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Unterkunft in Amstetter Straße: Flexibel einsetzbare Wohnmodule

Die neue Unterkunft für Geflüchtete nimmt Form an. Die Wohneinheiten können später an anderer Stelle auch etwa als Personalwohnungen oder Unterkünfte für Studierende genutzt werden.

Unterkunft in Amstetter Straße: Flexibel einsetzbare Wohnmodule

Das nächste Wohnmodul schwebt ein: Diese Wohnanlage entsteht in der sogenannten Modulbausweise. Diese Wohnmodule wurden per Schwertransport angeliefert. Fotos: Jürgen Brand

Der Schleichverkehr durch die Amstetter Straße hatte in den vergangenen Tagen keine Chance. Ein großer Schwerlastkran blockierte die Durchfahrt, immer wieder kamen aus Richtung Esslingen Schwertransporte angefahren. Der hoch in den Himmel ragende und weithin sichtbare Kran hievte die große und schwere Fracht der Transporter dann hinüber zur Baustelle auf der angrenzenden Wiese zur Bundesstraße hin: Die neue Unterkunft für Geflüchtete ist bald fertig. Die Landeshauptstadt Stuttgart braucht angesichts des anhaltenden Zustroms mehr Platz für Flüchtlinge, das Thema beschäftigt die Verantwortlichen schon seit Längerem. Vor knapp einem Jahr war bekannt geworden, dass an fünf Standorten insgesamt 950 zusätzliche Wohnplätze geschaffen werden sollen, 124 davon an der Amstetter Straße in Hedelfingen. Weitere gut 100 Plätze sollen beispielsweise auf der Brachfläche beim Mineralbad Berg in Stuttgart-Ost entstehen. 

Im Juli vergangenen Jahres hatte es eine öffentliche Informationsveranstaltung der Stadt für Bezirksbeiräte und Bürgerinnen und Bürger vor Ort an der Wiese zwischen Spielplatz und Elektro Eifler gegeben, seitdem hat sich der Bezirksbeirat regelmäßig mit dem Projekt beschäftigt. Die Grundstücke am Ortsrand von Hedelfingen gehören eigentlich zu einem Gewerbegebiet, dürfen aber jetzt auch für die neue Unterkunft genutzt werden. 

Ökologische Module

Die Wohnanlage entsteht in der sogenannten Modulbauweise und besteht aus fertigen Wohnmodulen, die mit den erwähnten Schwertransporten angeliefert wurden. Sie sind 16 Meter lang und 3,5 Meter breit. Die von der Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG) im Auftrag der Landeshauptstadt konzipierten Module bieten eine Wohnfläche von rund 40 Quadratmetern, zwei Schlafzimmer für jeweils maximal zwei Personen gehören dazu. „Sie sind darauf ausgelegt, 30 Jahre genutzt zu werden”, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt dazu. „Das macht sie aus ökologischer und ökonomischer Sicht nachhaltig, denn auch alle Kosten für die Produktion der Module, die Außentreppen und weiteres mehr sind langfristige Investitionen.” 

Außerdem weist die Stadt darauf hin, dass die Module für ganz unterschiedliche Zwecke eingesetzt werden können, also beispielsweise auch als Unterkünfte für Studentinnen und Studenten oder als Personalwohnungen. In die jetzt gelieferten Module sind schon alle Zu- und Abwasserrohre und Elektroleitungen eingebaut, auch Fenster, Türen, Rollläden, Heizgeräte und das Badezimmer. Die Dämmung besteht aus nachhaltiger Holzfaser, die Verkleidung aus Lärchenholz aus Süddeutschland. 

Grüne Dächer

Sobald die Module – immer zwei aufeinander und zwei nebeneinander – an Ort und Stelle stehen, wird auf die Dächer ein Substrat mit Kies und Gräsersamen aufgebracht, sodass die Dächer nach der Anwachsphase begrünt sein werden. Das sieht besser aus, hat einen kühlenden Effekt, speichert Regenwasser und entlastet so die Kanalisation. Die neue Unterkunft Amstetter Straße soll nach Angaben der Stadt Mitte April fertig sein. Die ersten Geflüchteten sollen voraussichtlich ab Juni einziehen. „Die Frage, wer genau in die Unterkunft einziehen wird, ist zum aktuellen Zeitpunkt noch offen”, teilt die Pressestelle der Stadt auf Anfrage mit. „Denn es ist auch noch offen, welche Geflüchteten uns dann vom Regierungspräsidium zugewiesen werden.” 

Der Freundeskreis Hedelfingen für geflüchtete Menschen hatte schon bei dem ersten Vor-Ort-Termin im vergangenen Jahr darauf hingewiesen, dass seiner Meinung nach ein Raum fehlt, in dem sich die Menschen treffen könnten, also sozusagen eine kleine Begegnungsstätte. Das wurde jetzt aber von der Stadt abgelehnt. Begründet wird die Ablehnung damit, dass in den neuen Unterkünften jedem Bewohner zehn Quadratmeter Fläche zur Verfügung stehen, in den bisherigen Gemeinschaftsunterkünften seien es nur 4,5 Quadratmeter. „Insofern unterscheidet sich das Unterbringungskonzept der Modulbauten in wesentlichen Punkten von der Unterbringung in Systembauten”, heißt es in einer Antwort der Stadt. „Vor diesem Hintergrund wurde innerhalb der Stadtverwaltung die Entscheidung getroffen, dass zugunsten einer maximalen Platzzahl an den jeweiligen Standorten auf zusätzliche Gemeinschaftsräume verzichtet wird.” 

Ziel sei es vielmehr, „dass Geflüchtete die bereits im Stadtbezirk vorhandene Infrastruktur nutzen, um damit eine Integration in den jeweiligen Stadtbezirk zu erleichtern.” Auch der Lärmschutz für die neue Wohnanlage zur nahen Bundesstraße hin ist schon seit vergangenem Jahr Thema. Zwar wurde inzwischen ein zusätzliches Lärmschutzelement angebracht. „Der frontale Lärm wird durch die Maßnahmen gemindert, jedoch gibt es keine Maßnahmen für den seitlichen Lärmeintrag zur neuen Bebauung”, heißt es in einem weiteren Grünen-Antrag an den Bezirksbeirat. Darin wird eine geschlossene Lärmschutzwand zwischen der bestehenden Wand an der B10 bis zur Hedelfinger Brücke gefordert. „Hier muss, nicht nur im Hinblick auf die neuen Unterkünfte, sondern auf die zunehmende Belastung des angrenzenden Stadtgebietes, der Lärmschutz als eine durchlaufende Maßnahme erfolgen.” Jürgen Brand

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