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Stuttgart: Neue Studie über den Hafen

Der Gemeinderat hat Mittel für eine Entwicklungsstudie bewilligt. Studierende der Hochschule für Technik Stuttgart haben sich Gedanken gemacht, wie der Stuttgarter Hafen zum „Erlebnis Industriekultur“ werden kann.

Stuttgart: Neue Studie über den Hafen

Wie kann der Stuttgarter Hafen zum „Erlebnis Industriekultur“ werden? Darüber haben sich auch Studierende der Hochschule für Technik Stuttgart Gedanken gemacht. Eine ihrer Visionen: ein Leuchtturmprojekt. Foto: Jürgen Brand

Der Neckar hat in der Geschichte Hedelfingens schon immer eine wichtige Rolle gespielt. Glaubt man der städtischen Webseite, verlief hier schon in der Römerzeit die „Venezianische Handelsstraße” zwischen Venedig und Amsterdam, immer am Flusslauf entlang. Ein bisschen später, im Spätmittelalter, gab es hier eine „Thurn und Taxis”-Poststation – am Fluss entlang gab es für die Pferde immer genug Wasser. 

Heute gehört ein großer Teil des Stuttgarter Hafens zu Hedelfingen, ist sogar ein eigener Stadtteil des Stadtbezirks. Schiffe, Lastwagen, Hafenbahn, Container – alles mögliche kommt in Hedelfingen also aufs oder ans Neckarwasser. Nur die Hedelfinger selbst haben nach wie vor Probleme, den Fluss richtig zu genießen, wie das beispielsweise die Tübinger oder die Heilbronner längst tun.

Neckar und Leute zusammenbringen

Entsprechend lange wird im Stadtbezirk - wie in ganz Stuttgart – auch schon darüber diskutiert, wie der Ort und seine Einwohner und der Neckar näher zueinander gebracht werden können. Im Jahr 2015 stellte der damalige Stuttgarter Oberbürgermeister Fritz Kuhn seinen Masterplan „Landschaftspark Neckar in Stuttgart – Stadt am Fluss” vor, von dem mittlerweile schon die ersten Projekte realisiert sind. Für Hedelfingen blieb aber auch dieser Masterplan eher vage. 

Unter dem Abschnitt „Erlebnis Industriekultur im Neckartal” heißt es in dem Plan unter anderem: „Industriebetriebe prägen das Neckartal in Stuttgart seit der Industrialisierung maßgeblich. Besonders im Südosten der Stadt, wo sich das Neckartal weitet, bilden Produktionshallen, Kaianlagen, Kräne, Gleisanlagen sowie Anlagen der Bundeswasserstraße einen dichten Flickenteppich aus Stahl und Beton. Diese stadtprägenden Strukturen werden nicht als „Unorte“ betrachtet und ausgeblendet, sondern vielmehr als Teil des „Erlebnisraums Neckar“ gesehen und so erlebbar gemacht. Entlang wichtiger Wegeverbindungen entstehen „Galerien der Industriekultur“. Im Sinne einer „gläsernen Produktion“ können hier Einblicke in Geschichte und Produktion der angesiedelten Unternehmen gewonnen werden. Die raumprägenden baulichen Strukturen wie Kraftwerke, Containerhafen oder Schleusen sind „Merkzeichen“ Stuttgarts und werden in Szene gesetzt.” Passiert ist in diese Richtung aber bisher noch wenig. 

Komplexes Projekt

Am Stuttgarter Hafen sind 19 Kräne im Einsatz. Foto: Jürgen Brand
Am Stuttgarter Hafen sind 19 Kräne im Einsatz. Foto: Jürgen Brand

Warum, wird in einer Stellungnahme der Stadt zu einem Vorschlag im Bürgerhaushalt 2023 erklärt: „Die Erfahrungen in der Projektbearbeitung der letzten Jahre haben allerdings gezeigt, dass die Umsetzung der Projekte am Neckar komplex und langwierig ist”, heißt es dort. Die Stadtverwaltung habe zwar das Ziel, den Neckar auch in Hedelfingen erlebbar zu machen, allerdings „sind die Planungen für die Uferabschnitte im Eigentum des Hafens und der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes zwischen den Otto-Hirsch-Brücken und Hedelfinger Brücken daher kurz- bis mittelfristig nicht umsetzbar”.

