Rupert Murdoch muss sich heute vor dem britischen Parlament verantworten. Eine Hackergruppe verkündete online seinen angeblichen Tod.

London/Washington - Gemeinsam mit weiteren Schlüsselfiguren des britischen Abhörskandals soll Medienmogul Rupert Murdoch am Dienstag  vor britischen Parlamentariern aussagen. Die Abgeordneten wollen von dem 80-Jährigen wissen, was er von den illegalen Abhörpraktiken gewusst hat.

 

Ebenfalls vorgeladen sind Murdochs Sohn James und die frühere Verlagsmanagerin Rebekah Brooks. Sie war am Sonntag vorübergehend festgenommen worden. In einer weiteren Anhörung müssen die zurückgetretenen Scotland-Yard-Chefs Paul Stephenson und John Yates Rede und Antwort stehen. Sie sehen sich Korruptionsvorwürfen ausgesetzt.

Webseite der "Sun" gehackt

Nach einem Bericht des US-Nachrichtensenders CNN ist die Webseite der britischen Boulevardzeitung „The Sun“ kurzzeitig gehackt worden. Besucher der Webseite seien zu einer gefälschten Meldung über einen angeblichen Selbstmord Murdochs weitergeleitet worden. Die Hackergruppe Lulz Security bekannte sich nach dem CNN-Bericht vom Montag via Kurznachrichtendienst Twitter zu dem Angriff. Die Gruppe kündigte weitere Cyberattacken in den kommenden Tagen an. Lulz Security hatte sich bereits auf Webseiten von Unternehmen wie Sony und auch des US-Senats eingehackt.

Die Abhöraffäre ist vor zwei Wochen übergekocht, als bekanntgeworden war, dass Reporter der inzwischen eingestellten Boulevardzeitung „News of the World“ neben Prominenten auch Verbrechensopfer angezapft hatten.

Besonders bekannt wurde der Fall der 13-jährigen Milly Dowler. Reporter manipulierten die Handy-Mailbox des Kindes und machten den Eltern so falsche Hoffnungen auf ein Überleben ihres Kindes. Insgesamt geht die Polizei davon aus, dass mindestens 4000 Menschen Opfer der Abhörpraktiken geworden sind.

Druck auf Premierminister Cameron

Am Montagabend teilte die Polizei mit, dass mit Sean Hoare einer der Belastungszeugen in der Affäre tot in seiner Wohnung gefunden wurde. Es gebe jedoch keine Hinweise auf ein Gewaltverbrechen, hieß es von der Polizei in Hertfordshire.

Unterdessen zieht die Affäre weiter ihre Kreise in Großbritannien. Nachdem mit Rebekah Brooks und Les Hinton zwei Top-Manager aus dem Murdoch-Imperium zurücktreten mussten, ist inzwischen auch die Polizei betroffen. Scotland-Yard-Chef Paul Stephenson und sein Stellvertreter John Yates mussten ihren Hut nehmen. Scotland Yard sieht sich mit Korruptionsvorwürfen konfrontiert.

Ebenso wächst der Druck auf Premierminister David Cameron. Oppositionsführer Ed Miliband sagte am Montag, Cameron sei in seinen Entscheidungen „gelähmt“. Auch Stephenson forderte Cameron indirekt zum Rücktritt auf. Cameron hatte lange an seinem ehemaligen Regierungssprecher Andy Coulson festgehalten, der schon 2007 wegen der Affäre als Chefredakteur der „News of the World“ zurückgetreten war. Ferner wird Cameron eine ungesunde Nähe zu Murdoch-Managern wie Rebekah Brooks nachgesagt. In nur 15 Monaten Amtszeit hat es 26 Treffen des Regierungschefs mit der Murdoch-Führung gegeben.