Die Belgier von Balthazar spielten verträumten Indie-Pop-Rock in Stuttgart. Auch wenn sie ihre Stücke perfektionierten - es war nicht der ganz große Rausch.

Stuttgart - Es ist diese betrunkene Stimme, die von Sehnsucht, dem letzten Glas Whiskey spricht und dazu ein wenig lallt. Man versteht nicht ganz, worum es geht. Doch es spielt keine Rolle. Die Stimme wird von sphärischer Musik getragen, die hin und wieder durch stark punktierte, dumpfe Töne unterbrochen wird. Die Lichter strahlen dazu in Blau und Lila. Die Musik trägt sich weiter und man träumt - schlicht und ungezwungen. Doch wer war noch gleich die Band? Und welcher Wochentag ist heute?

 

Balthazar, Freitagabend im Im Wizemann in Stuttgart, richtig. Am selben Abend sind Egotronic im Zwölfzehn zu Gast, Parov Stellar in der Schleyerhalle und Christian Steiffen im Universum. Das Konzert von Balthazar plätschert nur so dahin. Für punktgenau 75 Minuten. Die Stücke der 2004 in Belgien gegründeten Band sind perfekt einstudiert. Alles klingt wie auf den letzten drei Platten. „Sinking Ship“ mit hohen, fröhlichen Tönen vom Keyboard im Refrain etwa. „Fifteen Floors", eines der ersten Stücke der Band und von dem 2010 erschienen Debüt Applaus, hingegen mit dem für Balthazar bekannten tollen vierstimmigen Gesang - dazu ein grooviger Bass. Oder ihre diesjährige Sommersingle „Bunker“ mit Geige, Keyboard und der betrunkenen Stimme, die sich aus Maarten Devoldere und Jinte Deprez zusammensetzt, und die nun verträumt singt: Don’t you know, don’t you know what to say.

Die Band versetzt rund 300 Zuschauer im Im Wizemann in eine tolle Stimmung. Wie auch schon auf dem diesjährigen Stuttgart Festival und bei ihrem letzten Gig im Schocken, ist man schlicht von der Musik getragen. Doch das war es auch schon - leider. Kein Stück wird ausgebaut oder gar improvisiert. Dabei hat die Band gerade das Potenzial dazu! Ihr sphärischer, klassischer Indie ist ein Highlight der letzten Jahre in der Popmusik. Die Bandmitglieder sind reif für jegliche Bravo-Poster-Wand. Doch fehlt es hier leider schlicht an dem gewissen Etwas außerhalb der Platte. Was freilich Meckern auf hohem Niveau ist. Doch ein bisschen länger träumen innerhalb der vorgetragenen Stücke, wäre toll gewesen. Vor allem, wenn die Stimme so rauchig schön und betrunken klingt. Da kann sie sich doch gerne dem Rausch hingeben.

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