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Fachgeschäfte

Schokolade, Tee und Kekse aus Obertürkheim

Schokoladenfabrik Haller in aller Welt bekannt, Marke Moser-Roth, die es in Discountern nach wie vor gibt.

Schokolade, Tee und Kekse aus Obertürkheim

Der Haller-Ballon über dem Obertürkheimer Firmengebäude. Fotos: z

Stuttgart hat mit Eszet, Ritter, Waldbaur und Schoko-Buck und wie sie alle heißen bekanntlich eine ziemlich süße Geschichte. Nicht ganz so bekannt, aber trotzdem wesentlicher Teil davon und sogar noch mit Marken-Resten bis in die Gegenwart ist die Kakao- und Schokoladenfabrik Karl Haller in Obertürkheim. In der Schokoladen-Ausstellung im Alten Schulhaus Rotenberg, zusammengestellt vom Vorsitzenden des Bürgervereins Untertürkheim/Rotenberg, Klaus Enslin, wird auch die Geschichte von Haller erzählt.

Die Anfänge von Haller liegen demnach in der Charlottenstraße 24 in Stuttgart. Dort hatte Karl Gottlieb Haller, geboren 1892, Räume gemietet und mit der Herstellung von Schokolade begonnen. Einige Jahre später konnte er ein Grundstück in Obertürkheim kaufen, baute dort 1926 ein neues Firmengebäude und zog mit seinem Betrieb dorthin, auf das heutige ehemalige Nanz-Areal.

Die Geschäfte liefen gut, Haller stellte Kakaopulver, Schokolade, Pralinen und Bonbons her. In den geschäftlich besten Zeiten beschäftigte das Unternehmen 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, 90 davon waren im Außendienst unterwegs. In schwierigeren Zeiten zeigte sich immer wieder, wie geschäftstüchtig und ideenreich der Firmengründer war. Als im Zweiten Weltkrieg Kakao und Zucker knapp waren, machte er stattdessen beispielsweise Kräutertee. Und als die Menschen nach dem Krieg viele Bucheckern sammelten, wurde bei Haller daraus Öl gepresst.

"In aller Welt isst man Haller-Schokolade aus Obertürkheim, weil sie erstklassig ist."

Die größte Schokoladenfabrik in Stuttgart war bis 1942 Moser-Roth. Sie war ein Jahr nach ihrem 100-jährigen Bestehen von den Nationalsozialisten geschlossen worden und 1944 bei einem Luftangriff abgebrannt. Die Marke gab es aber noch - und die übernahm Karl Gottlieb Haller 1948.

Haller war sozusagen auch Lohnfertiger für andere. 1951 wurde in Stuttgart die Tobler GmbH als Vertriebsgesellschaft gegründet. Tobler bezog seine Schokolade zunächst aus der Schweiz und von Haller in Obertürkheim - und hatte sich ein Vorkaufsrecht für das Unternehmen Haller einräumen lassen. Da Haller aber nicht verkaufen wollte, beteiligte sich Tobler dann an Schoko-Buck im Stuttgarter Osten.

Kakao-Dose von Haller.
Kakao-Dose von Haller.

Haller war rührig und vielfältig engagiert. 1957 warb seine Firma mit dem Werbespruch: ,,In aller Welt isst man Haller-Schokolade aus Obertürkheim, weil sie erstklassig ist". Und 1953 stiftete er der Ballonsportgruppe Stuttgart den ersten Freiballon - mit dem Unternehmensnamen groß und prächtig auf einer goldbraunen Ballonhülle.

Nachdem Karl Haller 1958 gestorben war, führte zunächst seine Frau die Firma weiter. 1960 kaufte der Inhaber der Melitta-Werke Haller-Schokolade, ebenso wie die Feurich Keksfabrik München. Bis 1967 wurde in Obertürkheim weiter Moser-Roth-Schokolade weiter produziert, von 1960 bis 1963 wurden dort auch Feurich-Kekse gebacken. 1968 wurde die Produktion in Obertürkheim eingestellt. Die Marke Moser-Roth wurde in den folgenden Jahren mehrfach verkauft, bis sie an die August Storck KG kam. Seit 2007 gib es wieder Moser-Roth-Schokolade - bei Aldi. Produziert wird sie allerdings nicht mehr in Stuttgart, sondern in Berlin.

Die Ausstellung im ehemaligen Schulhaus von Rotenberg kann bis September an jedem ersten Sonntag im Monat von 14 bis 16 Uhr besichtigt werden. Am letzten Ausstellungstag, dem 1. Oktober, ist sie von 11 bis 16 Uhr geöffnet. Jürgen Brand

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