Trans Menschen sind immer wieder Angriffen ausgesetzt, vor allem seit der Debatte um das geplante Selbstbestimmungsgesetz. Wie mit den Angriffen umgehen? Darum geht es beim ersten Fachtag Trans in Stuttgart.

Psychologie/Partnerschaft: Florian Gann (fga)

Stuttgart hat seinen ersten Fachtag Trans über die Bühne gebracht. Bei der Veranstaltung am Samstag im Alten Feuerwehrhaus in Stuttgart-Heslach ging es um die Erfahrungen und Widerstände, wenn man als trans oder non-binärer Mensch lebt, also ein anderes Geschlecht hat, als man bei der Geburt in Papiere eingetragen bekam, oder sich keinem Geschlecht zuordnet. Laut Tanja Gemeinhardt, eine der Veranstalterinnen und Veranstalter vom Verein Mission Trans*, sei es die erste derartige Veranstaltung in Baden-Württemberg gewesen. 80 Menschen seien gekommen, jemand sei sogar aus Leipzig angereist, so Gemeinhardt. „Wir waren total geflasht, dass so viele gekommen sind. Das zeigt uns, wie groß der Bedarf nach solchen Veranstaltungen ist.“

 

Natürlich geht es auch ums Selbstbestimmungsgesetz

Das Ziel sei nicht gewesen, ein Treffen für Fachleute zu machen, sagt Gemeinhardt, sondern trans und non-binären Menschen praktisches Handwerkszeug mitzugeben. Bei den Vorträgen ging es etwa darum, wie Geschlechterstereotype auf trans Menschen wirken, um Hormontherapien bei der Transition und wie weit Humor beim Thema trans gehen darf. Und natürlich um das Selbstbestimmungsgesetzes, das von vielen trans Menschen zugleich sehnlich erwartet und scharf kritisiert wird. Es soll eine einfachere Änderung des Vornamens und Geschlechtseintrag ermöglichen und hängt seit Monaten als Entwurf im Parlament fest.

Gerade weil die Diskussionen um das Selbstbestimmungsgesetz immer wieder hochkochen, werden trans Menschen auch Ziel von Angriffen, oft online, manchmal im echten Leben. Mehrere Workshops setzten sich mit diesen Themen auseinander: Wie kann man souverän mit Hasskommentaren umgehen? Welche Taktiken werden von manchen Parteien genutzt, um trans Menschen als Feindbilder aufzubauen? „Die Zeiten werden rauer“, sagt Gemeinhardt.

Man macht sich Gedanken über die AfD

Gerade nach dem Treffen von Rechtsextremen in Potsdam, bei der auch Vertreter der AfD dabei waren, mache man sich Gedanken, was es bedeuten würde, wenn die Partei in Regierungsverantwortung wäre, sagt Gemeinhardt. Die AfD spricht sich etwa gegen das Selbstbestimmungsgesetz aus, Vertreterinnen und Vertreter der Partei äußern sich immer wieder transfeindlich. Deswegen seien die Bildung von Resilienz und das gemeinsame Besprechen von Sorgen und Ängsten wichtige Bestandteile der Veranstaltung gewesen, so Gemeinhardt.

Auch wenn diese Themen schwer klingen, letztlich sei es eine positive Veranstaltung gewesen, sagt Gemeinhardt. „Wir sind alle lächelnd und zufrieden nach Hause gegangen“, sagt sie. Das werde wohl auch bedeuten, dass es eine Fortsetzung gibt.