Ist es blinde Zerstörungswut oder nur Langeweile bei den Tätern? Besitzer haben jedenfalls reichlich Ärger, wenn sie den Schaden an ihrem Auto wieder ausbessern müssen. Denn wer momentan sein Auto in Stuttgarts Straßen parkt, muss nicht nur Kratzer befürchten.

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Stuttgart - Warum fährt ein Mann aus Stuttgart-Rot in die Innenstadt, um geparkte Autos mit einem Lackspray mit lila Farbe zu verunstalten? Warum werden in Zuffenhausen Dutzende geparkte Fahrzeuge mit Eiern beworfen? Warum werden in Sonnenberg zehn Autos zerkratzt? Die Ermittler der Polizei können nur mit den Schultern zucken: „Blinde Zerstörungswut“, sagt Polizeisprecher Stephan Widmann.

 

Keine Angaben zur Sache hat beispielsweise der 36-Jährige gemacht, der am Montag am helllichten Nachmittag in der Sophienstraße in der Innenstadt zuschlug. Mindestens neun geparkte Autos hatte er mit lila Farbe besprüht und mehrere Tausend Euro Schaden angerichtet. Zeugen beobachteten das wilde Treiben, die Polizei konnte den Sprayer nach kurzer Verfolgung in der Hauptstätter Straße festnehmen.

Fälle in Sonnenberg weiter ungeklärt

„Zu den Vorwürfen hat er sich nicht geäußert“, sagt Widmann über den Mann aus dem Stadtteil Rot, der angezeigt und dann wieder auf freien Fuß gesetzt wurde. Für neun Autobesitzer wird der Fall nicht so schnell erledigt sein. Immerhin können sich deren Versicherungen an den Verursacher halten – im Gegensatz zu elf Autobesitzern, deren Fahrzeuge letztes Jahr in Obertürkheim mit blauer Farbe besprüht worden waren. Dort gab es keine Tatverdächtigen.

Ungeklärt ist auch die jüngste Reihe von Sachbeschädigungen am Wochenende im Stadtteil Sonnenberg. Unbekannte hatten im Bereich der Christian-Belser- und Burgstraße mindestens zehn Autos zerkratzt, an einem Fahrzeug wurde der Außenspiegel abgetreten. Der Schaden: 4000 Euro. Der Ärger: groß. Bei Außenspiegeln muss zumeist eine ganze elektrische Apparatur ausgewechselt werden.

Und manchmal sind es Eier

Solch beschädigte Autos sind vorerst unbrauchbar – nicht nur in Stuttgart, auch in der Region. Am Freitag wurde in Benningen (Kreis Ludwigsburg) die Heckscheibe eines geparkten Hyundai zertrümmert. In Filderstadt-Harthausen (Kreis Esslingen) fielen am Sonntag an drei geparkten Fahrzeugen die Außenspiegel blinder Zerstörungswut zum Opfer.

Der Fantasie scheinen keine Grenzen gesetzt zu sein. Keine heiße Spur hat die Polizei in Zuffenhausen, nachdem am 26. März insgesamt 27 Autos im Bereich Züttlinger und Abstatter Straße mit Eiern beworfen worden waren. Nicht alles lässt sich einfach abwaschen: Ein paar Fahrzeuge wiesen Lackschäden auf. Unklar ist auch, wer wenige Tage vorher in einer Tiefgarage an der Sulzerrainstraße in Bad Cannstatt als Reifenstecher unterwegs war. Der Schaden an zehn Autos geht in die Tausende.

Die Aufklärungsquoten sind gering

Keine Erfolgsmeldungen gibt es auch bei Vandalismus-Aktionen in der Gablenberger Hauptstraße im Osten und Poppenweiler Straße in Stammheim, Wiesbadener und Taubenheimstraße in Bad Cannstatt, Karlshofstraße in Plieningen oder Gerberstraße in der Innenstadt. Bei diesen Fällen seit Jahresbeginn wurden 40 Autos beschädigt.

Noch ärgerlicher für Betroffene: Die Aufklärungsquoten sind bei Sachbeschädigungen generell relativ gering. Im vergangenen Jahr lag die Aufklärungsquote bei der Stuttgarter Polizei bei 17,5 Prozent. Landesweit liegt dieser Wert mit knapp 20 Prozent nur unwesentlich höher. Schwacher Trost für Betroffene: Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Sachbeschädigungen an Kraftfahrzeugen zurückgegangen – um 4,5 Prozent auf 2202 Fälle.