Es herrscht Aufregung in Baiersbronn. Der Grund: „Mordschwarzwald“, das neueste Werk des örtlichen Försters und Krimi-Autors Bernd Leix. Darin eskaliert der unerbittliche Streit über den Nationalpark im Nordschwarzwald bis hin zum Mordversuch.

Stuttgart - Bernd Leix ist ein ruhiger, bedächtiger Mann. Freundlich, sanftmütig wirkt der 50-jährige Förster mit dem gepflegten Vollbart – und doch hat der Autor etlicher Lokalkrimis einen Hang zum Bösen, eine mörderisch schwarze Fantasie. Mit seinem unergründlichen Blick, der wenig von seiner eigenen Seelenlage verrät, beobachtet er seine Mitmenschen sehr genau. Das bereitet zurzeit einige Aufregung in Baiersbronn. „Mordschwarzwald“ heißt das neueste Werk des Autors. Darin greift Leix den unerbittlichen Streit über den geplanten Nationalpark im Nordschwarzwald auf. Im Krimi eskaliert die Auseinandersetzung zwischen Gegnern und Befürwortern, sie gipfelt schließlich in einem Mordversuch an einem Hotelier, der sich klar für einen Nationalpark einsetzt. Die Fiktion ist nahe an der Realität.

 
Die Veröffentlichung des Krimis, den Leix vor knapp einem Jahr geschrieben hat, fällt just in die heiße Entscheidungsphase: Zurzeit befragen 7 von 19 Gemeinden im Suchraum des Nationalparks ihre Bürger, ob sie für oder gegen das Großschutzgebiet sind. Der Kampf um die Stimmen ist in der Region in voller Schärfe entbrannt, auch wenn letztlich die Abgeordneten des baden-württembergischen Landtags über einen Nationalpark entscheiden.

Probleme vor der Premierenlesung

Prompt gab es Probleme vor der Premierenlesung in Baiersbronn. „Man wolle kein Öl ins Feuer gießen“, befand Patrick Schreib, der Tourismuschef in Baiersbronn nach der Lektüre des 242 Seiten dicken, im Gmeiner Verlag erschienen Taschenbuchs und zog sich kurzfristig eine Woche vor dem Termin als Hauptveranstalter zurück. Zu schwer wogen die Befürchtungen, dass den hitzigen Debatten tatsächlich Taten folgen könnten. Auch der örtliche Buchhändler sprang daraufhin ab, als Geschäftsmann könne er es sich nicht leisten, zur Polarisierung in der Gemeinde beizutragen. „Ich habe den Schwanz eingezogen“, gesteht Hanspeter Burkard selbstkritisch ein. Dennoch unterstützte er den Autor – bei der Plakatierung, beim Vorverkauf.

Denn die Lesung fand statt: im historischem Waldknechtshof, einem Tagungshotel im Baiersbronner Ortsteil Klosterreichenbach. Für den Geschäftsführer Gernot Marquardt war das eine Grundsatzfrage. „Wir können doch nicht zulassen, dass man sich nicht mehr über den Nationalpark äußert“, sagt er. „Wie die Leute inzwischen miteinander umgehen, ist finsterstes Mittelalter.“ Die Grenze einer strittigen Auseinandersetzung ist für ihn überschritten, seit manche Befürworter Zielscheibe von Diffamierungen der Gegner geworden seien. Wie insbesondere sein Baiersbronner Hotelierskollege Jörg Möhrle – dieser steht auf der Homepage der Gegner am Pranger – persönlich angegangen werde, sei „unfassbar“, betont Marquardt. An ihm werde ein Exempel statuiert, auf dass keiner sich mehr traue, öffentlich den Nationalpark zu befürworten.