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Finanzen

Bürgschaftsbank ist als Risikopartner gefragt

Partnerschaft. Sparkassen, aber auch Volks- und Raiffeisenbanken nehmen bei der Unternehmensfinanzierung die Förderinstitute des Landes Baden-Württemberg als Risikopartner gerne mit ins Boot.

Bürgschaftsbank ist als Risikopartner gefragt

Die Förderbanken sind wichtige Partner der mittelständischen Wirtschaft im Land. In diesem Jahr wird von der Landesregierung und der L-Bank wieder der Landespreis für junge Unternehmen vergeben.

Aufgrund der engen Margen im Kreditgeschäft tendiert eine Reihe von Sparkassen im Südwesten dazu, sowohl die Bürgschaftsbank als auch die MBG Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Baden-Württemberg bei der Kreditvergabe auf strategische Weise mit einzubinden. „Vor allem bei Firmengründungen und Nachfolgeregelungen wollen die Institute durch den Einbau von Bürgschaften in das Finanzierungspaket eine Risikoteilung erwirken“, sagt dazu Bürgschaftsbank-Vorstand und MBG-Geschäftsführer Guy Selbherr.

Seit die Margen für die Geschäftsbanken erodiert seien und sie das Kreditrisiko nicht mehr adäquat abbildeten, häuften sich solche Fälle. Für die Zusage einer Bürgschaft müssen die Firmenkunden zwar eine Provision innerhalb einer bonitätsabhängigen Spanne von 0,3 bis 1,2 Prozent bezahlen; da die Bürgschaft aber wiederum die Bonität der Firmenkunden erhöhe, würde die zu zahlende Provision durch günstigere Finanzierungsbedingungen seitens der Sparkasse in der Regel überkompensiert, so Selbherr.

Unterm Strich hat die Bürgschaftsbank 2019 mit Garantien über 302,5 Millionen Euro ein Kreditvolumen von 505,6 Millionen Euro abgesichert. Damit entfällt auf die Bürgschaftsbank Baden-Württemberg der Spitzenwert von rund 30 Prozent des bundesweit genehmigten Finanzierungsvolumens.

Während die Volumina in etwa stagnieren, nimmt die Zahl der Bürgschafts- und Garantieübernahmen auf 1789 Fälle (Vorjahr: 1973) tendenziell weiter ab. Selbherr begründet diesen seit fünf Jahren bestehenden Trend mit der demografischen Entwicklung, aber auch mit dem Umstand, dass viele Firmen aufgrund des konjunkturellen Rückenwinds der vergangenen Jahre komfortable Eigenkapitalpolster aufgebaut hätten. Eine bessere Eigenkapitalausstattung vieler Firmen nennt auch Bürgschaftsbank-Vorstand und MBG-Geschäftsführer Dirk Buddensiek als Grund für leicht rückläufige Förderzahlen der MBG. Allerdings deuten nach seiner Einschätzung erste Anzeichen auf ein Ende des Trends zum Eigenkapitalaufbau. So habe sich laut Mittelstandspanel der KfW der Anteil der Unternehmen, die mit einer Eigenkapitalquote von unter zehn Prozent als kapitalschwach angesehen werden, erstmals seit sechs Jahren wieder auf nun 34,5 Prozent (Vorjahr: 28,9 Prozent) erhöht.
    

MEZZANINKAPITAL IN FORM VON STILLEN BETEILIGUNGEN

Die MBG, die als Deutschlands häufigster Beteiligungsgeber für kleine und mittlere Unternehmen gilt, griff im vergangenen Jahr 96 (Vorjahr: 105) Firmen mit Mezzanin kapital in Form von stillen Beteiligungen über ein Volumen von insgesamt 33,9 Millionen Euro (Vorjahr: 31,7) unter die Arme. „Die Vorteile unserer stillen Beteiligungen sind, dass sie die künftige Finanzstruktur verbessern und unmittelbar die Liquidität steigern“, erläutert Buddensiek. Damit kommt das Institut auf einen Beteiligungsstand von 219,8 Millionen Euro bei 786 Firmen. Die Zahl der Ausfälle hat laut Buddensiek mit 6,5 Millionen Euro mit einer Größenordnung von drei Prozent im Zielkorridor gelegen. Die durch Maßnahmen von Bürgschaftsbank und MBG gesicherten oder neu geschaffenen Arbeitsplätze für 2019 beziffert Buddensiek auf 14 525.

Wie der Vorstand weiter sagt, brächten Neugründungen und Betriebsübernahmen frischen Wind in die Wirtschaft und hätten mit ihren innovativen Ideen einen maßgeblichen Anteil daran, dass der Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg stark und wettbewerbsfähig bleibe.

Insgesamt stammen knapp 30 Prozent aller bundesweiten Patentanmeldungen aus dem Südwesten. Allerdings sei die Region stark von forschungsintensiven Großkonzernen geprägt, so Buddensiek. „Unser Ziel muss es sein, parallel dazu die Gründungskultur weiterzuentwickeln“, plädiert er. Dafür gebe es zahlreiche Finanzierungs- und Förderangebote – insbesondere für die frühe Gründungsphase wie beispielsweise den VC Fonds BW. Positiv stellt Buddensiek fest, dass der Gründergeist spürbar zunehme.

