Am Samstag öffnet das Skateboardmuseum zum letzten Mal. Dann zieht es um. Und leider ziemlich weit weg. Es wird uns fehlen. Ein Abschied.

Stuttgart - Es ist ein Abschied, der weh tut. Nicht nur, weil es Europas einziges Skateboardmuseum ist und es bisher zu Stuttgart gehörte, sondern weil auch ein Treffpunkt verschwindet. Jürgen Blümlein sitzt in seinem Museum und bestellt gerade noch Bier für die Party am Samstag. Schließlich will man sich feiernd aus Stuttgart verabschieden. Der 39-Jährige trägt Wollmütze zu Kapuzenpulli und Turnschuhen. Er ist das beste Beispiel, dass Skateboarden auch jenseits der 25 eine Leidenschaft bleibt. Warum sollte man sich auch von der Zeitschrift Brigitte von einem Brett schubsen lassen. "Das war ja vielleicht ein Quatsch", sagt Blümlein über den Artikel und lacht.

 

Vor neun Jahren hat er zusammen mit einem Freund das Museum im Keller des ehemaligen Filmhauses an der Friedrichstraße eröffnet. "Wir haben uns damals gesagt: Komm, wir machen keine normalen Berufe, sondern das Museum." Das zehnjährige Jubiläum werden sie nun nicht mehr feiern können, dafür wartet eine neue Spielwiese in Berlin. „Es ist ein Umzug aus privaten und geschäftlichen Gründen“, sagt Blümlein. Der Stuttgarter wohnt selbst seit mehreren Jahren in Berlin und ist immer seltener in Stuttgart. In Berlin hat er nun größere Räumlichkeiten „mit Tageslicht“ gefunden. Im ehemaligen Stadtbad Wedding soll Ende kommenden Jahres das neue Skateboardmuseum eröffnen. Bisher befinden sich die Räume noch im Rohbau. Die ehemalige Männerschwimmhalle hat seit 2002 geschlossen, inzwischen hat sich dort eine Art Kreativzentrum entwickelt. Performances, Lesungen, Konzerte und Ausstellungen finden bereits statt. „Wir können uns dort von jetzt 450 Quadratmetern auf 900 Quadratmeter vergrößern“, sagt Blümlein. Gleichzeitig zieht ein Urban Art Museum in das Gebäude mit ein. „Ich denke, das wird auch für Touristen ein interessanter Ort werden“, sagt der 39-Jährige. In die Backpacker-Bibel Lonely Planet wird sich der Tipp schon reinschmuggeln. Und in Berlin soll der Besuch dann auch Eintritt kosten.

Herzenssache

Für Blümlein war das Museum immer eine Herzenssache, reich ist er damit nicht geworden. Eintritt wurde für die Ausstellung nie verlangt, das vergangene Jahr im Keller des ehemaligen Filmhauses an der Friedrichstraße hat er mit Hilfe von Spenden finanziert. Nachdem die Stadt ihren Mietvertrag für das Filmhaus Ende 2011 nicht verlängerte, übernahm die Raum auf Zeit GmbH das Gebäude. Der Deal mit der Stadt, das Kellergeschoss mehr oder weniger umsonst für die Ausstellung nutzen zu können, war hinfällig. Nun läuft der Mietvertrag aus und der Umzug nach Berlin wird real. "Stuttgart war ein guter Standort für das Museum, allein weil hier das Skaten schon so früh so groß war", sagt er. Viele amerikanische Skate-Teams schauten auf ihrer Tour durch Europa im Museum vorbei, die vielen Abende mit Premieren von Skatefilmen und Konzerten bleiben in Erinnerung. In vier Tagen wird die Geschichte des Skateboardens in Kisten verpackt. Von den ersten Brettern bis hin zur Mini-Bowl.

Es soll aber mehr als eine Erinnerung bleiben. Eine Studentin aus Stuttgart hat das komplette Museum fotografiert und dokumentiert, daraus soll ein virtueller Rundgang entstehen. "Die Gästebücher aus all den Jahren will ich auch noch einscannen, als Dankeschön", sagt Blümlein. Etwas Bleibendes im Netz zu schaffen ist die Idee. Am Freitag und Samstag wird noch Abschied gefeiert. Am Freitag startet um 21.30 Uhr der letzte Videoabend und am Samstag dann die Feier. Die Party im Museum mit Live-Band und DJ beginnt um 20 Uhr. „Der Abschied fällt schwer“, sagt Blümlein. Uns auch. Danke für die gute Zeit. Und auf ein Wiedersehen in Berlin!