Trotzdem wird weiter am “Erlebnis Industriekultur” oder am “Grünen Band am alten Neckarlauf” (Masterplan) gearbeitet, zuletzt beispielsweise mit dem studentischen Wettbewerb „Hedelfingen ans Wasser”. Mehr als 100 Studierende der Hochschule Darmstadt und der Hochschule für Technik Stuttgart machten sich in dem Wettbewerb intensiv Gedanken über das Thema. Ausgangspunkt dafür war der schon genannte Masterplan, außerdem analysierten die Studierenden die Situation vor Ort und trafen sich dafür auch zu einem mehrtägigen Workshop in der Hedelfinger Turn- und Versammlungshalle. Kurz vor Weihnachten überreichte Oberbürgermeister Frank Nopper persönlich die Preise, für die der Bezirksbeirat 4000 Euro aus seinem Budget bereitgestellt hatte. 

Vision von Leuchtturmprojekt

Die in dem Wettbewerb entwickelten Visionen beinhalten zum Beispiel die Verlegung oder Überdeckelung der Bundesstraße 10, die Umgestaltung alter Hafengebäude, Fußwege und Promenaden direkt am Neckarufer, ein Wolkenkratzer als Leuchtturmprojekt und insgesamt ein Mix aus Wohnen, Firmen, Büros und Hafencafés. 

Wobei die Idee einer Verlagerung der Bundesstraße auf die andere Neckarseite die Hedelfinger zwar zum Schmunzeln brachte, in Obertürkheim aber auf wenig Gegenliebe stoßen dürfte. 

Auch in diesem und im kommenden Jahr will das Amt für Stadtplanung und Wohnen weiter an dem Thema dran bleiben. Deswegen hatte das Amt für die Haushaltsberatungen zum Doppelhaushalt 2024/2025 auch einen Antrag für Mittel für eine „Entwicklungsstudie Hafen” gestellt. Der Gemeinderat bewilligte dafür jeweils 50 000 Euro sowohl für 2024 als auch für 2025. Die Stuttgarter Hafen GmbH steht solchen Studien immer offen gegenüber, weist aber auch darauf hin: „Wir haben langfristige Mietverträge.” 

Auch Bezirksvorsteher Kai Freier liegt das Thema Neckar am Herzen: „Besonders gefreut habe ich mich, dass der Gemeinderat auch die Planungsmittel für eine Untersuchung des Hafengebiets beschlossen hat.“ Es wird ihn und den Bezirksbeirat also auch weiter beschäftigen. Jürgen Brand

DATEN UND FAKTEN ZUM STUTTGARTER HAFEN

Fläche, Infrastruktur und Firmen: Der Stuttgarter Hafen erstreckt sich über eine Gesamt-Fläche von rund 100 Hektar. Die drei großen Hafenbecken haben eine Wasserfläche von 11,4 Hektar und erstrecken sich über eine Uferlänge von insgesamt 4,9 Kilometern. 

Im Stuttgarter Hafengebiet gibt es knapp acht Kilometer Straßen und Brücken, das Gleisnetz der Hafenbahn ist 32 Kilometer lang. Dort gibt es unter anderem auch noch 19 Kräne und Verlade­brücken, ein trimodales Containerterminal, einen Umschlagbahnhof Schiene Straße und ein Leercontainerterminal Straße. Im Hafen sind rund 50 Unternehmen ansässig, die etwa 3000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigen. Die Hafen Stuttgart GmbH gibt den jährlichen Warenumschlag mit rund 3,5 Millionen Tonnen an. jb

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