Im risikoreicheren Segment von Start-ups im Hightech-Sektor ist die MBG im vergangenen Jahr 15 Beteiligungen mit einem Volumen von 3,2 Millionen Euro eingegangen. Auch mit dem VC Fonds Baden-Württemberg, bei dem die MBG Manager und Parallelinvestor ist, habe man in den vergangenen Jahren insgesamt 16 ideenreiche Gründer auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit erfolgreich unterstützt. Da dieser Fonds inzwischen ausfinanziert ist, wurde gemeinsam mit dem Land ein Folgefonds, der Start-up BW Innovation Fonds, gegründet, welcher sich aktuell im Fundraising befindet. Zielgruppe sind baden-württembergische Start-ups aus den Branchen Informations- und Kommunikationstechnologie, digitale Transformation, industrielle Innovation sowie Gesundheitswesen/Medizintechnik. Die Ausfallquote der MBG liegt laut Buddensiek bei rund drei Prozent oder 6,5 Millionen Euro in 25 Fällen. „Das ist im Rahmen un seres Zielkorridors“, so der Vorstand. Der Jahresüberschuss der MBG ist 2019 mit 4,3 (Vorjahr: 4,5) Millionen Euro leicht rückläufig. Thomas Spengler

Ein Preis für Wegbereiter

Wettbewerb. Um den Landespreis für junge Unternehmen haben sich 600 Firmen beworben.

Gesucht werden, so Ministerpräsident Winfried Kretschmann, Unternehmerinnen und Unternehmer, die Wege bereiten. „Es sind diese häufig mittelständisch geprägten Unternehmerinnen und Unternehmer, die mit ihren neuen Ideen das Land zukunftsfest machen. Solche Persönlichkeiten wollen wir mit dem Landespreis für junge Unternehmen finden und auszeichnen“, sagt Kretsch mann.

Ein Appell, der Früchte getragen hat, wie die mehr als 600 Unternehmen zeigen, die sich bis Anfang März, dem Ende der Bewerbungsphase, gemeldet haben. Darunter sind mit einem Anteil von mehr als einem Drittel so viele Frauen wie noch nie. „Ich bin froh, dass wir in Baden-Württemberg über herausragende junge Unternehmerinnen und Unternehmer verfügen, die Leuchttürme der Gründungsszene sind und Mut zur Gründung machen“, sagt Edith Weymayr, Vorsitzende des Vorstands der L-Bank.

Die Lebendigkeit in der Szene der Gründer und Start-ups mit guten Ideen zeigen auch die Zahlen Gründungsförderungen durch die L-Bank in den vergangenen Jahren. Dabei ist klar, dass die jungen Unternehmen Unterstützung brauchen, um sich am Markt zu etablieren. Gerade zum Start ist ein vielfältiges Finanzierungsökosystem notwendig, das für alle Finanzierungskon stellationen adäquate Lösungen bereithält. „Mit der Startfinanzierung 80 und der Gründungsfinanzierung ist die L-Bank im Darlehensbereich gut aufgestellt“, sagte Weymayr. „Mit in Summe 644 Millionen Euro haben die Programme der Existenzgründungsförderung wieder ein echtes Ausrufezeichen gesetzt.“ Im Vorjahr waren es noch 624 Millionen Euro. Das macht ein Blick zurück deutlich: „Vor zehn Jahren lag die jährliche Existenzgründungsförderung noch bei weniger als 365 Millionen Euro“, erläuterte Weymayr.

Aber nicht jede gute Idee ist bei einem neu gegründeten Unternehmen gut auf gehoben. Manchmal bedarf es neben dem Höchstmaß an Freiheit für neue Ideen auch ein tragfähiges unternehmerisches Netzwerk. Eine Konstellation, die im Idealfall die Nachfolge in einem bestehenden Unternehmen bieten kann. Die Existenzgründungs finanzierung ist auch für Nachfolger offen – und wird von diesen rege in Anspruch genommen: Mehr als ein Drittel der Darlehen geht in die Nachfolgefinanzierung. Von der Förderung profitierten insgesamt rund 2500 Neugründungen und Unternehmensnachfolgen.

Die Unternehmen, die sich in diesem Jahr beim Landespreis für junge Unternehmen beteiligen, dürfen höchstens zehn Jahre alt sein. Für sie stehen – da sich viele von ihnen an der Schwelle zum etablierten Unternehmen befinden – weitere passgenaue Förderinstrumente und Finanzierungsmöglichkeiten zur Verfügung.

Eine besondere Förderung erhalten die zehn besten Unternehmen des Landespreises. Sie werden im November in Stuttgart durch Ministerpräsident Kretschmann und L-Bank-Chefin Edith Weymayr mit einem Preisgeld von insgesamt 90 000 Euro ausgezeichnet. Thomas Spengler
  

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