mama ist auch egal: ‚Es ist ja nur im Spiel, Opa!‘ Da ist dann auch egal, welcher Tag gerade ist, oder ob das Baby Jesus heißt, im Spiel geht alles. Gelernt habe ich auch, welche aktuellen Spielfiguren es so gibt: Ich habe nur Bahnhof verstanden, als die Dreijährige im Spielzeuggeschäft lauthals ,Paw Patrol’ gebrüllt hat, Einhörner gibt’s wirklich, und Spiderman kann die Wände hochklettern. Die Welt ist sehr viel farbiger und unterhaltsamer mit Lotta. Das Bild, das sie gemalt hat will ich erklärt bekommen, sie sagt: ,Opa, das ist keine Sonne, das ist Kunst!’“

Was ist gelb und sitzt im Rasen?

Martina und Hans Arnold aus Herrenberg schreiben: „Lara, unsere Enkelin, sechs Jahre alt, lässt uns raten: ,Was ist gelb und sitzt im Rasen?’ Uns fällt viel Passendes ein, doch ständig verneint sie. Nach geraumer Zeit, uns raucht der Kopf, wollen wir es einfach wissen. Ihre Antwort ganz trocken: ,Weiß ich auch nicht.’ Da haben wir den Salat!“

Die Tante soll nicht aufwachen

Hannelore Sattelmaier aus Asperg schreibt: „Wir mussten auf die Beerdigung meiner Tante. Meine Tochter mit ihrer dreijährigen Tochter und ich, die Oma. Bevor der Gottesdienst anfing, versuchte meine Tochter ihrer Kleinen noch einmal zu erklären, worum es geht und dass man in der Kirche nicht springen und laut sein darf. Sie formulierte es gegenüber dem Kind so: ,Da vorne in dem Sarg, da liegt die Tante und schläft. Deshalb müssen wir sehr leise sein.’ Die Kirchenglocken begannen zu läuten, die Orgel fing an zu spielen, und die Trauergemeinde begann zu singen. Da fragte die Kleine total verwirrt: ,Wir müssen doch leise sein, sonst wacht die Tante auf. Warum singen die Leute dann so laut ?’ Kindliche Logik!“

Jeden Morgen gab es Gezeter

Christa S., 70 Jahre alt, schreibt:„Unsere Tochter war schon als kleines Kind sehr selbstbewusst und auch ein wenig kämpferisch veranlagt. Um meine Kräfte nicht ganz aufzureiben, musste ich mir gut überlegen, welche Regeln ich unbedingt durchsetzen wollte und welche letztendlich nicht so wichtig waren. Zum Beispiel im Winter setzt man für den langen Schulweg eine Mütze auf und zieht Handschuhe an! Jeden Morgen gab es deshalb ein Gezeter. Eine Therapeutin sagte mir: ,Was passiert, wenn sie keine Mütze aufsetzt? Sie friert am Kopf, schlimmstenfalls bekommt sie eine Erkältung! Vielleicht kommt sie am nächsten Tag und will von sich aus eine Mütze haben!’ Diesen Rat habe ich danach auf viele andere Dinge angewandt, und unser Zusammenleben war plötzlich viel einfacher.“

Ratschläge, die man sich zu Herzen nimmt

Die Puppe von Gerda Apprich und ihrer Enkelin Foto: privat

Gerda Apprich aus Freiberg am Neckar schreibt: „Mein Hobby ist das Nähen. Besondere Freude macht es mir, Puppen zu basteln. Meine Enkeltochter, 10 Jahre alt, hat auch dieses Talent. Als die Wollhaare auf dem Puppenkopf nicht ganz so gut aussahen wie gedacht und ich ihr einen Verbesserungsvorschlag machte, meinte sie: ,Oma, das darf man ruhig sehen, dass es selbst gemacht ist.’ Das nehme ich mir zu Herzen, denn ich nähe inzwischen auch nicht mehr ganz so perfekt.“