Eigentlich beanspruchte Spitzenkandidat Guido Wolf neben dem CDU-Fraktionsvorsitz auch den Posten des Landeschefs für sich - doch jetzt wurde überraschend entschieden, dass Thomas Strobl den Vorsitz behält.

Stuttgart - Überraschende Wende im Personalpoker an der CDU-Spitze: Thomas Strobl bleibt vorerst Landeschef der Partei in Baden-Württemberg. Der CDU-Spitzenkandidat Guido Wolf verzichtet damit zunächst auf den Posten, den er zuvor beansprucht hatte. In einer gemeinsamen Mitteilung hieß es am Donnerstag, Strobl und Wolf wollten gemeinsam in die Wahl 2016 gehen und sie für die CDU gewinnen. Mit vereinten Kräften habe die CDU die besten Chancen, im Land wieder an die Regierung zu kommen. Bei der Landtagswahl 2011 hatte die CDU nach fast 60 Jahren die Macht an Grün-Rot verloren.

 

Beim Mitgliederentscheid um die Spitzenkandidatur hatten 55,9 Prozent für Wolf und 44,1 Prozent der Teilnehmer für Strobl gestimmt - ein Grund mehr, durch eine Doppelspitze einer Lagerbildung in der Partei vorzubeugen. Auch hatten Parteifreunde vor eine Häufung von Ämtern bei einer Person gewarnt. Wolf selbst hatte wissen lassen, er sei kein Postenjäger.

"Mein Wunsch, dass Thomas Strobl Landesvorsitzender bleibt"

Nachdem Wolf zunächst den Anspruch auch auf den Parteivorsitz erhoben hatte, wollte Strobl einen raschen Übergang - auf dem Parteitag am 24. Januar in Ulm. Nun finden die turnusmäßigen Vorstandswahlen bei einem Landesparteitag im Herbst statt. Wolf betonte: „Thomas Strobl hat als CDU-Landesvorsitzender hervorragende Arbeit geleistet, die in unserer Partei weithin anerkannt und geschätzt wird.“ Er fügte hinzu: „Deshalb ist es mein Wunsch, dass Thomas Strobl Landesvorsitzender bleibt.“

Im Dezember hatte Wolf noch begrüßt, dass Strobl, der auch Bundesvize seiner Partei und Vorsitzender der CDU-Landesgruppe im Bundestag ist, ihm das Amt überlassen wolle. Er hatte damals gesagt, es sei „höchst vornehm und fair“, dass Strobl mit ihm sprechen wolle, „wann der Übergang stattfinden könnte - das wollen wir in Ruhe tun.“

"Gegner war niemals der andere"

Landtagspräsident Wolf hatte in einer Kampfkandidatur bei einer Mitgliederbefragung die Spitzenkandidatur gegen Strobl errungen. Mit Blick darauf betonten die ehemaligen Konkurrenten: „Schon in der Zeit des innerparteilichen Wettbewerbs war unser Gegner niemals der jeweils andere, sondern die grün-rote Landesregierung, die Baden-Württemberg in vielen Bereichen von einem Spitzenplatz ins Mittelfeld hinunter regiert.“

Auf der Agenda des bevorstehenden Landesparteitages stehen eine Rede von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die offizielle Wahl von Wolf zum Spitzenkandidaten, eine Rede von Strobl und die Wahl der bisher kommissarischen Generalsekretärin Katrin Schütz.

Danach will Wolf sein Amt als Landtagspräsident niederlegen. Am 27. Januar will die Fraktion ihn als neuen Vorsitzenden und Nachfolger von Peter Hauk küren sowie einen Kandidaten oder eine Kandidatin für den Posten des Landtagspräsidenten bestimmen.