Das Stuttgarter Bärenschlössle feiert in diesem Jahr Jubiläum. Vor 200 Jahren wurde es von König Wilhelm I. errichtet. Der Stuttgarter Claus-Henning Guthard hat zu diesem Anlass gemeinsam mit Betreiber Jürgen Unmüßig und seinem Freund Hanns-Joachim Ogger das Buch „Das kleine Bärenschlössle“ herausgegeben.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

S-West - Seine erste Begegnung mit dem Bärenschlössle hatte Claus-Henning Guthard als kleiner Bub. Das Schlösschen interessierte ihn damals kaum. Der heute 73-Jährige ist mit den Schulfreunden oft während der Trainingstage für die Solitude-Rennen mit dem Rad vom Kräherwald zur Rennstrecke ins Mahdental gefahren. In der Zeit war das kleine Jagdschlösschen in schlechtem Zustand: von Unkraut überwuchert, im Krieg zerstört. So erinnert er sich. Die Schüler hatten für den „romantischen Platz am Bärensee“ daher auch wenig übrig, erzählt Guthard. Dennoch: „Ich bin in Stuttgart aufgewachsen, das Schlössle gehört einfach zu meinem Leben.“ Später, als er älter wurde, wurde die Beziehung sogar immer enger. Seit den 1970ern wohnt Guthard mit seiner Frau im Stuttgarter Westen. „Der Wildpark ist unser zweites Wohnzimmer.“ Ob joggen, spazieren oder Rad fahren – „treffen wir uns am Bärensee“ sei eine der häufigsten Verabredungen im Freundeskreis gewesen – und bis heute geblieben, so Guthard. Über diesen liebsten Ort hat er nun ein Buch geschrieben: „Das kleine Bärenschlössle und seine beiden großen Väter Herzog Carl Eugen und König Wilhelm I.“

 

Das Bärenschlössle ist dieses Jahr 200 Jahre alt geworden

Der Anlass? In diesem Jahr feiert das Bärenschlössle Geburtstag. Vor 200 Jahren ließ König Wilhelm I. das Bärenschlössle errichten. Den Vorgänger, das Fischer’schen Schlösschen, ließ er abreißen. Damals war das Bärenschlösschen den Herrschenden vorbehalten. Im Zweiten Weltkrieg wurde es aber durch eine wohl verirrte Bombe zerstört. Erst 20 Jahre später erhielt das natursteinerne Sockelgeschoss eine offene Überdachung, im Parterre wurde eine Vesperstube eingerichtet.

Doch das Bärenschlössle hatte in seiner Geschichte nicht nur einmal Pech. Im Jahr 1994 wurde es abermals zerstört. Brandstiftung war es dieses Mal. Ebene jene offene Überdachung wurde zerstört. Guthard findet, das sei trotzdem „Glück im Unglück“ gewesen, so schreibt er in seinem Buch. Denn nun konnte das Schlösschen nach dem historischen Vorbild wieder aufgebaut werden. Und da kommt dann auch das Trio ins Spiel.

Guthard und sein langjähriger Freund Hans-Joachim Ogger haben gemeinsam mit dem Pächter Jürgen Unmüßig eine Interessensgemeinschaft gegründet, mit dem Ziel das Schlössle nach der historischen Vorlage aufzubauen. Bis zum damaligen Finanzminister des Landes, Gerhard Mayer-Vorfelder, ist die Truppe durchgedrungen. Viele Planungen habe man gemacht, letztlich entschied sich das Land Baden-Württemberg tatsächlich für diese Variante – so wie es König Wilhelm I. im Jahr 1817 am Bärensee hat erbauen lassen.

Auch Pächter Unmüßig feiert einige runde Geburtstage

Auch Unmüßig feiert in diesem Jahr ein kleines Jubiläum: Er bewirtschaftet Stuttgarts beliebtestes Ausflugsziel seit 20 Jahren, seit 1997. Im Bärenschlössle ist er aber quasi schon aufgewachsen. Die Vorpächter waren nämlich seine Mutter und sein Stiefvater. Mehr als 50 Jahre sei es quasi im Familienbesitz, Unmüßig selbst ist dieses Jahr 50 geworden. Bei so vielen runden Geburtstagen, da lohne sich durchaus auch mal ein Buch, sagt der Gastronom. Die Idee dafür war seine, aber er hatte sich gewünscht, dass Guthard das Buch schreibt – aus alter Verbundenheit.

Mit ins Boot kam Ogger. Der Geschäftsführer der Sahara Werbeagentur liebt das Bärenschlössle ebenfalls und kümmerte sich im ganzen Herstellungsprozess um die Produktion. „Saumäßig viel Arbeit“ sei das gewesen, so ein Buch in Eigenregie auf den Markt zu bringen. „Das macht man nur mit viel, viel Idealismus“, sagt der 49-Jährige. „Für uns gehört das Schlössle mehr zu Stuttgart als der Weihnachtsmarkt.“ Für ihn selbst, sogar „die erste große Liebe“. Ogger kommt nämlich aus Stuttgart, seine Frau aus Leonberg – das Schlössle lag da immer genau dazwischen.

Das Buch gibt einen Überblick über die letzten Jahrhunderte im Rotwildpark

Fast 300 Jahre Stuttgarter Geschichte rund um das beliebte Schlössle hat Guthard in dem kleinen Büchlein auf 115 Seiten aufgeschrieben. Über Leben und Alltag im späten 18. Jahrhundert schreibt er ebenso wie über die rauschenden Feste an den Bärenseen und im Schloss Solitude zur Zeit des Herzogs Carl Eugen. Damit gelingt ihm eine schöne, kurze Zusammenfassung der spannenden Geschichte des kleinen Schlösschens, das die Stuttgarter so lieben.

Unterstützer für das Projekt des Trios gab es einige: So hat auch die StZ-Kolumnistin und Autorin, Adrienne Braun, ein kleines Stück von sich über die Bärenseen und ihr Schlössle beigesteuert. „In ihrer eigenen liebevollen Art hat sie es ganz wunderbar beschrieben“, sagt Guthard fasziniert. In monatelanger Kleinarbeit hat er die Geschichte recherchiert, nach Bildern gesucht und eben vor vielen anderen Büchern gebrütet – wie eben in Brauns „Mittendrin und außen vor: Stuttgarts stille Ecken“. Zu denen gehört das Bärenschlössle und die es umgebenden Seen und der Wald ja trotz des Besucheransturms an schönen Sommertagen ja immer noch.