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Obst- und Gartenbauverein Münster: Die mit dem grünen Daumen

Schnittunterweisung für Apfelbäume mit Gartenbauberater Steffen Polinski am 16. März um 14 Uhr im Vereinsgarten. Der Experte demonstriert, worauf man beim Rückschnitt zu achten hat.

Obst- und Gartenbauverein Münster: Die mit dem grünen Daumen

Der Obst- und Gartenbauverein Münster kann jedes Jahr rund eine Tonne Obst ernten. Dahinter steckt viel Arbeit. Fotos: OGV Münster

Ein Schnitt mit der Gartenschere und der Ast landet auf dem Rasen. Es klickt und knackt noch ein paar Mal, dann ist der Apfelbaum bereit. Für eine üppige Blüte, die dann für viele saftige Äpfel im Herbst sorgen soll. Der Obstbaumschnitt steht im Frühjahr bei vielen Gartenbesitzern auf der To-Do-Liste. Auch im Vereinsgarten des Obst- und Gartenbauvereins (OGV) Münster werden Äste gekappt und Bäume gestutzt. 

Denn sobald die Natur aus dem Winterschlaf erwacht, kommt auch wieder Leben in den Garten – und die Mitglieder machen ihr „Stückle“ bereit für eine neue Saison. Dieses Stückle Stuttgarter Natur bietet mit 3000 Quadratmeter viel Platz für Mensch und Tier. 

Förderung der Obst- und Gartenkultur

Wer bei einem Obst- und Gartenbauverein nur an Vereinsfeste mit selbstgebackenen Kuchen denkt, kennt noch lange nicht das komplette Spektrum, das er abdeckt. Tatsächlich setzen sich diese Vereine – bundesweit rund 400 davon – für die Förderung und Pflege der heimischen Obst- und Gartenkultur ein. Dazu kommt noch der Schutz der Natur, Landschaft und zahlreicher Vogelpopulationen. „Das ist der Kern unserer Arbeit“, sagt René Hildebrandt, erster Vorsitzender des OGV Münster. Er ist eines von rund 180 Mitgliedern – damit ist der Obst- und Gartenbauverein im Stadtbezirk der zweitgrößte Verein nach dem TSV Münster. „Das jüngste Mitglied ist neun, das älteste 97 Jahre alt.“ 

Leidenschaft Garten

Die meisten Mitglieder kämen mit knapp 50 Jahren zum OGV: „Da flammt bei vielen die Leidenschaft zum Gärtnern auf. Hier bekommt man von der Schnittunterweisung über Anbauhilfen bis hin zu anderen Profitipps vor allem auch Anschluss. Die Arbeit und die Veranstaltungen im Vereinsgarten schaffen ein Wir-Gefühl.“ 

Entstanden ist der Verein im Jahr 1927: Supermarkt und Discounter? Fehlanzeige. Die Bevölkerung musste zum Großteil auf Selbstversorgung setzen – Äpfel, Birnen, Zwetschgen oder Gemüse und Honig ließen sich durch eigene Arbeit pflanzen und ernten. Gerade in der Nachkriegszeit ging es vor allem darum, den Hunger in der Bevölkerung zu stillen. In den Obst- und Gartenbauvereinen fand man das Wissen dazu: Anleitung zum Anbau, Verkauf von Düngemitteln, Ausleihe von Gartengeräten und auch hier als wichtige soziale Komponente – Zusammenkommen, sich austauschen über Fruchtfolge aber auch aktuelle Ereignisse, Nöte, Sorgen. Auch heute noch ist der Vereinsgarten in Münster Am Mittleren Weg ein Ort, an dem Menschen zusammenkommen. Jüngere und auch ältere. Denn zu den Aufgaben des OGV gehört es nach Hildebrandts Verständnis auch, die Generationen für den Schutz der Umwelt zu sensibilisieren. Zu zeigen, wie wertvoll Natur und Garten sind: „Uns besuchen Kindergärten oder Schulklassen, mit denen wir Äpfel ernten oder Saft pressen.“ So lernen die Kinder, wie der Apfelsaft überhaupt in die Flasche kommt und dass hinter der Ernte ziemlich viel Arbeit steckt. 

Alte Sorten mit Biss

90 Prozent der Bäume, die auf dem Grundstück des Vereins wachsen, sind Apfelbäume: Ontario, Boskop, Pilot, Braeburn, Elstar – mit einem Biss in die Frucht kann man die Geschichte der Gartenkultur schmecken, schließlich wachsen hier ausschließlich ältere Sorten. Auch zwei Kirsch- und Pfirsichbäume sowie Johannisbeersträucher tragen jedes Jahr leckere Früchte. Neben der guten menschlichen Pflege könnte aber auch die Nachbarschaft etwas damit zu tun haben: In Bienenstöcken, die ein Hobbyimker und Vereinsmitglied im Garten pflegt, leben zahlreiche Honigbienen, die die Bäume befruchten. „Für uns alle eine Win-Win-Situation.“ Ein Schaukasten eröffnet den Besuchern einen Blick in das rege Treiben der nützlichen Insekten. 

Geschäftiger Herbst

Reges Treiben herrscht beim OGV vor allem im Herbst, wenn die Apfelernte ansteht: „Wir haben jedes Jahr einen Ertrag von rund einer Tonne Obst“, sagt Hildebrandt. Ein Teil wird vor Ort im Vereinsgarten verkauft. „Oft sieht man die Kinder wieder, die mit ihrer Schulklasse bei uns waren. Da wollen sie ihren Eltern auch zeigen, wo die herkommen.“ Aus dem Rest der Ernte wird Schnaps und Apfelsaft hergestellt. „Wir sind also eine Art Minifirma.“ Übers Jahr müssen die Maschinen gewartet, Rasenmäher, Schredder oder Spritzmaschinen in Schuss gehalten werden. Neben der Arbeit gibt es aber auch Zeit für Feste: Himmelfahrts-Hocketse, Blütenfest oder Herbstfest sind wichtige Veranstaltungen für den Verein – über die man auch Werbung für eine neue Mitgliedschaft machen kann. 

Um jüngere Leute für den OGV zu begeistern, hat der 50-Jährige schon einige Ideen: Hochbeetgestaltung und Urban Gardening sind nur ein paar davon. Nathalie Kauder

SCHNITTUNTERWEISUNG

Tipps vom Profi

Der nächste Termin für die Schnittunterweisung mit Gartenbauberater Steffen Polinski findet am Samstag, 16. März, um 14 Uhr statt. Treffpunkt ist der Vereinsgarten Am Mittleren Weg. Der Experte demonstriert am Apfelbaum, worauf man beim Rückschnitt zu achten hat, damit der Ertrag im Herbst üppig ausfällt. red

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