Neuer viraler Trend in den sozialen Netzwerken – „Mannequin Challenge“: In witzigen Posen still und quasi eingefroren herumstehen. Woher die Idee stammt? Ein Blick zurück in die Historie.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Stuttgart - „Challenge“ ist englisch und heißt Herausforderung. Herausforderungen gibt es viele auf der Erde: Klimaschutz, Bewahrung des Weltfriedens, tägliche Arbeit im Büro, Berufsverkehr. Und natürlich Nerven bewahren angesichts der Wahl von Donald Trump zum 45. Präsidenten im Land der ungegrenzten Möglichkeiten.

 

Von dort kommt auch der neueste virale Trend: „Mannequin Challenge“. Promis posen als wären sie Schaufensterpuppen oder Marmorstatuen. Die Dallas Cowboys,Beyoncé Knowles, Mario Götze, Adele und Ellen DeGeneres haben’s getan. Die Zahl derer, die es ihnen nachtun, wird in den nächsten Wochen nach oben schnellen. „Ice But Challenge“, der letzte, schon wieder ad acta gelegte Online-Trend, hat seinen Zweck erfüllt: Aufmerksamkeit für die Überschütteten und Spenden für gute Werke zu erheischen.

Lebende Statuen

Die Idee, die sich binnen Tagen zum Internet-Hype enttwickelt hat, stammt von Schülern einer Highschool im US-Bundesstaat Florida. Wenn man’s genau nimmt, ist sie geklaut. Die wahre „Challenge“ ist es, auf dem harten Pflaster der Innenstädte als lebende Statue zu posieren. Stundenlang, bei brennender Sonne, in ersteinerter Haltung, bis die Gelenke schmerzen, dick eingemummelt in irgendwelche Verkleidungen.

Die männlichen oder weiblichen „Models“, die durch Klamotten, Schminke und Bewegungslosigkeit die Illusion vermitteln, sie seien „Living Dolls“ (lebende Puppen) oder „Living Mannequins“ (lebende Schaufensterpuppen), tun dies in der Regel nicht, weil sie ihre Tätigkeit so cool und trendy finden. Für sie ist das Strammstehen Broterwerb.

Neuer Trend, alte Idee

Neu ist der Trend wie gesagt nicht. Gemäß der Sentenz des biblischen Propheten Kohelet: „Was geschehen ist, wird wieder geschehen, was man getan hat, wird man wieder tun: Es gibt nichts Neues unter der Sonne“ (Prediger, Kapitel 1, Vers 9). Als „Tableau vivant“ (französisch „lebendes Bild“) kam der „Mannequin Challenge“ Ende des 18. Jahrhunderts in Frankreichs Aristokratie in Mode. Berühmte Werke der Malerei und Plastik wurden durch die Pantomine realer Personen in Szene gesetzt.

Als Erfinderin gilt Madame de Genlis, Erzieherin der Kinder des Herzogs von Orleans. Sie soll sich zur Belehrung und Unterhaltung ihrer Zöglinge historischer Vorbilder, die auf Ölgemälden verewigt wurden, bedient haben.

Der finnische Komponist Jean Sibelius schuf seine sechsteilige Tondichtung „Finlandia“ 1899 als Begleitmusik zu einer Folge „lebender Bilder aus der finnischen Vergangenheit und Mythologie“ im Schwedischen Theater von Helsinki.

Auf welche Vorbilder der Internet-Trend sonst noch zurückgreigt, zeigen wir in unserer Bildergalerie.