Spitzenpolitiker, Prominente, Journalisten: Rund 2400 Gäste sind am Freitagabend zur Benefizveranstaltung in den Stuttgarter Beethovensaal gekommen. Stargast des Landespresseballs war Hartmut Engler von der Bietigheimer Band Pur.

Stuttgart - „Komm mit mir ins Abenteuerland, der Eintritt kostet den Verstand“: Der große Pur-Hit wäre doch mal ein verheißungsvolles Motto für den Landespresseball. Das sähe dann in etwa so aus: Wie von Sinnen tanzt die politische Spitze des Landes im Beethovensaal Wiener Walzer. Im Foyer beginnt Frau Ministerin ein Techtelmechtel mit dem Fraktionsvorsitzenden der Opposition. Und in der Bierbar baumeln zu später Stunde nicht nur die Fliegen am Hemdkragen.

 

Die Eintrittspreise waren saftig. Aber als Abenteuer konnte man die 54. Ausgabe des gesellschaftlichen Großereignisses nicht bezeichnen. Die Vertreter der grün-roten Landesregierung trugen ebenso Smoking und Abendkleid wie ihre schwarz-gelben Vorgänger. Man saß bei den Verlegern und Wirtschaftsvertretern an den Ehrentischen und pflegte Kontakte. Um Pur zu zitieren: „Ein graues Haar, wieder geht ein Jahr. Alles Gute, danke klar. Immer noch ein Grund zu feiern. . .“

Grüne Fliege, rote Robe – aber bitte nicht politisch verstehen

Ministerpräsident Winfried Kretschmann hatte sich die grüne Fliege umgebunden, seine Frau Gerlinde kam in roter Robe. Politisch sei das aber nicht zu verstehen, betonten beide. Zum Stargast Pur fiel dem Schirmherrn nur eines ein: „Glück, pures Glück“. Wissenschaftsministerin Theresia Bauer fühlte sich an ihre Studienzeit erinnert. Das dürfte angehalten haben, als ein strenger Ordner ihrem kubanischen Mann Ubaldo Soto erklärte, ohne Krawatte käme er nicht hinein. Es hat doch geklappt.

Pur? Verkehrsminister Winfried Hermann und seine Frau Doris riefen unisono: „Lena. So heißt unsere Tochter.“ Damit war es mit der Einigkeit vorbei. Er: „Aber wegen der ,Tatort’-Kommissarin Lena Odenthal:“ Sie: „Wenn ich das gewusst hätte.“ Kultusminister Andreas Stoch bekannte: „Wenn Pur im Radio kam, hab ich immer umgeschaltet“. Während Alexander Bonde und seine Frau Conny Mayer-Bonde lieber gar nichts sagen wollten, fragte der CDU-Landeschef Thomas Strobl seine Frau Christine: „Ich glaub, ich mag die. Oder?“

Einige SPD-Größen sind in Leipzig

Wirtschaftsminister Nils Schmid und einige andere SPD-Größen fehlten. Fragen wir mit Pur: „Wo sind all die Indianer hin?“ Zum Bundesparteitag nach Leipzig.

In Stuttgart sei der Spaßfaktor größer, mutmaßte Edda Markeli. Die Vorsitzende der Landespressekonferenz begrüßte die rund 2400 Gäste, etwa 100 mehr als im Vorjahr. Markeli erinnerte an den Tod von Manfred Rommel. „Es war ein Ereignis, das im hektischen Journalistenalltag plötzlich zum Innehalten zwang.“ Die Gäste erhoben sich zum stillen Gedenken an den Alt-OB und langjährigen Hausherrn des Balls.

Rommels Amtsnachfolger waren nicht dabei. Altoberbürgermeister Wolfgang Schuster hatte sich erst gar nicht angemeldet. Und am Montag hatte das Büro von OB Fritz Kuhn den Veranstaltern abgesagt. Er halte es für angemessen, hieß es, „in dieser besonderen Situation als Stuttgarter Oberbürgermeister Zurückhaltung zu üben und auf den Landespresseball zu verzichten.“ Letztes Jahr war Kuhn nicht gekommen, da er noch nicht offiziell im Amt sei. Dieses Jahr hatte er den Smoking angeblich immerhin schon mal gekauft.

„Ich hab gut und gern fünf Kilo Übergewicht, ein krummes Ding namens Nase ziert mein Gesicht“. Stargast des Abends war Hartmut Engler mit seiner Band Pur. Die Lokalmatadoren aus Bietigheim versprachen ein „Hitfeuerwerk“ und durften sich auf ein textsicheres Publikum freuen: „Lass mich einfach fliegen, kapp die Nabelschnur, Drachen wollen fliegen, ohne feste Spur.“ Ach ja.

Im Raucherraum gibts Currywurst

Im bisher sehr lieblosen Raucherraum lud erstmals der Businessclub Schloss Solitude von Jörg Mink in eine edel aufgemachte Lounge – samt richtig guter Currywurst. Und im Keller setzte die Vereinigung Equipe wie seit Jahren auf Disco und Champagner. „Du blitzt mich an mit deinen Funkelperlenaugen“.

Im Mozartfoyer warteten wieder Tombolapreise im Wert von 200 000 Euro und es gab ein 4er-BMW Coupé zu gewinnen. Zur Erinnerung: Der Landespresseball ist eine Benefizveranstaltung, der Erlös geht an Kollegen, die in Not geraten sind. „Das ist ein Lied für all die Vergessenen, die nie im Rampenlicht stehen. Für alle die, die nicht drauf versessen sind, die ganz großen Räder zu drehn.“