Das Angebot ist knapp, und die Nachfrage geht steil nach oben: Seit die Impfkommission eine dritte Impfung empfiehlt, stehen in manchen Arztpraxen die Telefone nicht mehr still. Was müssen Impfwillige tun?

Stuttgart - Der Marbacher Hausarzt David Strodtbeck fühlt sich zurzeit an den Frühling und Sommer 2021 zurückerinnert: Damals war der Impfstoff gegen Corona knapp – und auch jetzt, viele Monate später, ist die Verunsicherung wieder groß. Seit die Ständige Impfkommission (Stiko) eine dritte Impfung empfiehlt, stehen in seiner Corona-Schwerpunktpraxis die Telefone nicht mehr still. „Die Booster-Impfung nimmt inzwischen den Hauptteil an Impfungen ein, die wir verabreichen“, sagt Strodtbeck.

 

Noch ist die Stiko-Empfehlung begrenzt auf Menschen mit Immunschwäche, chronisch Kranke, über 70-Jährige oder etwa das Personal von medizinischen Einrichtungen. Aber auch Personen, die in keine dieser Kategorien fallen, können sich boostern lassen – sofern sie einen Termin bekommen und die letzte Corona-Impfung mindestens sechs Monate zurückliegt.

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Im Oktober haben Strodtbeck und sein Team rund 200 Booster-Impfungen durchgeführt, nun haben sie erneut 300 Dosen bestellt – „aber das reicht längst nicht aus“, sagt er. Er müsse viele Leute vertrösten. „Es ist schon wieder sehr mühsam.“ Auch vor Impfbussen und mobilen Impfstationen überall im Land bilden sich oft lange Schlangen. Wird das Boostern zur Glückssache?

Was tut das Land?

Das Land fährt bei Booster-Impfungen zweigleisig. Die mobilen Impfteams (MIT) kümmern sich vorwiegend um Impfungen in Alters- und Pflegeheimen und an Orten, die als Corona-Hotspots erkannt wurden. Wegen des teilweise enormen Andrangs auf die Impfbusse und lokale Impfstationen hat das Sozialministerium in der vergangenen Woche 50 zusätzliche mobile Impfteams bereitgestellt, weitere 50 sollen folgen. Dann wären es 130 Teams, die von zwölf Standorten aus ins ganze Land ausströmen.

Die Hauptverantwortung fürs Impfen hat das Land indes den 7000 Hausärztinnen und Hausärzten und fast 10 000 Fachärzten übertragen.

Wie sehen die Hausärzte die aktuelle Entwicklung?

Manfred King, der Sprecher des Hausärzteverbands, und Kai Sonntag von der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg sprechen von einem sehr unterschiedlichen Andrang in den Praxen: „Das hängt stark mit den doch recht unterschiedlichen Impfquoten in den verschiedenen Regionen im Land zusammen“, sagt King. Insgesamt seien die Hausärzte – auch in der Region Stuttgart – aber gut auf den nun zu erwartenden Ansturm der Impfwilligen vorbereitet. Momentan betrage bei Hausärzten die Wartezeit auf eine Booster-Impfung in der Regel zwischen einer und zwei Wochen. King: „Es können gelegentlich vielleicht auch einmal drei sein. Aber das ist noch die absolute Ausnahme.“

Das Stuttgarter Angebot: Impfungen im Milaneo

Seit Kurzem können sich Menschen in der Klett-Passage in Räumen der ehemaligen BW-Bank-Filiale gegen Corona impfen lassen. Die Aktion ist zunächst auf zwei Monate angelegt. Geöffnet ist das Zentrum von Montag bis Donnerstag zwischen 10.30 und 16.30 Uhr. Seit dem 5. November gibt es ein weiteres kleines Impfzentrum: freitags und samstags von 13 bis 19 Uhr auf einer Verkaufsfläche im Einkaufscenter Milaneo. Betrieben werden die beiden Pop-up-Zentren in Kooperation mit dem gleichen Team, das für das Testzentrum auf dem Cannstatter Wasen verantwortlich ist.

Esslingen setzt auf einen Impfbus, Böblingen auf Zentren

Im Kreis Esslingen schicken die Malteser ihren Impfbus regelmäßig auf Tour, um die Impfquote zu erhöhen. „Dabei machen die Kollegen keinen Unterschied, ob es sich um Erst-, Zweit- oder Booster-Impfungen handelt“, betont Andrea Wangner, die Sprecherin des Landratsamts. Allerdings sei der Andrang zuletzt so groß gewesen, dass nicht alle in der zur Verfügung stehenden Zeit auch geimpft werden konnten.

Der Kreis Böblingen setzt ebenfalls auf lokale Impfaktionen – aber nicht nur. Auch in den fünf Testzentren in Böblingen, Herrenberg, Holzgerlingen, Leonberg und Sindelfingen besteht die Möglichkeit, sich impfen zu lassen. Weil es zuletzt zu längeren Wartezeiten kam, besteht nun auch die Möglichkeit, sich vorab online zu registrieren. Das soll die Wartezeit deutlich verkürzen. Alle wichtigen Informationen finden sich auf der Homepage des Landkreises unter www.lrabb.de.

Wie sieht es in den anderen Kreisen aus?

Deutlich geringer ist das Angebot an zusätzlichen Impfmöglichkeiten in den Kreisen Ludwigsburg und Rems-Murr. Das Ludwigsburger Landratsamt arbeitet für ein mobiles Impfangebot mit dem medizinischen Versorgungszentrum Kolepke zusammen. Im Rems-Murr-Kreis überlegt man gerade, wie das Impfangebot der Hausärzte durch eigene Initiativen unterstützt werden kann.

Im Kreis Göppingen betreibt die Kreisärzteschaft seit einer Woche in der ehemaligen Abstrichstelle in der Ulmer Straße 110 in Eislingen eine Impfstelle. Geimpft wird immer montags und mittwochs von 17 bis 18 Uhr ohne vorherige Anmeldung. Seit dem vergangenen Wochenende gibt es dieses Angebot auch in der Notfallpraxis, die die Kreisärzteschaft in der Helfensteinklinik in Geislingen betreibt. Dort wird samstags und sonntags von 8 bis 16 Uhr geimpft.